Ingolstadt
Vielstimmiger Zauberklang

Die Regensburger Domspatzen gastierten im Ingolstädter Festsaal

22.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:59 Uhr
Blumengrüße von den Enkeln gab's für Roland Büchner. −Foto: Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Die Regensburger Domspatzen sind nicht nur der älteste, sonder auch einer der besten Knabenchöre der Welt. Die Klarheit und Reinheit der Bubenstimmen im Sopran und Tenor, das souveräne Fundament dazu aus Bariton und Bass benötigen keine weiteren Erläuterungen zu ihrem Stellenwert in der Spitzenklasse.

Dass die Chorbuben aus Regensburg ihren Bischof an diesem Sonntag alleine im Dom zurück lassen und stattdessen ein Benefizkonzert in Ingolstadt geben, ist letztlich der Emsigkeit der drei örtlichen Lions Clubs und der familiären Bande zu Domkapellmeister Roland Büchner zu verdanken. "Wir drei Clubs können mit diesem Konzert den Hospizverein unterstützen", verrät Not-Rupprecht Siegel als einer der Präsidenten vorab im Gespräch. Die Domspatzen legen das ihre dazu bei und verzichten zugunsten des Hospizvereins auf eine Gage.

Ihr Repertoire reicht über die mehr als tausendjährige Geschichte des Chores von der Gregorianik bis zu Jazz und Pop der Neuzeit. Bereits die ersten Anfangstakte ihres Konzerts im beinahe ausverkauften Festsaal des Stadttheaters öffnen für die Zuhörer musikalische Welten. Schon mit den Madrigalen von Orlando di Lasso aus der Renaissance entwickelt der Chor einen staunenswerten komplexen Gesamtklang und extrahiert darin kompositorische Nuancen, die in dieser Raffinesse alleine schon für sich sprechen. Dass die technischen Details nahezu in Perfektion sitzen, muss in dieser Liga, in der sich dieser Chor bewegt, nicht eigens erwähnt werden.

Das große Erstaunen im Publikum kommt mit dem Gefühl, dass die Melodien dennoch leichtfüßig im Festsaal schweben, sich wie auf Elfenflügeln ausbreiten und das Gemüt der Zuhörer berühren. Zudem gibt der Dirigent seinen Knaben und dem Publikum die Zeit, die letzten Töne und Emotionen einer jeden Komposition würdig ausklingen zu lassen. Büchner hat im ersten Teil des Konzerts sein Programm im Anklang an die Gregorianik über das Mittelalter bis zur Klassik gebündelt. Darunter auch das bekannte und wie für diesen Chor vorherbestimmte Ave Verum von Wolfgang Amadeus Mozart. Nach dem vielstimmigen Zauberklang von der Bühne ist das ergriffene Durchatmen der Zuhörer im Verklingen der letzten Akkorde zugleich der Ansatz für einen überaus laut prasselnden Applaus. Büchner gibt in seiner Umsetzung der Werke und Arrangements einen einprägsamen Zugang zu den Liedern und den Raffinessen der Kompositionen, zumal er in intelligentem Plauderton immer wieder auch Hintergründe und Zusammenhänge zu den Komponisten erläutert.

Volkslieder und Popsongs - natürlich wieder in kunstvollen Arrangements aufbereitet - bestimmen den zweiten Konzertteil. Hier holt Büchner fünf junge Solisten mit glockenhellem und raumfüllendem Knabensopran in schwindelerregenden Höhen an die Bühnenkante und begleitet sie am Klavier. Zum Ausklang und als Zugabe zeigen sich die jungen Herren sogar in Pop-Balladen wie "Yesterday" oder "Money, Money" als Sattelfest. Statt der zum Schluss üblichen Blumen vom Veranstalter stürmen diesmal als besondere Überraschung die fünf Enkelkinder von Roland Büchner auf die Bühne und überreichen bunte Blumensträuße.

Lorenz Erl