Ingolstadt
Vögel füttern und dabei die Natur lieben lernen

Amsel, Drossel, Fink und Star: Nahrung im eigenen Garten anzubieten ist für viele ein guter Einstieg in Artenschutz

27.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:11 Uhr
Beliebter Treffpunkt: Gartenvögel, wie Feldsperlinge, kann man das ganze Jahr über füttern. −Foto: Rittscher/LBV, privat

Ingolstadt (DK) Eines stellt Anita Schäffer gleich klar: "Vogelfütterung ist kein Ersatz für effektive Artenschutzmaßnahmen im Garten."

Denn nur weil man Vögel füttere, leiste man keinen direkten Beitrag zur Artenvielfalt. "Gartenvögel sind im Gegensatz zu den Vögeln der Feldflur keine gefährdete Art. " Wer sich tatsächlich um die schwindende Biosiversität sorge und einen Beitrag leisten will, dem kann Vogelfütterung allein kein gutes Gewissen bescheren. Dennoch legen Naturschützer wie die Forstwirtin und Buchautorin aus Hilpoltstein allen Neugierigen die Vogelfütterung ans Herz. "Weil es ein toller Einstieg in echten Naturschutz ist", erklärt Schäffer. "Man kann die Tiere beim Füttern gut beobachten, ihr Verhalten studieren. Das berührt viele. "

Gartenvögel sind immer beliebte Gäste, ihr Gesang und ihre Flugkünste beeindrucken. "Gartenvögel sind Arten, die vom Waldrand kommen und den künstlichen Lebensraum der Gärten für sich entdeckt haben. " Hier finden sie sowohl Deckung als auch Nahrung.

Futter kann man den Tieren das ganze Jahr anbieten. "Dabei muss man sich keine Sorgen machen, dass sie zu ,faul' werden und verlernen, in der Natur Futter zu finden", sagt Schäffer. "Das haben wissenschaftliche Studien widerlegt. " Besonders im Winter und in der Brut- und Aufzuchtzeit nehmen die Vögel gerne das Futter an.

"Bedrohte Vogelarten sind die Vögel der Feldflur, wie Wiesenbrüter und andere Großvögel", erklärt die Expertin. Bei Gartenvögeln ist es nicht so dramatisch. Doch alle Vögel sind von Insekten als Nahrung abhängig - und wenn die peu à peu aus den Gärten verschwinden, dann kehren auch die Vögel den grünen Parzellen den Rücken. Steinwüsten statt Wildblumen, gefüllte Blüten statt nektarreichen Pflanzen, Pestizide statt Kompost: Überall findet man Gärten, die für Insekten zu einem feindlichen Lebensraum geworden sind.

"Mithilfe der Vogelfütterung finden viele einen Zugang zu Naturschutzthemen", sagt Anita Schäffer. "Man kann beobachten, welche Art welche Vorlieben hat. Deswegen sollte man auch verschiedene Arten von Futter anbieten, von Fettfutter über feine Sämereien bis zu Nüssen. " Brüten die Tiere im eigenen Garten, kann man sehen, wie die Elterntiere sich abwechseln und wie sie die Jungen mit lebenden Würmern oder Raupen füttern. Währenddessen greifen Altvögel Beobachtungen zufolge vermehrt auf das von Menschen angebotene Futter zurück.

Ganz besonders schön sind diese Erfahrungen für Kinder. "Das ist perfekte Umwelt- und Naturbildung", schwärmt Anita Schäffer. "Studien haben ergeben, dass Kinder, die bei Vogelzählungen mitmachen und sich dafür interessieren, weitaus mehr Arten erkennen. " Und wer als Kind die Wunder der Natur erlebt hat, der wird - so hoffen es die Naturschützer - auch später seinen Beitrag zur Biodiversität leisten. Und keinen Steingarten anlegen.

Wer mag was?

Amsel und Rotkehlchen fressen bevorzugt Weichfutter wie Äpfel, Rosinen oder Getreideflocken. Finken wie Stieglitz, Dompfaff und Zeisig sind Körnerfresser und mögen am liebsten ölhaltige Samen wie Sonnenblumenkerne. Fettfutter, wie zum Beispiel Futterkuchen mit Samen und getrockneten Mehlwürmern oder Insekten, eignet sich besonders gut für Spechte und Kleiber. Meisen, Spatze und Feldsperlinge dagegen nehmen fast alles an. Altes Brot oder Essensreste gehören hingegen nicht ins Vogelhaus, da Salz und Gewürze für die meisten Vögel unverträglich sind. 
Futterhäuschen sollten idealerweise ein paar Meter von Gebüschen entfernt liegen, Katzen können sich so schlechter anschleichen. Aus Hygienegründen sind hängende Futtersilos oder ähnliche Angebote besser, ein traditionelles Futterhäuschen sollte regelmäßig gereinigt werden.DK

Verena Belzer