Schrobenhausen
Viel gelacht bei Farbenpracht

Rolf-Dieter Wührl hat im Pflegschloss vor 120 Gästen seine Ausstellung "Querschnitt aus dem Werk" eröffnet

25.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:17 Uhr

"An alle, die gern malen: Nur nicht aufgeben - es wird schon", ruft Rolf-Dieter Wührl den Gästen bei der Vernissage seiner Ausstellung zu. Und die? Amüsierten sich köstlich! - Foto: Hammerl

Schrobenhausen (DK) So lustig geht es selten bei Vernissagen im Pflegschloss zu. Rolf-Dieter Wührls Ausstellung "Querschnitt aus dem Werk" aber brachte das mit sich. Das älteste Ölbild des Schrobenhausener Künstlers hätte Musemsleiterin Claudia Freitag-Mair "beinahe weggeschmissen".

Eine Anmerkung, die wohl nicht ganz ernst gemeint war, ebenso wenig wie Wührls "Schade, dass so wenige gekommen sind". Bürgermeister Karlheinz Stephan jedenfalls war "sehr zufrieden mit dem Besuch". Schätzungsweise 120 Kunstinteressierte, darunter Wührls Vorbild und Freund Ludwig Angerer, waren zur Vernissage gekommen und bekamen nicht nur Musik von Robert Herzog aus Thierhaupten, einem weiteren Freund, zu hören, sondern auch das erste Ölgemälde des Künstlers zu sehen. Der hielt das vergleichsweise kleinformatige Werk "Italienischer Hafen bei Nacht" hoch in die Luft und kommentierte selbstironisch: "An alle, die gern malen: Nur nicht aufgeben - es wird schon". Die Museumsleiterin musste herzhaft lachen und gestand, sie habe Hafen wie Papagei - Wührls zweites Werk - herumstehen sehen, habe aber "nichts damit anfangen können" und daher beinahe entsorgt.

Lange hat er sich in Schrobenhausen rar gemacht, war höchstens mit Kunst im öffentlichen Raum, unter anderem mit dem Vertriebenendenkmal am Perger Platz, vertreten. Jetzt zeigt der 64-jährige Schrobenhausener mehr als 40 Exponate aus 30-jähriger Schaffenszeit - die meisten erstmals in der Lenbachstadt. Der Schwerpunkt liegt, wie bei einem Surrealisten mit Leib und Seele zu erwarten, auf fantasievollen, farbenprächtigen Bildern, in die sich nicht nur Laudator Stephan "so richtig reinvertiefen" kann. Bilder, die Raum zur Interpretation lassen, zum Träumen animieren und hinter denen Geschichten stecken. "Wenn ich malen könnte, würde ich so malen wie Sie", machte der Bürgermeister Wührl eins der schönsten Komplimente. Viel Lob gab es auch von Besuchern, und nicht nur für die Werke an sich. Auch die Rahmen, die der Künstler selbst aus Metall anfertigt, fielen auf und wurden als brillant bezeichnet, da sie Bezug zum jeweiligen Bild haben, beispielsweise Gitter- beziehungsweise Gefängnisstangen symbolisieren. Eines der ältesten Werke ist ein surrealistisches Arrangement aus Knöpfen. "Ein Relikt aus meiner Jugend, denn ich hatte wenig Spielzeug, daher habe ich mit Knöpfen gespielt", erklärt der Autodidakt, der Kunst stets als Hobby betrieb und seine Brötchen als Hubschraubertechniker verdient hat.

Wer sich auf einen Rundgang durch die Ausstellung begibt, folgt Wührl in verschiedene Stilrichtungen. Der Surrealismus ist im Erdgeschoss daheim und zieht sich bis in den Flur des Obergeschosses. In den Räumen dort sind Stahl-Skulpturen zu sehen, die etwa ein Fünftel der Exponate ausmachen, und abstrakte Werke, die er malt, "um wieder locker zu werden". Was auch für die Stahlskulpturen gelte. Dennoch sind die abstrakten Bilder keine Stiefkinder. Gefragt nach einem Lieblingsbild, nennt er "Am Hafen", weil es "so viel Feuer hat" als einen Favoriten unter den Bildern, die er "alle liebt". Entstanden ist das aufwühlende, von Orangerot dominierte Werk nach einem Nachmittag am Hafen in Venedig, wo er in einer Lagune ein Kriegsschiff friedlich vor sich hindümpeln gesehen hatte. "Es sah gar nicht bedrohlich aus", fand er und verarbeitete diesen Kontrast zwischen Krieg und Frieden in dem Bild. Mit den letzten Räumen im Obergeschoss schließt sich der Kreis wieder, der Besucher kommt wieder im Surrealismus an. Unterwegs gibt es viel zu entdecken, von der gefangenen (Glüh)birne über einen einsamen Beduinen, der mit Kamel durch die Wüste zieht, zarte Glaskugeln - übrigens ein Markenzeichen des Künstlers, der an die Verletzlichkeit des Menschen mahnen will und zu sorgsamem Umgang auffordert - im Dschungel, ein gedeckter Tisch in einer Felsschlucht bis zum einsamen Menschen am Strand. Eine Ausstellung, die dem aufmerksamen Betrachter immer wieder, bei jedem neuen Blick, Neues enthüllen wird und tief in die Seele dringt. Denn der Künstler legt seine Gefühlswelt in die Werke hinein. Und das spürt jeder, der sich auf die Exponate einlässt.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 12. April, während der regulären Öffnungszeiten mittwochs, samstags und sonntags, von 14 bis 16 Uhr zu sehen. An den Sonntagen 14. Februar, 6. März und 10. April, wird Rolf-Dieter Wührl selbst da sein und durch die Ausstellung führen.