Vertrauen in die eigenen Stärken belohnt

15.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Die Leviten lesen musste Trainer Peter Schwägerl das ein oder an-dere Mal seinen Schützlingen – hier ist Philipp Rast an der Reihe.

Riedenburg (DK) Durch das lauter und lauter werdende Stimmengewirr dringt ein kurzer, spitzer Schrei: "Ja!" Es ist vollbracht, die letzte Anspannung weicht der Freude: "Wir haben es geschafft, wir sind Oberpfalz-Meister!" Vor wenigen Sekunden fand der letzte Ballwechsel des fünfstündigen C-Junioren-Volleyballturniers sein jähes Ende: Der Abwehrversuch des Regenstaufers landet im Netz – Spiel, Satz und Sieg TV Riedenburg!

Zweifel zu Beginn

Dass die Riedenburger U 16-Volleyballer als Gastgeber der Oberpfalz-Meisterschaften letztlich ungeschlagen und somit auch verdient den Titel holen und den heimischen Bezirk am 14./15. März bei den Nordbayerischen Titelkämpfen vertreten würden, ist zu Beginn ihres "Heimspiels" allerdings noch nicht absehbar. Zwar starten die TVler mit einem ungefährdeten 25:8-Satzerfolg ins Meisterturnier, doch urplötzlich ist sie weg, die meisterliche Form. "Was ist nur mit meinen Jungs los", fragt sich TV-Trainer Peter Schwägerl. Der Übungsleiter kann mitunter gar nicht mit ansehen, was seine Schützlinge auf dem Parkett der Johann-Simon-Mayr-Realschulturnhalle so anstellen. Immer wieder schüttelt Schwägerl ungläubig den Kopf. Denn seine Schützlinge stellen sich an, als würden sie zum ersten Mal in ihrem Leben Volleyball spielen. Die erst vor drei Wochen zu Ende gegangene, ausgesprochen erfolgreich verlaufene Punkterunde, als sich das TV-Team in acht Spielen nur einen einzigen Satzverlust leistete und das Ranking souverän als Gruppenerster abschloss, scheint vergessen und das Vertrauen in die eigenen Stärken geschwunden.

"Was macht Ihr denn da" Schwägerl würde sich am liebsten die Haare raufen, doch er hat mit dem Coaching seiner Buben mehr zu tun, als ihm lieb ist. Auf einmal will rein gar nichts mehr funktionieren im Auftaktspiel gegen den TSV Abensberg, der eigentlich den Aufbaugegner für den TV mimen sollte. Eigentlich. Denn selbst die Aufstellung, das A und O des Volleyballs, will nicht gelingen. Wer muss auf welche Position? – Ratlosigkeit ist plötzlich der siebte Spieler beim gastgebenden Favoriten, der den 2. Satz mit 24:26 verliert.

"Zu faul zum Denken"

Und Schwägerl, dessen jüngerer Bruder Thomas zur Unterstützung mit auf die Bank geeilt ist, atmet tief durch, um sich zu beruhigen: "Meine Jungs sind sogar zu faul zum Denken", wird der Trainer nach der mit einem 15:5 im Tiebreak doch noch gewonnenen Partie fassungslos sagen – und seinen Jungs erst einmal die Leviten lesen. Das sitzt!

Holprig war er zwar, der Auftakt gegen den Außenseiter von der Abens. Jetzt ist Wiedergutmachung angesagt. Die SG Siemens Amberg bekommt nach ihrem glatten 2:0 (25:17, 25:5) über den TB Regenstauf die neu entfachte Entschlossenheit der Dreiburgenstädter zu spüren. Von der Unsicherheit zuvor ist nichts geblieben. Die Angaben kommen, Hannes Campe und Philipp Rast, die sich auf der Zuspielerposition abwechseln, setzen ihre Teamkameraden auf den Außen prima in Szene und die hoch aufgeschossenen Mirko Walter und Andreas Mühlbauer bedanken sich mit unwiderstehlichen und nur selten zu blockenden Angriffen. Einseitig ist die Partie, mit 25:15 und 25:17 setzen sich die Riedenburger durch und haben damit ihr Minimalziel – den 2. Platz und die Qualifikation für die Nordbayerische – bereits erreicht.

Die TV-Volleyballer wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass diesmal auch der dritte Platz gereicht hätte: Zwei Akteure der Amberger, die in ihrem letzten Spiel mit 25:11 und 25:5 den Abensbergern deutlich die Grenzen aufzeigen, sind am 14./15. März mit der Schule auf Skifahrt, so dass der Oberpfalz-Vizemeister auf seine Teilnahme verzichten muss und der TB Regenstauf nachrückt. Doch das interessiert die Hausherren ohnehin nicht. Jetzt wollen sie natürlich auch den Oberpfalz-Titel, denn "dann spielen wir bei der Nordbayerischen gegen die vermeintlich schwächeren Teams", weiß der Coach.

Doch wer dachte, der sei reine Formsache gegen den letzten Gegner des Tages, der in der Punkterunde glatt mit 2:0 abgefertigt wurde, sieht sich eines Besseren belehrt: Nach dem 25:12 im ersten Satz hält gegen die Regenstaufer der Schlendrian wieder Einzug ins TV-Spiel. Als es im 2. Durchgang 4:7 aus Sicht des TVR steht, nimmt Schwägerl eine Auszeit: "Das ist zu langsam, gebt mehr Gas!"

Acht Matchbälle

Uns seine Jungs geben Gas: Beim 12:12 gleichen Bastian Scheugenflug und Co. erstmals aus und ziehen anschließend auf 24:18 davon. Sechs vergebene Matchbälle später geht die Partie in die Verlängerung, ehe im achten Versuch der letzte Punkt zum 27:25-Erfolg gelingt. Und bei der "Nordbayerischen", um deren Ausrichtung sich der TV Riedenburg bemüht, soll nun das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte geschrieben werden.