Neuburg/Schrobenhausen
Verjüngung bei den Freien Wählern

Mitglieder beschließen Kandidatenliste für die Kreistagswahl - Landrat und Staatssekretär an der Spitze

24.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:36 Uhr
Stimmabgabe: Ernst Gebert (v.l.), hier als Wahlhelfer, mit Klaus Brems, Landrat Peter von der Grün, Georg Hartmann und Harald Reisner. −Foto: Janda

Langenmosen (DK) Die Freien Wähler gehen mit prominenten Namen in die Kreistagswahl im März.

Am Sonntagabend segneten die Mitglieder bei der Aufstellungsversammlung in Langenmosen die Kandidatenliste einstimmig ab. An der Spitze stehen Landrat Peter von der Grün und Staatssekretär Roland Weigert.

Eine Überraschung blieb dabei aus. Kein Wunder: Immerhin hatte die FW-Spitze um von der Grün als Chef des Kreisverbands und Florian Herold, der der Kreisvereinigung vorsteht, die Listenaufstellung über Monate hinweg vorbereitet. Nötig war dieser Prozess, der dazu führte, dass die Freien Wähler als letzte der großen Gruppierungen im Landkreis ihre Liste aufstellen, allemal. Denn in der aktuell 20-köpfigen Fraktion im Kreistag wird die Kommunalwahl einen massiven Wechsel bringen. Zehn Kreisräte treten im März nicht mehr an, darunter Stimmenmagneten wie die beiden Karlshulder Karl Seitle und Benno Baur, Werner Lemal aus Schrobenhausen, der Rennertshofener Ernst Gebert, die Ehekirchenerin Maria Lang und Neuburgs früherer Oberbürgermeister Hans Günter Huniar.

Diese Lücken sollen durchaus bekannte und junge Namen füllen. "Wir haben eine wirklich breit gefächerte Liste aus engagierten, kompetenten und erfahrenen Leuten ", sagte von der Grün. Hinter ihm und seinem Vorgänger Roland Weigert, der seit gut einem Jahr Mitglied der Staatsregierung ist, kandidiert Herold, der im März das Neuburger Rathaus erobern will, gefolgt von Bezirksrat Ludwig Bayer aus Rennertshofen und dem designierten Schrobenhausener Bürgermeisterkandidaten Harald Reisner. Erste Frau ist die Rennertshofenerin Ulrike Polleichtner, die ebenfalls wieder als Rathauschefin antritt. Auf den weiteren Plätzen folgen neben den amtierenden Kreisräten weitere Bürgermeisterkandidaten wie Michael Lederer (Karlshuld) auf Rang sieben, Christian Peters (Burgheim) auf Platz 18, Alfred Fröhlich (Waidhofen) auf Position 21 und Erich Pradel (Langenmosen) gleich dahinter. Bianca Glöckl (Rang elf) soll mit Werner Hecht (20) den Karlshulder Block verstärken. Norbert Ziegler (25) aus Königsmoos war lange als Chef der Erzeugergemeinschaft für Qualitätskartoffeln bayernweit unterwegs.

Beim Frauenanteil sieht es diesmal zumindest etwas besser aus als vor sechs Jahren. Damals traten lediglich sieben Kandidatinnen auf der FW-Liste an, nun sind es immerhin neun. Vier davon - neben Polleichtner und Glöckl auch Elisabeth Schafferhans und Kreisrätin Anita Kerner - sind unter den Top 20.

Die ersten Entscheidungen des Abends fielen übrigens noch vor der Aufstellung. Jeweils einstimmig entschieden sich die Mitglieder, dass Kreisverband und Kreisvereinigung eine gemeinsame Liste aufstellen.

