Eichstätt
"Vier Soldaten kamen auf uns zu und wir hoben die Hände"

24.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:29 Uhr

Eichstätt - Zum Kriegsende im April 1945 haben mehrere Familien im Eiskeller der Brauerei Hofmühl Unterschlupf gefunden.

Der damals achtjährige Helmut Pröls aus Marienstein schreibt in seinen Erinnerungen: "In den letzten Kriegsmonaten war sehr oft Fliegeralarm, weshalb die Schulkinder angewiesen waren, bei Sirenengeheul vorher zugewiesene Privathäuser zum Schutz aufzusuchen. " Der Unterricht habe in Wirtshäusern stattgefunden, zum Schluss sei schulfrei gewesen. Häufig seien Tiefflieger angekommen, die besonders Bauern bei der Feldarbeit bedrohten. Auf dem Blumenberg seien zwei Pferde erschossen worden. Helmut Pröls hat seinen Bericht nach eigenem Erleben geschrieben und nach den erlauschten Gesprächen der Erwachsenen. So sei am Montag, 23. April, Großalarm ausgelöst worden, die Leute hätten die wichtigsten Habseligkeiten und Verpflegung zusammengepackt und seien in die Schutzräume geeilt. Für das Mariensteiner "Unterdorf" sei der ehemalige Brauereikeller der Familie Rührseitz bestimmt gewesen.

"Am Dienstag, 24. April, gab es mehrere Explosionen", geht der Bericht von Helmut Pröls weiter. Die Hofmühlbrücke und die Schlagbrücke seien von deutschen Soldaten gesprengt worden. Eine Stunde später habe ein Artillerieduell begonnen: Die amerikanischen Einheiten seien bei Rupertsbuch, Workerszell und später auf dem Blumenberg postiert gewesen, die Deutschen auf der Pietenfelder Höhe und bei Weißenkirchen. "Die Granaten flogen über die Stadt hinweg", so Pröls.

"Im Morgengrauen des Mittwochs, 25. April 1945, waren die Amerikaner plötzlich in Marienstein", schreibt der Zeitzeuge, "vier Soldaten kamen auf uns zu und wir hoben die Hände. " Ein Offizier habe in gutem Deutsch die Anweisung gegeben, wir sollten im Keller bleiben, bis die Kampfhandlungen zu Ende seien, damit es nicht noch Verletzte oder gar Tote gebe. Immerhin sei bei der Frauenbergkapelle ein SS-Nest mit Maschinengewehren gewesen, von dem aus gefeuert worden sei. Bald seien Militärkolonnen den Berg heruntergefahren. "Jetzt wussten wir, dass es überstanden war", resümierte Helmut Pröls.

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