Ingolstadt
Viel Anerkennung, aber auch Kritik

Baustellenrundgänge im Kavalier Dalwigk: Interessante Einblicke, ungewohnte Ausblicke

27.09.2021 | Stand 30.09.2021, 3:33 Uhr |
Die höchste Stelle des Rundgangs war das Flachdach neben dem Wasserturm, der am Samstag nicht bestiegen wurde. − Foto: Konze

Ingolstadt - "Sehr schön, es gefällt uns wirklich gut.

" "Muss man dieses Areal so voll bauen? " "Ich vermisse von hier den Blick aufs Schloss. " "Toll, dass historische Details erhalten bleiben und sichtbar gemacht werden. " "Du siehst das Schloss nicht mehr, wenn du über die Autobahn heimkommst und auf der Brücke rüberschaust. " "Wenn hier ein Café entsteht, ist es sicher attraktiv. " Verschiedene Meinungen gab es bei den acht Baustellenrundgängen am Kavalier Dalwigk. Die ersten Gerüste werden abgebaut, Ende des Jahres soll eine erste Übergabe stattfinden, die Gesamtfertigstellung ist für Mitte 2022 anvisiert. Da eröffneten die Rundgänge am Samstag - unter anderem erläuterte sie INKoBau-Geschäftsführer Nicolai Fall - die Baufortschritte, seltene Einblicke und ließen erahnen, wie es in Bälde im Kavalier Dalwigk und im Anbau aussehen wird.

Mit Helm und Warnweste geschützt, getestet, genesen oder geimpft geht es los. Zuerst in den modernen, zweckmäßigen und großflächigen Neubau östlich des Kavalier Dalwigk. Diesen wird die THI belegen, sagt Fall. 7000 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung, zwei Stockwerke für Seminarräume, zwei für Büros. Fernwärme und Fernkälte werden hier Einzug halten, der Rohbau (über 60 Prozent sind bereits erstellt) soll bis Ende des Jahres fertig, also dicht sein. "Damit wir im Winter weiterarbeiten können", so Fall. Die Technik ist übrigens im Erdgeschoss untergebracht - im Untergrund ruht zu viel Historisches.

Dann zieht die Karawane dorthin, wo sie schauen, staunen, Neues sehen und auch kritisieren will: ins Kavalier Dalwigk, das laut Fall nicht restauriert, sondern saniert wird. Es geht über Betonstufen, staubige Böden, vorbei an fensterlosen Rahmen, hinein in die historischen Gemäuer, in die "Tonnen", zu alten, groben Holzdielen (die später unter einer Glasplatte zu sehen sein werden) und den Nischen in der Wand, in denen früher mitunter Öfen standen. Auch historische Fliesen werden später wieder auftauchen. Fall erzählt, dass die runden Decken nicht abgehängt werden, dass aber wegen der Akustik lärmdämmende Elemente angebracht werden. "Künstlerische Objekte" nennt er sie. "Wir sagen Zeppelin dazu. "

Das Dalwigk, laut Fall nur rund 15 Jahre Festungsbau, danach ein Industriebau, ist an vielen Stellen heller geworden. Große Fenster lassen Licht hinein. Ganz unten - wegen der Gefahr eines 100-jährigen Hochwassers wurden die Fenster hier sehr weit oben eingeplant - entsteht ein Makerspace. Mit 3D-Drucker, Schleifanlage und anderen Geräten. Man braucht eine Eintrittskarte. Dann wird der Besucher eingewiesen und kann die Geräte nutzen - auf immerhin 1000 Quadratmetern. Auf dem Weg in die anderen Stockwerke finden sich Beton- und historische Wände (auch das Fundament, auf dem das Kavalier Dalwigk steht) in trauter Zweisamkeit. Mehr alte Ziegelmauer war nicht möglich: "Da war viel kaputt", so Fall. Gute Ziegel wurden aber beim Ausbessern verwendet. Schade: Der Blick aufs Schloss bleibt zum größten Teil verwehrt.

Für Kurt und Kim Langer aus Ingolstadt, die sich schon viel angeschaut haben, ist es interessant. "Wir finden, es ist besser als wir uns es vorgestellt haben, wir finden es aber schade, dass noch so ein Koloss hingestellt wurde. " Doris Massinger und Günter Dirnhofer aus Ingolstadt wollen "über die Entwicklung im Kavalier Dalwigk bescheid wissen". Alles Alte fasziniere sie, Schlösser und eben solche Gebäude wie das Kavalier Dalwigk. "Seit dem Tag des offenen Denkmals, als hier noch viel Schutt rumlag, hat sich viel getan. Nun hoffen wir, dass wir noch einmal hier rein dürfen, wenn alles fertig ist. " Jutta, Ramona und Alfons Meier aus Ingolstadt finden, "im Großen und Ganzen sei alles schön hergerichtet" - im Vergleich zu vor drei, vier Jahren. Aber: "Vieles hier passt nicht wirklich zur Altstadt. Andere Städte sind stolz auf ihre Altstadt, wir pflastern sie zu. " Aber die Meiers geben zu: "Innen haben sie es schön gemacht, da haben sie aufgepasst. " Den Wasserturm durften die Besucher am Samstag nur von außen betrachten, Hinaufsteigen war nicht eingeplant. Fall betonte: "Der Wasserturm sticht nun heraus, wir haben ihn nicht zu Tode restauriert, sondern saniert. " Gerettet, also restauriert werden konnte übrigens nur ein Holzfenster.

DK

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