Die Kandidaten im Überblick

1. Peter von der Grün (47), Landrat aus Rennertshofen; 2. Roland Weigert (51), Staatssekretär und Kreisrat aus Karlshuld; 3. Florian Herold (40), Personalleiter aus Neuburg; 4. Ludwig Bayer (66), Landwirtschaftsmeister, Bezirks-, Kreis und Gemeinderat aus Rennertshofen; 5. Harald Reisner (58), Beamter und Stadtrat aus Schrobenhausen; 6. Ulrike Polleichtner (55), Justizverwaltungsamtfrau und Dritte Bürgermeisterin aus Rennertshofen; 7. Michael Lederer (45), selbstständiger Kaufmann und Vize-Bürgermeister aus Karlshuld; 8. Paul Strixner (59), Landwirt, Kreis- und Gemeinderat aus Ehekirchen; 9. Helmut Roßkopf (59), Gemeindearbeiter, Bürgermeister und Kreisrat aus Berg im Gau; 10. Günter Gamisch (56), Bürgermeister und Kreisrat aus Ehekirchen; 11. Bianca Glöckl (43), selbstständige Kauffrau und Gemeinderätin aus Karlshuld; 12. Heinrich Seißler (59), Bürgermeister und Kreisrat aus Königsmoos; 13. Franz Mehner (52), Zimmerermeister und Kreisrat aus Langenmosen; 14. Rudolf Koppold (62), Rentner, Kreis- und Stadtrat; 15. Elisabeth Schafferhans (62), Kindergartenleiterin aus Neuburg; 16. Roland Harsch (46), Unternehmer, Kreis- und Stadtrat aus Neuburg; 17. Anita Kerner (46), Raumausstatterin und Kreisrätin aus Neuburg; 18. Christian Peters (48), Prokurist aus Burgheim; 19. Andreas Schwinghammer (55), Bankvorstand und Gemeinderat aus Karlskron; 20. Werner Hecht (40), Gärtnermeister und Gemeinderat aus Karlshuld; 21. Alfred Fröhlich (51), Maschinenbaumeister und Vize-Bürgermeister aus Waidhofen; 22. Erich Pradel (53), kaufmännischer Angesteller und Dritter Bürgermeister aus Langenmosen; 23. Johann Habermeyer (56), Diplom-Agraringenieur, Geschäftsführer, Landwirt und Dritter Bürgermeister aus Neuburg; 24. Gerhard Göbel (58), Landwirt und Gemeinderat aus Rennertshofen; 25. Norbert Ziegler (55), Landwirtschaftsmeister aus Königsmoos; 26. Shahram Tabrizi, Oberarzt aus Brunnen; 27. Peter Martin (25), Schreiner aus Burgheim; 28. Thomas Fürst (42), Schreinermeister, Projektleiter und Vize-Bürgermeister aus Weichering; 29. Brigitta Wollesack (59), Kämmererin und Gemeinderätin aus Gachenbach; 30. Georg Hartmann (64), Heizungsbaumeister und Vize-Bürgermeister aus Aresing; 31. Günther Schalk (48), Rechtsanwalt und Stadtrat aus Schrobenhausen; 32. Claudia Heinzmann (57); Rechtsanwältin und Vize-Bürgermeisterin aus Bergheim; 33. Josef Kraus (53), Techniker und Gemeinderat aus Königsmoos; 34. Thomas Bednarz (54), Rechtsanwalt und Vize-Bürgermeister aus Ehekirchen; 35. Martin Artner (44), Werkleiter aus Ehekirchen; 36. Manuela Heckl (43), Verwaltungsleiterin und Dritte Bürgermeisterin aus Rohrenfels; 37. Bernd Miller (51), selbstständiger Unternehmer aus Gachenbach; 38. Bernhard Pfahler (57), Verwaltungsangestellter und Stadtrat aus Neuburg; 39. Andreas Flath (51), Beamter im Justizvollzug und Dritter Bürgermeister aus Burgheim; 40. Klaus Rössler (59) Geschäftsführer und Leader-Manager aus Burgheim; 41. Helmut Meier (55), Bankkaufmann und Gemeinderat, aus Burgheim; 42. Thomas Bauch (57), Marketingleiter und Pressesprecher aus Burgheim; 43. Manfred Kneissl (60), Fachkraft für Arbeitssicherheit aus Schrobenhausen; 44. Johann Reisner (59), Bautechniker aus Schrobenhausen; 45. Petra Maier (51), Einzelhandelskauffrau aus Schrobenhausen; 46. Kurt Bachhuber (49), Radio- und Fernsehtechniker und Gemeinderat aus Karlskron; 47. Stefan Appel (47), Augenoptikermeister und Gemeinderat aus Weichering; 48. Albert Streicher (38), Elektromeister, Geschäftsführer und Gemeinderat aus Aresing; 49. Albert Zeller (54), Bankbetriebswirt und Gemeinderat aus Bergheim; 50. Michael Hundseder (37), Maurer- und Betonbaumeister aus Schrobenhausen; 51. Christian Ahle (49), Diplom-Ingenieur und Gemeinderat aus Langenmosen; 52. Kathrin Kratzer (44), Krankenschwester und Gemeinderätin aus Langenmosen; 53. Marianne Mischok-Seißler (30), Ingenieurin der Landwirtschaft aus Königsmoos; 54. Florian Zimmermann (36), Betriebswirt des Handwerks aus Karlskron; 55. Hans-Jürgen Jaretzke (52), Wirtschaftsinformatiker und Gemeinderat aus Waidhofen; 56. Stefan Fäustlin (43), Verwaltungsleiter und Gemeinderat aus Königsmoos; 57. Andreas Zeitlmair (32), Maschinenbauingenieur und Gemeinderat aus Aresing; 58. Reinhard Schläfer (56), technischer Fernmeldehauptsekretär und Gemeinderat aus Karlshuld; 59. Manfred Pelzer (58), selbstständiger Gerüstbauer und Gemeinderat aus Karlshuld; 60. Klaus Babel (57), Vollziehungsbeamter und Stadtrat aus Neuburg. Ersatz: Petra Knoll (48) aus Langenmosen; Heidrun Weickum aus Neuburg; Anna Leinfelder (30) aus Rennertshofen; Jürgen Tanzer (43) aus Schrobenhausen; Roland Bäurle (37) aus Schrobenhausen.

