Eichstätt
Verhaltene Freude und auch eine Portion Skepsis

Fraktionsvorsitzende im Stadtrat äußern sich zur Wahl Josef Grienbergers (CSU) zum neuen Oberbürgermeister

30.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:38 Uhr
Eine Festung in unruhigen Zeiten? Das Eichstätter Rathaus bekommt zum 1. Mai mit dem CSU-Mann Josef Grienberger einen neuen Chef. Der 30-Jährige ist zugleich der jüngste Oberbürgermeister in der Geschichte der Stadt. Ist er auch krisenfest? −Foto: Chloupek/Archiv

Eichstätt - Die Würfel sind gefallen: Mit Josef Grienberger (CSU, Foto) wird zum 1. Mai ein neuer Oberbürgermeister ins Eichstätter Rathaus einziehen.

 

Der 30-jährige Volkswirt tritt die Nachfolge von Andreas Steppberger (FW) an, der nach nur einer Amtszeit nicht mehr kandidiert hatte. Bei der Stichwahl fielen 4324 Stimmen (62,17 Prozent) auf Josef Grienberger, SPD-Bewerber Christian Alberter sammelte 2631 Stimmen (37,83 Prozent). Insgesamt waren 10353 Eichstätterinnen und Eichstätter zur Wahl aufgerufen, 7018 (67,78 Prozent) gaben ihre Stimme ab, 63 davon waren ungültig.

 

Wir haben uns bei den Fraktionsvorsitzenden im Eichstätter Stadtrat umgehört, was sie zur Wahl Grienbergers sagen.

 

Noch am Wahlabend äußerte sich CSU-Fraktionschefin Elisabeth Gabler-Hofrichter: "Wir freuen uns über das eindeutige Ergebnis. Nach 26 Jahren stellt nun die CSU wieder einen Oberbürgermeister. Josef Grienberger und wir als Wahlkampfteam bedanken uns bei allen Wählern für das entgegenbrachte Vertrauen. Wir bedanken uns auch bei allen Parteien für einen fairen Wahlkampf. "

 

In Feierlaune sei die CSU dennoch nicht, räumte Gabler-Hofrichter ein: "Unsere Gedanken sind natürlich bei allen Menschen, die von der aktuellen Krise betroffen sind. " Josef Grienberger werde keinen leichten Start haben. "Ich kann Ihnen aber versichern, dass er sich bereits seit Tagen auf den Umgang mit der Krise vorbereitet. Er wird sein Bestes geben, um den Schaden für die Eichstätter Bürger möglichst klein zu halten. "

 

Eine gehörige Portion Skepsis schwingt beim Fraktionsvorsitzenden der SPD, Stefan Schieren, mit: "Im Namen der Eichstätter SPD möchte ich dem neuen Oberbürgermeister zu seiner Wahl gratulieren und ihm für die vor uns liegenden sechs Jahre eine glückliche Hand wünschen. " Die Eichstätter SPD sei grundsätzlich zur Zusammenarbeit bereit. "Allerdings steht diese vor dem Problem, dass die Eichstätter wie vor acht Jahren einen jungen Politikneuling in das Amt des Oberbürgermeisters gewählt haben, dem jede stadtpolitische Erfahrung fehlt", meint Schieren. Bilanz werde in sechs Jahren gezogen. "Sie wird unserer Befürchtung nach nicht wesentlich anders aussehen als die der vergangenen acht Jahre. " Bedauernd schiebt er hinterher: "Christian Alberter war ein vorzüglicher Kandidat. Sein Einsatz war grandios. Sehr schade, dass es nicht gereicht hat. Er wird die gute Arbeit der Eichstätter SPD im Stadtrat fortsetzen. "

"Joe Grienberger habe ich als netten, sympathischen Menschen kennengelernt", sagt Klaus Bittlmayer (Grüne). Auch ihm sei offenbar eine faire Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen hinweg wichtig. Genau so würden sich die zukünftigen Herausforderungen lösen lassen, es gehe nur gemeinsam. "Dazu stehen auch wir Grüne und sind mit in der Verantwortung für eine gute Arbeitskultur. Auf Grienberger kommt nun ein anspruchsvoller, harter Job zu. Zeit für große Einarbeitung hat er leider keine, spätestens am 1. Mai geht er unter Volllast ins Geschirr. Er wird sehr schnell in der Realität ankommen, und ich hoffe sehr, dass er über dem Wasser bleibt. Seine fachlichen und organisatorischen Fähigkeiten kann ich nicht beurteilen, dafür kenne ich ihn zu wenig. Gut, dass entschieden ist. Und jetzt geht's ans Gestalten. Alle zusammen für Eichstätt! "


Ob Josef Grienberger der richtige Mann an der Rathausspitze sei, könne er natürlich nicht mit einem klaren Ja beantworten, so Willi Reinbold (ÖDP), "sonst hätten wir nicht selbst eine eigene Kandidatin ins Rennen geschickt. Allerdings weiß er, dass Veränderungen in verschiedenen Bereichen notwendig sind, und er will diese anpacken. Dabei werden wir ihn sachlich kritisch begleiten und unterstützen. " Grienberger werde die Stadt durch eine schwierige Zeit steuern müssen: "Wir, die ÖDP-Fraktion, haben ein offenes Gespräch mit ihm geführt, das sehr konstruktiv war. Wir bieten ihm die Zusammenarbeit an. Gemeinsam können wir es schaffen. " Es gebe aktuell viele ungelöste Probleme, so Reinbold weiter: "Die können wir nur gemeinsam meistern. " Grienberger habe gezeigt, dass er den Willen dazu habe. "Seine fehlenden Erfahrungen im politischen Geschäft wird er hoffentlich gut kompensieren, indem er nicht nur einigen wenigen Beraterinnen und Beratern zuhört, sondern sich breit und parteiübergreifend informiert. "

knoFotos: EK-Archiv