Versicherungsschutz - Worauf kommt es bei der Unfallversicherung an?

08.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:44 Uhr

Oft genügt schon ein Sturz von der Leiter, um in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Eine gute Unfallversicherung zahlt bei allen Freizeit- und Berufsunfällen. Worauf man bei der Police achten sollte.

Bein ab, arm dran – solche Binsenweisheiten werden leider immer häufiger zur betrüblichen Wahrheit. Denn ein Unfall ist schnell geschehen. Die gesetzliche Unfallversicherung springt dann allerdings nur ein, wenn der Unfall am Arbeitsplatz, im Kindergarten, in der Schule, in der Universität oder auf dem Weg dorthin passiert ist. Eine private Unfallversicherung dagegen schützt rund um die Uhr zu jeder Zeit und das weltweit. Und die meisten Unfälle passieren ohnehin im häuslichen Bereich und in der Freizeit. Übrigens: Statistisch gesehen stürzt fast viertelstündlich eine Hausfrau von der Leiter.

Eine private Unfallversicherung zahlt je nach Fall eine einmalige Versicherungssumme oder eine dauerhafte Rente, wenn jemand durch einen Unfall eine fortwährende Beeinträchtigung seiner körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit erlitten hat. Auch eventuelle Bergungskosten sind hier meist gleich mit abgesichert.

Wie hoch die möglichen Leistungen ausfallen, hängt in der Regel von drei Faktoren ab: Vom festgestellten Invaliditätsgrad, von der Qualität der sogenannten Gliedertaxe des Versicherers (anhand der Gliedertaxe wird der Grad der Invalidität festgelegt) und vom gewählten Tarif des Versicherungsnehmers.

Unfallversicherungen mit Progression vorteilhafter

Die Assekuranzen bieten hier unterschiedliche Tarifmodelle an. Die empfehlenswertesten Varianten sind für die meisten Versicherungsnehmer die Tarife mit einer sogenannten Progression. Diese liegt im Regelfall zwischen 350 und 500 Prozent. Damit ist gemeint, dass die Invaliditätsleistung umso mehr ansteigt, je schwerer der Invaliditätsgrad ist. Solche Verträge haben das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis.

Der Vorteil liegt dabei darin, dass bei höheren Invaliditätsgraden eine deutlich höhere Invaliditäts-Summe zur Auszahlung kommt. Die Progression beginnt in der Regel aber erst bei einer Invalidität über 25 Prozent zu greifen. Beispiel: Sie möchten von Ihrer Unfallversicherung für den Fall einer hundertprozentigen Invalidität eine Summe von 350.000 Euro erhalten. Das bedeutet, Sie könnten die Grundinvaliditätssumme auf 100.000 Euro festlegen und einen Progressions-Tarif von 350 Prozent wählen. Bei dieser Variante bekämen Sie zum Beispiel bei 60-prozentiger Invalidität noch 150.000 Euro und bei Vollinvalidität aber 350.000 Euro. Die Bezeichnung der Tarife richtet sich nach der Leistungshöhe bei Invalidität, z.B. P350 oder P500 für einen Progressionstarif, in dem der Versicherte bei Vollinvalidität 350 Prozent bzw. 500 Prozent der abgeschlossenen Versicherungssumme erhält.

Beim Tarif-Vergleich genau Details prüfen

Ein Problem für den Verbraucher dabei ist leider, dass sich die Tarife der Unfallversicherer auch bei gleicher Progression meist nur sehr schwer vergleichen lassen. So gibt es Anbieter, die im Rahmen der 500-Prozent-Progression einen 60-prozentigen Invaliditätsgrad mit 220.000 Euro (Cosmos Direkt) oder aber auch nur mit 160.000 Euro (Europa) bzw. 150.000 Euro (Janitos) auszahlen. Trotz gleicher Progression kann der Anstieg unterschiedlich ausfallen. Zudem gibt es große Differenzen bei den im Grundbeitrag kostenfrei mit enthaltenen Leistungserweiterungen. Dazu gehören u.a. Bergungskosten und kosmetische Operationen, Immun- und Infektionsklauseln, besonders attraktive Gliedertaxen, Leistungen bei Unfällen durch Bewusstseinsstörungen oder infolge von Schlaganfällen oder Herzinfarkt u.v.m. Wichtig deshalb: Nicht allein auf die Beitragshöhe achten, sondern genau die Leistungskataloge checken! So zahlen in manchen Tarifen die Versicherer 5.000 Euro oder aber auch 20.000 Euro an Bergungskosten. Hier sind Kunden gefordert und müssen genau die Preis-/Leistungsvarianten jeweils bei einem Versicherer und dann auch gegenüber anderen Versicherungsangeboten abgleichen. Es lohnt sich. Top-Anbieter in Tests sind Swiss Life, Janitos, Asstel, NV oder Cosmos Direkt.

Für die Ermittlung der Grundversicherungssumme empfiehlt Versicherungsexperte Torsten Rudnik vom Bund der Versicherten eine einfache Faustregel. Im Alter von 30 Jahren das Sechsfache des Brutto-Jahreseinkommens, mit 40 Jahren das Fünffache und mit 50 Jahren das Vierfache. Weitgehend verzichten sollte man auf Vertrags-Extras wie Tagegeld oder Krankenhaustagegeld. Wer eine Tagegeldversicherung benötigt, braucht diese nicht nur bei Unfällen sondern auch bei Krankheit, sagt Rudnik. Also Extras besser günstiger separat versichern.