Kommentar von Stefen Janda

Die Freien Wähler fahren für die Kreistagswahl im März personell schweres Geschütz auf.

Das gilt vor allem für die vorderen Plätze der Kandidatenliste. Überraschend kommt dieses Vorgehen nicht; immerhin geht es bei der Wahl um weitaus mehr als nur um ein gutes Ergebnis. Denn um die 60 Mandate im Kreistag bewerben sich diesmal neben CSU, FW, SPD, Grünen, FDP und DU auch die Linken sowie womöglich auch noch die AfD und die Satirepartei Die Partei. Der Konkurrenzdruck nimmt dadurch gewaltig zu. Kein Wunder also, dass die Freien Wähler mit ihren Galionsfiguren, Landrat Peter von der Grün und Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert, an der Spitze ins Rennen gehen.

Von der Grüns Bewerbung könnte jedoch einige Bürger vor den Kopf stoßen. Denn nach seiner Wahl zum Kreischef im vergangenen Februar ist der Bertoldsheimer bis zum Jahr 2026 - und damit bis Ende der Wahlperiode des künftigen Kreistags - in diesem Amt gesetzt. Annehmen könnte er ein Mandat im Gremium also nur als Nachrücker, wenn er als Landrat ausscheiden und anschließend in der FW-Fraktion ein Platz frei werden würde. Das war bei seinem Vorgänger Roland Weigert nach dessen Wechsel in den Landtag zwar tatsächlich der Fall. Eine Wiederholung gilt allerdings als äußerst unrealistisches Szenario.

Kritisieren kann und darf man diesen Schritt daher durchaus. Dass der erste Mann im Landkreis dennoch für den Kreistag kandidiert, ist jedoch - abgesehen von einem gewissen Beigeschmack - grundsätzlich ein völlig legitimer Vorgang. Der Landrat darf auf der Liste seiner Gruppierung antreten, auch wenn seine Amt selbst diesmal nicht zur Wahl steht und damit für ihn auch nicht in Gefahr ist. In Zeiten einer zunehmenden Zersplitterung der Parteienlandschaft wird für die etablierten Kräfte beim Urnengang im März jede einzelne Stimme entscheidend sein. Den Luxus, auf eine Listenkandidatur zu verzichten, kann sich der Landrat daher kaum leisten.

Stefan Janda