Riedenburg
"Unwahrscheinlich freies Arbeiten"

Eines von Günter Schinns Grabmalen auf der Landesgartenschau in Würzburg wird ausgezeichnet

17.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:25 Uhr
Der Weg vom Modell zum fertigen Werk war harte Arbeit für Steinmetz Günter Schinn (links), hat sich aber gelohnt. Eines der vier Grabmale, die er für die diesjährige Landesgartenschau in Würzburg anfertigte, wurde ausgezeichnet. −Foto: Fotos: Schmied/Schinn

Riedenburg (DK) Damit gerechnet hatte er nicht, umso größer ist die Freude über die Auszeichnung: Eines der vier auf der Landesgartenschau in Würzburg ausgestellten Grabmale von Steinbildhauer Günter Schinn ist prämiert worden. Auf diesem Erfolg ausruhen mag sich der Riedenburger nicht, er schmiedet schon neue Pläne.

Nur einen? Vielleicht zwei? Oder doch drei? Sei's drum! Das hat sich wohl der Riedenburger Künstler und Steinmetz Günter Schinn gedacht - und das Maximum ausgenutzt. Mit vier Entwürfen hat er sich für die Grabmalausstellung bei der diesjährigen Landesgartenschau in Würzburg beworben. "Ein Stein wird schon dabei sein, der der Jury zusagt", habe er sich gedacht, erzählt der 34-Jährige im Rückblick. Er überlegte sich Formen, die aus der Norm fallen, fertigte Modelle im Maßstab 1:10 und Zeichnungen an, schickte sie auf die Reise. Und alle kamen an. "Bei mir haben sie alle vier genommen", sagt Schinn. Zögert einen Moment. "Erstmal hab ich mir gedacht, dass das vielleicht gar nicht so gut ist, weil es ein Mordsaufwand ist, alle Grabmale anzufertigen." Denn eine Aufwandsentschädigung gebe es bei Wettbewerben dieser Art nicht. Letztlich spielt das für den Riedenburger allerdings nur bedingt eine Rolle. Es gehe ihm vielmehr darum, zu zeigen, dass es gerade im Grabmalbereich mehr gibt als das, was man für Gewöhnlich auf den Friedhöfen findet. "Ein Grabstein kann auch eine Skulptur sein", ist seine Überzeugung, sie umzusetzen, eine Herzensangelegenheit.

Die Voraussetzungen für die Landesgartenschau: Material aus dem europäischem Raum, keine Kinderarbeit, polierte Flächen nur für gestalterische Zwecke. Günter Schinn wählte drei Natursteinarten aus der Region und für das später prämierte Grabmal einen Brocken Belgisch Granit. Tiefes Dunkelgrau, weiche Oberfläche, ein ungewöhnlich gestalteter Schriftzug: Rosa Würz. Auf einem anderen Grabstein steht Hans Burger. Würz. Burger. Eine wie beiläufig daherkommende Finesse aus des Bildhauers. "Ich überlege mir immer etwas, was mit dem Ort zu tun hat, an dem meine Steine stehen werden", verrät der Künstler. Die Schrift sei auch bei der Prämierung auf der Landsgartenschau in Würzburg ein großes Thema gewesen.

Insgesamt 24 Steine werden auf einem Musterfriedhof präsentiert - jeweils mit passender Bepflanzung, die bei einem eigenen Wettbewerb unter die Lupe genommen wird. "Wenn die Steine aufgestellt sind, werden sie von der Jury noch einmal bewertet", erklärt Schinn. Heuer gab es drei Medaillen. Eine davon für den Riedenburger. Neben der Schrift sind die Form und die Oberflächenbearbeitung weitere Kriterien. Es gehe darum, dass das Grabmal in sich stimmig ist. Rudolph Hermann, der
Landesinnungsmeister der bayerischen Steinmetze, habe die besonders weiche und saubere Oberfläche des Belgisch Granit betont, berichtet Schinn, schon etwas stolz. "Er hat gesagt, dass ich genau wusste, wann ich aufhören muss." Daneben sei die Form gut angekommen. Ein Grabmal, so Schinn, muss nicht nur eine Vorderansicht haben. Der prämierte Stein ist an den Seiten geschwungen, verjüngt sich nach oben.

Was dem Riedenburger besonders gefallen hat, ist eben dieses "unwahrscheinlich freie Arbeiten", wie er betont. Da müsse man sich an keine Friedhofverordnung halten. Da können die Besucher sehen, was alles geht. Und auch, dass aus Material, aus dem oft eher Pflastersteine als Skulpturen gefertigt werden, einzigartige und vor allem individuelle Grabmale entstehen können. Wer fündig wird, kann den entsprechenden Stein erwerben, sagt Schinn. Bei der Landesgartenschau in Bayreuth 2016 habe eine Frau in einem seiner Steine das für sich Passende gefunden. "Sie hatte zuvor zwei Jahre lang gesucht", weiß der Riedenburger, der den Brocken zu seiner neuen Besitzerin nach Frankfurt gefahren hat. Dass schon ein Name eingemeißelt sei, dürfe einen nicht stören, versichert er. "Die Steine sind so konzipiert, dass man die Schrift problemlos wegnehmen kann, ohne dass die Form Schaden nimmt." Nach der Landesgartenschau wandern die vier Grabmale in die Ausstellung des heimischen Betriebs.

Und dann? "Ich denke Ende des Jahres werde ich mich mit einem Metallkünstler in die Werkstatt einsperren und an einem gemeinsamen Projekt arbeiten", kündigt Günter Schinn mit einem Schmunzeln an. Entstehen wird ein Grabmal für einen Dirigenten, das im Musterfriedhof der Bundesgartenschau in Heilbronn im kommenden Jahr stehen wird. Eine besondere Ehre, denn nur etwa 50 Objekte wurden ausgewählt. Das Riedenburger Modell ging dabei gerade noch so durch, wie Schinn verrät. "Eigentlich war ich viel zu spät dran. Die Frist ist im Dezember abgelaufen." Bei einem Gestaltungsseminar im Januar fertigte der 34-Jährige einen Entwurf, der dem Dozenten so gut gefiel, dass er ihm vorschlug, es doch einfach trotzdem zu probieren. Zwei Wochen, nachdem er Modell und Zeichnung abgeschickt hatte, traf er Landesinnungsmeister Hermann, der ihm erzählte, dass insgesamt 480 Entwürfe eingegangen waren. "Und diesmal hatte ich nur einen abgegeben und nicht vier", meint Schinn mit einem Lachen. Wieder zwei Wochen später dann die gute Nachricht: Das Grabmal aus Stein und Metall kann Realität werden. Bis zum 10. Februar sollte er fertig sein. Es gibt einiges zu tun.

Kathrin Schmied