Überraschung bei Schloss-Renovierung

12.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:17 Uhr

Kamen eher durch Zufall ans Tageslicht: über 500 Jahre alte Eichenschindeln, die früher den Bergfried des Hofstettener Schlosses bedeckten. Unter den Fundstücken befinden sich auch Schuhe. - Foto: ljj

Hofstetten (ljj) Sie sehen eher unscheinbar aus, doch für Hausforscher und Burgen-Experten sind sie eine kleine Sensation: die bei Renovierungsarbeiten auf Schloss Hofstetten im historischen Bauschutt entdeckten über 500 Jahre alten Eichenschindeln.

Mit ihnen war unter dem berühmten Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau (1426 bis 1496) der mittelalterliche Bergfried eingedeckt worden. Solche Funde seien in Deutschland bisher nur einige Male gelungen, so Schlossherr Peter Leuschner. Die Hofstettener Schindeln, die etwas Licht in den Burgenbau des späten Mittelalters bringen können, waren deshalb schon auf Reisen. Kürzlich wurden die schönsten Stücke auf einer wissenschaftlichen Tagung in Straßburg präsentiert.

Über die Eindeckung mittelalterlicher Burgen ist wenig bekannt. Denn gerade ihre Türme sind oft verändert worden und schriftliche Aufzeichnungen sind äußerst rar. So gibt es auch über die Baugeschichte der einstigen Ministerialen-Burg in Hofstetten keinerlei Aufzeichnungen. Nach derzeitigen Erkenntnissen waren die durchschnittlich nur etwa sechs Zentimeter breiten und zehn Zentimeter langen, handgeschnitzten und einst mit roter Farbe bemalten Schindeln aus Eichenholz mehr als 200 Jahre auf dem Dach des 16 Meter hohen Bergfrieds – etwa von 1470 bis 1690.

Dendrochronologische Untersuchungen ergaben nämlich ein Fälldatum der für die Schindeln verwendeten Eichenstämme um 1470. Dies würde gut übereinstimmen mit dem Erwerb der Hofstetter Burg durch Bischof Wilhelm von Reichenau im Jahr 1466. Von dem Humanisten und kaiserlichen Diplomaten ist bekannt, dass er auch die Burg in Hofstetten zusätzlich befestigen und einige Baumaßnahmen durchführen ließ.

Zwei Zufälle

Dass ein Teil der in seiner Regierungszeit mit kleinen Nägeln angebrachten Eichenschindeln erhalten blieb und nun gefunden wurde, ist zwei Zufällen zu verdanken. So war das oberste Turmgeschoss bei dem 1691 begonnen barocken Umbau der Burg unter Fürstbischof Johann Euchar Schenk von Castell bereits eingewölbt. Deshalb konnten die Arbeiter, als sie auch noch das Dachwerk darüber abtrugen, den dortigen Bauschutt gemeinsam mit einem kleinen Teil der alten Schindeln in die Hohlräume des Gewölbes kippen. Entdeckt wurden die Schindeln jetzt aber nur, weil die Eigentümerfamilie Leuschner die im Zuge von Zimmermannsarbeiten am maroden Barock-Dachstuhl notwendige Entschuttung des Gewölbes selbst vornahm – weil man schon mit diversen Funden, die sonst verloren gegangen wären, rechnete. Auch barocke Stoffschuhe wanderten so ans Tageslicht.

Dr. Daniel Burger, Historiker, Burgen-Experte, Buch-Autor und Mitglied der Wartburg-Gesellschaft, bestätigte den wissenschaftlichen Wert des Fundes ebenso wie die Hausforscher Dr. Tillman Kohnert und Thomas Hacklberger, die in Hofstetten tätig waren. Laut Burger sollte die rote Farbe der Holzschindeln wohl ein teures Ziegeldach vortäuschen. Beim 1694 abgeschlossenen Umbau der Burg in ein fürstbischöfliches Jagdschloss erhielt der Bergfried dann ein Ziegeldach, das nun eine Wetterfahne krönt. Neu sind außerdem zwei Falken-Gauben, die in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege angebracht wurden.

Nach Abschluss der Arbeiten an der Fassade geht es derzeit innen mit der Sanierung der von Rissen überzogenen Gewölbedecken im Treppenhaus des Schlosses weiter. Im Frühjahr soll dann der Abschluss der Arbeiten mit Ausstellungen, Vorträgen, Konzerten und Tagen der offenen Tür gefeiert werden.