Vertriebene Wegbereiter zur Verständigung

03.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:43 Uhr

Zu „Schönheit und Zerstörung“ (SZ vom 27. August):

Bei der Vorstellung der Bilder der Ausstellung „Der schöne Böhmerwald“ in Wort und Schrift wurde mehrfach darauf verwiesen, dass der Autor schon vor zehn Jahren starb. Deshalb kann der Betrachter davon ausgehen, dass die Bilder „nach 1945“ etwa zu Ende der 1990er Jahre entstanden. Wer in der Nachwendezeit die Grenzgebiete Tschechiens zur Bundesrepublik bereiste, musste allenthalben auch als unbefangener Betrachter Verfall und Zerstörung registrieren. Die Bilder der „verschwundenen Orte“ sind absolut real, auch ohne genaue Datierung, in Orten wie Oberplan, Prachatitz, Winterberg oder Krumau ist unbestritten seit der Wende sehr viel für den Erhalt der alten Bauten getan worden. Nicht verschwiegen werden darf aber hier das Engagement und besonders die Spendenfreudigkeit der „ewig Gestrigen“ zum Wiederaufbau oder dem Erhalt so mancher Kirche, Kapelle oder sonstigen Bauwerks im Böhmerwald und nicht nur dort. Dass viele dieser Restaurierungen meist nur mit Fördergeldern aus der EU bewerkstelligt wurden und werden sowie Spenden aus den Kreisen der früheren Bewohner oftmals den Grundstock zur Finanzierung bilden, wird auch von tschechischer Seite nicht bestritten.

Abschließend sei noch darauf verwiesen, dass Bildmaterial und Ausstellungen in der Art der von Herrn Toman als „ewig Gestrig“ Apostrophierten auch von Tschechen gefertigt und diesseits und jenseits der Grenze gezeigt werden: „Das verschwundene Egerland“, „Erzgebirge Gestern und Heute“ oder „Verschwundene Kirchen im Bistum Pilsen“. Den Böhmerwaldbund oder andere Heimatverbände als die „ewig Gestrigen“ zu bezeichnen, ist für mich ein Rückfall in die Rhetorik der Zeit des Eisernen Vorhangs. Sie waren und sind vielmehr sehr oft Wegbereiter zur Verständigung ungeachtet aller Gegensätze.

Heinz Eibl

Griesweg

Schrobenhausen