Ingolstadt
Überdruck im Güterzug

27.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Überdruck im Güterzug: Durch die Witterung hatte sich tiefgekühltes, flüssiges Kohlendioxid erwärmt. Der Druck stieg, bis sich die Überdruckventile öffneten. Die Konzentration von CO2 im Umfeld des Waggons ließ laut Feuerwehr jedoch keine Gefahr für Menschen befürchten. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Bei einem Großalarm rückten zahlreiche Einsatzkräfte gestern Vormittag am Ingolstädter Hauptbahnhof an. An einem Kesselwagen strömte Kohlendioxid aus. Für die Bevölkerung bestand aber zu keinem Zeitpunkt Gefahr, hieß es.

So einen Auflauf hat die Elisabethstraße zuletzt Anfang März erlebt. An der Zufahrt zu den Gütergleisen parkten damals wie gestern Krankenwagen soweit das Auge reichte. Im März war im Umfeld des Hauptbahnhofs an der Steinstraße eine Fliegerbombe aufgetaucht. Gestern zur Mittagszeit also der nächste Großalarm; dieses Mal auf den Schienen selbst: Ein Wagenmeister der Bahn hörte um kurz nach 11 Uhr bei einem von vier Kesselwagen auf den Rangiergleisen ein Rauschen. Als er näher hinsah, bemerkte er unter dem Waggon, an dem orangefarbene Gefahrstoffschilder hingen, austretendes Gas. Kurz darauf ging bei der Integrierten Leitstelle der Notruf ein – und die Hilfskräfte rückten aus.

 
Der Notfallmanager der Bahn hielt vorsorglich den gesamten Personenverkehr an – allerdings nur für rund zehn Minuten. Denn die Einsatzkräfte stellten schnell fest, dass es sich bei dem ausströmenden Gas um Kohlendioxid handelte, das tiefgekühlt in flüssigem Zustand in den Kesselwagen transportiert wurde. Es kann in hoher Konzentration zwar zu Vergiftungen bis hin zum Atemstillstand führen, ist in freiem Raum an der frischen Luft aber unproblematisch. Die Einsatzkräfte hielten 30 Meter Sicherheitsabstand und fanden nach Rücksprache mit dem Versender in Windeseile heraus: Das Gas trat nicht durch ein Leck sondern durch ein Überdruckventil aus.

Wie der Hersteller mitteilte, ein ganz planmäßiger Vorgang. Die Wagen waren laut Feuerwehr seit vier Tagen unterwegs. Sie erreichten den Hauptbahnhof gestern gegen 6.30 Uhr aus der Ingolstädter Partnerstadt Györ als Anhängsel eines langen Autotransporters mit Audi-Fahrzeugen. Auf der Fahrt muss die Temperatur in den Kesselwagen durch die Sonneneinstrahlung so stark gestiegen sein, dass sich der Druck unerwünschter Weise erhöhte. Das Überdruckventil öffnete sich daraufhin planmäßig.

"Es bestand aber zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Bevölkerung", sagte Einsatzleiter Max Brunner von der Polizeiinspektion, als er sich die Kesselwagen selbst genau angesehen hatte. Die Werksfeuerwehr von Audi hielt ihr Spezialmessgerät für CO2 bereit. Die Konzentration im Umfeld des Güterzuges war so gering, dass die Rangierer bald weiterarbeiten konnten. Der Notfallmanager der Bahn gab den Betrieb wieder frei. Auf dem Taxistreifen vor dem Hauptbahnhof rückte der Löschzug der Berufsfeuerwehr ab. Die Freiwilligen Feuerwehrler aus der Stadtmitte und Haunwöhr durften ebenfalls heimfahren. Und an der Elisabethstraße verschwanden die Krankenwagen – bis zum nächsten Großalarm.