Kleinhohenried
Vergängliche Kunst aus Weide

Beim Flechtkurs im Haus im Moos lernen die Teilnehmer, wie sie Rankhilfen für ihre Pflanzen selbst basteln können

27.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:27 Uhr

Mit viel Fingerspitzengefühl: Rita Motzet (rechts) aus Lichtenau hat seit 20 Jahren Erfahrung im Weidenflechten und gibt ihr Wissen bei Kursen im Haus im Moos gerne weiter. Diesmal waren Rankhilfen – sogenannte Himmelsleitern – an der Reihe - Foto: Hammerl

Kleinhohenried (ahl) Mit je 20 Teilnehmern komplett ausgebucht waren beide Weidenflechtkurse am vergangenen Wochenende im Haus im Moos. Etliche Interessierte mussten sogar abgewiesen werden. „Aber wir werden ganz sicher nächstes Jahr wieder neue Kurse mit neuen Ideen anbieten“, verspricht Kreisfachberaterin Sabine Baues-Pommer. Denn ihr geht es darum, „diese alte Handwerkskunst zu erhalten und in die Moderne zu übersetzen“.

In Rita Motzet aus Lichtenau hat sie eine engagierte Kursleiterin gefunden, deren Kurse sehr gut angenommen werden. Da Motzet stets mit frischen Weiden arbeitet, ist das Zeitfenster für die Flechtkurse allerdings recht begrenzt. Der Vorteil aber ist, dass die Rankhilfen, die unter dem Motto „Himmelsleiter für Sommerranker“ kreiert worden sind, auch zum Anwachsen in die Erde gesteckt werden können. So bleibt das Kunstwerk länger frisch. Allerdings schlägt es dann im kommenden Jahr aus und muss entweder zurechtgestutzt werden, oder die Gärtnerin muss sich für die jungen Triebe etwas überlegen. Beispielsweise können austrocknende Flechtteile durch sie ersetzt werden. Irgendwann aber wird aus einer solchen, gut zwei Meter hohen Himmelsleiter ein ausgewachsener Baum, warnt Motzet. Wird die Rankhilfe nicht in einen Topf oder im Garten eingepflanzt, sondern beispielsweise auf der Terrasse aufgestellt, hält sie ungefähr zwei bis Jahre. „Dann vergeht sie und wird dem Kreislauf der Natur wieder zugeführt“, sagt Motzet. Für Baues-Pommer ein absoluter Pluspunkt. „Das ist vergängliche Kunst“, erklärt sie, und verweist darauf, dass es sich um ein reines Naturprodukt rein aus Weide handelt, ohne Draht oder sonstige Zusätze. Selbstgefertigte Rankhilfen bildeten ein gutes Gegengewicht zu der industriell gefertigten Massenware die – mehr oder weniger geschmackvoll – in jedem Supermarkt zu haben sei.

Für die Teilnehmerinnen, die aus dem ganzen Landkreis, unter anderem aus Neuburg, Karlshuld, Zuchering, Burgheim, Bonsal, Weilach, Gachenbach, Oberhausen und Schrobenhausen gekommen sind, steht noch ein weiterer Aspekt im Vordergrund. „Schön war’s, so richtig entspannend – ein Tag für mich“ verabschiedet sich Manuela Hörmann aus Gachenbach, als sie ihre Himmelsleiter vorsichtig durch die Werkstatttür balanciert. „Gut gemacht, das war eine super Anleitung“, ergänzt Silvia Ettl-Ludwig aus Weilach.

Auch dem einzigen Mann in der Damenrunde hat es gefallen. Den Kurs hat der Neuburger Herbert Margraf von seiner Frau zu Weihnachten geschenkt bekommen, wie er erzählt – nur für ihn ganz allein. Wo die Rankhilfe einmal stehen soll, verrät er noch nicht, „aber mir schwant da schon etwas“.

Am Samstagnachmittag sind fast alle schon gut eine Stunde vor Kursende fertig mit ihrem Kunstwerk. Motzet wundert das nicht, denn „alle waren sehr emsig dabei, haben die Mittagspause knapp gehalten und sich gegenseitig in der Arbeit angespornt“ findet sie. Flechten sei eben ein Selbstläufer.