Neuburg
Varroamilbe fegt im Winter die Bienenstände leer

Imker beklagen neue Verluste / Parasitenbehandlung wird immer wichtiger / Noch 1770 Völker im Kreisverband

19.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:42 Uhr

 

Neuburg (r) Die Frühlingsluft treibt auch die Bienen aus dem Stock: Ihren „Reinigungsflug“ haben sie bereits hinter sich, jetzt wird der erste Blütenstaub eingesammelt. „Palmkätzchen sind hier enorm wichtig, man sollte nicht zuviel abschneiden“, sagt Imker Michael Birkmeir.

Noch mehr sorgt sich der Kreisvorsitzende der Vereinigung Neuburg-Schrobenhausen um den Bestand seiner Völker. Um 1000 ist er in wenigen Jahren auf derzeit 1770 geschrumpft. Der Winter 2011/12 verursachte erneute Verluste. Einzelnen Bienenfreunden gingen bis zu sieben Völker ein. Schuld ist die Varroa-Milbe, der Hauptfeind der Honigbienen. Rechtzeitige Behandlung der Völker, sofort nach der Honigernte, wird immer wichtiger, so Kreisvorsitzender Birkmeir. Die Imker verwenden dazu Ameisen- und Oxalsäure als natürliche Mittel.

200 Milliarden Euro ist die Bestäubungsleistung aller Honigbienen weltweit wert. Dieser abstrakt errechnete Wert nimmt vor Ort immer mehr an Bedeutung zu: Das Bienensterben geht nämlich weiter. „Bienenvölker dringend gesucht“, inserieren Imker, denen Winterverluste die Stände leer gefegt haben. Ob Zander, Schweier oder Deutsches Normalmaß – wer Bienen braucht, nimmt jede Maßeinheit. Vor nicht allzu langer Zeit mussten Imker mit erfolgreicher Ablegerzucht noch werben, um ihren Nachwuchs verkaufen zu können.

Hauptproblem der Honigbiene bleibt die eingeschleppte Varroa-Milbe. Der rote Parasit befällt seine Opfer und zehrt sie aus. Imker, die ihre Völker nicht professionell und rechtzeitig behandeln, müssen mit schweren Ausfällen rechnen. Zur Milbe kommen weitere Stressfaktoren wie Nahrungsengpässe, Krankheiten und vor allem chemische Spritzmittel der Landwirtschaft.

Viele Wiesen in der Donauebene sind verschwunden. Ihre Besitzer haben Äcker und Maisfelder daraus gemacht, um Biogasanlagen zu beliefern. Die Maiskultur mit ihrer intensiven Spritzmittelbehandlung ist zur feindlichen Umgebung für Honigbienen geworden.

Von den Frühjahrsblühern holen sich die Bienen jetzt Nektar und Blütenstaub. Ihre Leistungen sind unglaublich: An einem dieser Trachttage fliegt das Insekt bis zu 30-mal aus. Für drei Kilo Nektar (für ein Kilo Honig) muss die Biene bei 100 000 Ausflügen 150 Millionen Blüten besuchen. Eine Arbeiterin lebt ein bis neun Monate, die Königin drei bis fünf Jahre. In dieser Zeit legt sie bis zu 500 000 Eier und sorgt für Nachwuchs.

Dieses Spektrum der Natur fasziniert die Kenner. Die Imkervereine verlieren dennoch ständig an aktiven Mitgliedern. Die Älteren hören langsam auf, Junge rücken zögerlich nach. Der Neuburger Ortsverband der Imker wirbt an Schulen und bietet Anfängerkurse an. Vorsitzender Franz-Josef Wilken hat etliche Neulinge bei der Hand. Sie brauchen „Erfolgserlebnisse“, um dem Naturhobby treu zu bleiben.

Am 1. April ist wieder Imkertreffen am Lehrbienenstand bei Globol in Neuburg. Es geht ums Fachsimpeln und den Umtausch von Wachs. Der Treffpunkt in Neuburg bleibt bestehen, für einen möglichen Umzug ins Haus im Moos fehlen Organisation und Zeitplan.