Neuburg
Virtuosen in ihrem Element

Dozenten der Neuburger Sommerakademie geben ein hochklassiges Eröffnungskonzert

04.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:23 Uhr

 

Neuburg (DK) Mit einem hochklassigen Eröffnungskonzert hat die Sommerakademie am Sonntagabend die Messlatte hochgehängt. Was von den begeistert applaudierenden Konzertbesuchern im leider nur zu drei Vierteln besetzten Kongregationssaal entsprechend gewürdigt wurde.

Unbestrittener Star des Abends ist der begnadete Cellist Alexander Suleiman, der in dem überwiegend modernen Programm die ganze Breite seines Könnens ausspielt. Zarte, fast schon ätherisch zu nennende Klänge durchwehen den ehrwürdigen Saal, als Suleiman zu Beginn die „Vocalise“ aus „Opus 34“ von Sergej Rachmaninoff wunderbar romantisch, voller sehnsüchtiger Versprechen interpretiert. Am Klavier begleitet ihn Heiko Stralendorff, wie später auch bei Rachmaninoffs schwärmerischer Romanze und dem melancholischen Lied in f-Moll.

Dass die „Partita Nr.1 B Dur (BWV 825)“ von ihrem Komponisten Johann Sebastian Bach als „Clavierübung“ eingeordnet wurde, täuscht hinsichtlich ihres hohen Anspruchs an das spieltechnische Niveau des Interpreten. Irma Issakadze hat dieses Niveau, wie sie eindrucksvoll beweist. Technisch ausgezeichnet und mit gebührender Verve und Temperament, aber auch voller Gefühl in den langsamen Tempi spielt sich die gebürtige Georgierin in die Herzen ihrer Zuhörer, die ihren hingebungsvollen und mitreißenden Vortrag mit Bravorufen und anhaltenden Ovationen belohnen und so schon zu früher Stunde eine Zugabe erhalten.

Größer könnte der Sprung aus dem Barock in die Moderne kaum sein. Die „Etincelles Op. 36“ von Moritz Moszkowski, eigentlich ein Klavierstück, hier aber dargeboten als Cello-Solo von Suleiman, könnten gut und gerne spannende Passagen eines Abenteuerfilms unterlegen, so bedrohlich wirkt besonders der Auftakt mit dem Staccato-Thema und den extrem schnellen Skala-Passagen, die technisch höchste Ansprüche an den Interpreten stellen.

Peteris Vasks Komposition „Das Buch“ für Violoncello solo überrascht und fasziniert mit Kopfstimmengesang Suleimans – unglaublich, wie er beides – Spiel und Gesang – so ineinanderfließend hinbekommt. Hochemotional wird es dann mit Franz Hummels „Auf der Flucht vor Paganini“, auf die sich Suleiman und Issakadze begeben und sich dabei einen ebenso temperamentvollen wie mitreißenden Wettstreit zwischen Violincello und Klavier liefern, den keiner der beiden für sich entscheiden kann.

Herbert Wiedemann, künstlerischer Leiter der Bereiche Klassik und Jazz der Sommerakademie, leitet mit Klavierimprovisationen, „bei denen man nie weiß, was dabei herauskommt“, zu Astor Piazzollas „Adios Nonino“ über, einem Tango, der ursprünglich „Nonino“ hieß und als Hommage an seinen Vater gedacht war, den der Komponist aber nach dessen Tod umarbeitete, ihn kontrastreicher, schroffer und melancholischer werden ließ. Klagende und turbulente Passagen geben sich dem Abschiedsschmerz hin, dann wieder brechen schöne Erinnerungen auf und überlagern die Trauer – ein beeindruckendes Werk, dem Wiedemann und Suleiman die nötige Tiefe verleihen.

Mit Robert Schumanns Fantasiestücken „Op. 73“ endet das fulminante Auftaktkonzert, doch so leicht kommen die Künstler natürlich nicht davon. Stralendorff und Suleiman legen nach donnernden und langanhaltenden Ovationen mit dem Scherzo von Johannes Brahms aus der zusammen mit Robert Schumann und Albert Dietrich für den gemeinsamen Freund Joseph Joachim geschriebenen FAE-Sonate noch eine ansprechende Zugabe drauf.