Pfaffenhofen
Ukrainekrieg: Unternehmer aus dem Landkreis Pfaffenhofen fürchten Probleme

"Die Vorleistungen, die ich erbracht habe, kann ich wohl abschreiben."

24.02.2022 | Stand 02.03.2022, 3:34 Uhr
Blick auf die Kiew: Geschäftsleute mit Verbindungen in die Ukraine stellt der Einmarsch Russlands vor Herausforderungen. −Foto: Morenatti, dpa

Pfaffenhofen - Geschäftsleute mit Verbindungen in die Ukraine stellt der Einmarsch Russlands vor Herausforderungen. Der Pfaffenhofener Unternehmer Hans Friedmann hat mehrere Biogasanlagen in dem osteuropäischen Land saniert und erweitert. Ein weiteres Projekt ist gerade in Planung. Noch diese Woche hätte eigentlich ein Transport mit Ersatzteilen in Richtung Osten starten sollen, der steht jetzt auf der Kippe. "Mein geplanter Flug nach Kiew nächsten Mittwoch wird wohl nicht stattfinden", sagt Friedmann.

Welche Auswirkungen der Krieg auf die Geschäfte mit der Ukraine haben wird, ist noch nicht endgültig absehbar. Für Friedmann ist aber schon jetzt klar: "Die neuen Geschäfte werden wohl nicht starten, die Vorleistungen, die ich erbracht habe, kann ich wohl abschreiben." Noch viel schlimmer sei aber die Situation für seine Geschäftspartner. "Keiner hat so richtig geglaubt, dass das passieren könnte. Jeder hat seinen Job gemacht und sich soweit wie möglich aus der Politik rausgehalten." Und auch auf die Wirtschaft in Deutschland erwartet Friedmann Auswirkungen. Man habe sich zu abhängig von russischem Erdgas und chinesischen Mikrochips gemacht. Hier müsse die Politik gegensteuern.

Der Ilmmünsterer Unternehmer Thomas Wünsche hat 2007 einen Ackerbaubetrieb ganz im Westen der Ukraine gekauft. Seitdem ist er immer wieder dort - normalerweise etwa vier Monate im Jahr. Das bislang letzte Mal Ende Januar. Jetzt kann er nur noch mit seinen Mitarbeitern dort telefonieren. "Normalerweise müsste ich bald wieder rüber. Aber da ist kein drandenken", schildert Wünsche. "Nicht, dass ich erwarten würde, direkt von Kriegshandlungen betroffen zu sein", sagt er - aber es gibt andere Unwägbarkeiten. Die Reisemöglichkeiten seien generell eingeschränkt. "Und ich hätte Angst, nicht mehr in die EU einreisen zu können, nicht mehr zur Grenze zu kommen", sagt Wünsche. Er rechnet mit einer großen Zahl an Flüchtlingen.

Die Behauptungen, mit denen der russische Präsident Putin, den Einmarsch zu rechtfertigen versucht, hielten seine Kontakte für Propaganda. "Die Leute sagen: Wir entscheiden über uns selbst. Wir stehen nicht unter dem Einfluss von Neonazis, wie von der russischen Propaganda behauptet wird. Wir wollen nicht befreit werden." Über die generellen Auswirkungen der Kriegshandlungen könne er aber noch nicht viel sagen. "Meine persönliche Erwartung ist, dass Russland den westlichen Teil nicht langfristig besetzen wird", sagt Wünsche. Dort gebe es viele Vorbehalte gegen Russland, Partisanenkämpfe könnten die Folge sein. Andere Teile der Ukraine könnten aber durchaus an Russland fallen. "Russland will keinen Nachbarn, der sich demokratisch entwickelt. Russland will das ukrainische Staatswesen kaputtmachen."

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