München
Überirdisch

Jeff Lynne entführt mit dem Electric Light Orchestra in der Münchner Olympiahalle in andere Welten

23.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Große Bühnenshow: Jeff Lynne ließ das ELO-Raumschiff in München landen. −Foto: Prager

München (DK) Der Abend erinnert an die "Space Night" im Bayerischen Fernsehen.

Nicht nur, dass auf den großen Leinwänden zwischen den Lichtsäulen meist spektakuläre Weltraumszenarios zu sehen sind, auch die Musik von Jeff Lynnes ELO ist stellenweise überirdisch.
Bevor aber zum Science-Fiction-Kanal umgeschaltet wird, geht für den britischen Singer-Songwriter Billy Lockett mit dem Auftritt als Support von ELO ein Traum in Erfüllung. Vielmehr der seines verstorbenen Vaters, war dieser laut Locketts Aussage doch ein großer Fan der legendären Truppe. Lockett und seine zwei Mitstreiter meistern ihre Aufgabe mit melodischem Pop zwar manchmal etwas schüchtern aber souverän und ernten am Ende ihrer 40-minütigen Show wohlwollenden Applaus in der ausverkauften Olympiahalle.

In der Umbaupause ertönt vorzugsweise Musik von Tom Petty, George Harrison und Roy Orbison, allesamt ehemalige Weggefährten von Jeff Lynne, aus den Lautsprechern. Die gemeinsame Vergangenheit wird später live mit "Handle With Care" von der Supergroup Traveling Wilburys aufgegriffen, zu der seinerzeit auch noch Bob Dylan gehörte. Sonst gibt es bei bestem Sound natürlich überwiegend Klassiker des Electric Light Orchestras zu hören. Wie als Opener "Standin' In The Rain" von 1977 und gleich hinterher den sogar noch zwei Jahre älteren Evergreen "Evil Woman". Während auf der Bühne ein großes und geniales Ensemble aus Band, Backgroundsängerinnen und -sängern und Streichern unter der Leitung des 70-jährigen Lynne am Mikro und der elektrischen und akustischen Gitarre groß und vielschichtig aufspielt, kann man im Hintergrund Sterne, Planeten und andere Himmelskörper in hoher Auflösung bestaunen.

Immer wieder taucht auch das ELO-Markenzeichen, ein farbenfrohes UFO, auf und senkt sich in nahezu ganzer Größe herab oder fliegt klein durch eine der vielen Galaxien. Was optisch schon beeindruckend ist, wirkt musikalisch geradezu perfekt. Melodien wie "All Over The World" oder "Can't Get It Out Of My Head" sind zeitlose Kompositionen mit anhaltender Strahlkraft. Das Publikum in der komplett bestuhlten Halle - die Sitze in der Arena hätte man sich sparen können, weil hier sowieso fast jeder vor Begeisterung steht - nimmt die Kombination aus Pop, Rock und Klassik dankbar an und auf. Bei "Livin' Thing" klatschen sich die Fans auf den Rängen vor Freude sogar reihenweise ab.

Aber auch Lynne, der wie immer die für ihn typische Sonnenbrille trägt, ist dankbar und lobt das Publikum als "fantastisch" und "brillant". Sonst sagt er eher weniger und singt lieber mit markanter Stimme weitere 70er-Jahre-Melodiemeilensteine wie "Sweet Talkin' Woman" oder "Telephone Line", immer wieder mit starkem Chor im Hintergrund und sensationellen Lasereffekten. "Don't Bring Me Down" mit seinem markanten Refrain, wobei man das über jeden Song an diesem Abend sagen kann, steuert das Raumschiff dann langsam wieder auf die Zielgerade, die es nach gerade mal 90 Minuten mit "Mr. Blue Sky" und dem durch den Anfang von Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie eingeleiteten Chuck- Berry-Cover "Roll Over Beethoven" auch schon überfliegt. Zurück bleiben verzückte Erdbewohner mit zeitlosen und überirdischen Harmonien im Ohr.

Martin Buchenberger