Das nach oben steigende Grundwasser ist für manche Betroffene weiter schwierig. Die Pegel der Flüsse im Landkreis Aichach-Friedberg sinken indes weiter. Der Katastrophenfall, der am Samstag nach Beginn der Überflutungen ausgerufen worden war, wird allerdings noch nicht offiziell beendet. Das teilte Landrat Klaus Metzger bei einer Pressekonferenz am Dienstag mit. Während 300 Feuerwehrmänner und -frauen aus Schweinfurt und Aschaffenburg ihren Einsatz im Wittelsbacher Land beendet haben, ist seit Dienstag eine 70-köpfige Truppe aus Cham in der Oberpfalz vor Ort, um sich speziell um Kontaminationen mit Heizöl zu kümmern.
Die Situation hätte es eigentlich erlaubt, den Katastrophenfall am Dienstag für beendet zu erklären. Doch die Regierung von Schwaben hat angeraten, damit noch zu warten. Dabei geht es in erster Linie um Geld: Kosten, die im Katastrophenfall entstehen, müssen vom Freistaat Bayern übernommen werden. Wie mit weiteren Kosten, die aus dem Hochwasser resultieren, umgegangen wird, soll schnell geklärt werden. Denn so lange der sogenannte K-Fall gilt, hat das Auswirkungen auf Polizei und Landratsamt. Beispielsweise muss die Führungsgruppe Katastrophenschutz rund um die Uhr im Einsatz sein.
Eine abschließende Schadensbilanz der Unwetter-tage liegt noch nicht vor. Gezählt wurden Kreisbrandrat Christian Happach zufolge seit Freitag rund 1200 Schadensmeldungen aus Aichach-Friedberg bei der Leitstelle. Erfahrungsgemäß sind es bis zu doppelt so viele Einsätze, weil die Feuerwehren einfach auf der Straße angehalten werden. Von mehr als 2000 Einsätzen kann also ausgegangen werden.
Evakuiertes Seniorenheim: Im Aichacher Haus an der Paar wollte man nicht auf das offizielle Ende des K-Falls warten. Die Heimleitung hat laut Landrat Klaus Metzger die Bewohner in Eigenregie wieder zurückgeholt. Die 85 Bewohner waren aus Sicherheitsgründen am Samstagabend evakuiert und auf andere Heime verteilt worden. Einige kamen vorübergehend auch bei Verwandten unter.
Soforthilfe/Hochwasserhilfe: Das Bayerische Kabinett hat ein Soforthilfeprogramm beschlossen. Privathaushalte, Gewerbebetriebe, Selbstständige, Landwirte und Vereine können Hilfen in Anspruch nehmen. Privathaushalte können bis zu 5000 Euro bekommen, bei Ölschäden bis zu 10000 Euro, auch ein Härtefonds für außergewöhnliche Notfälle wurde eingerichtet. Anträge werden beim Landratsamt eingereicht. Die Landratsämter in Aichach und Dachau werden baldmöglichst die entsprechenden Links online zur Verfügung stellen. Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern können bis zu 200000 Euro erhalten. Sie sollen sich an die Regierung von Schwaben (im Landkreis Dachau an die Regierung von Oberbayern) wenden. Landwirte haben zudem die Möglichkeit, beim Landwirtschaftsamt Hilfe zu beantragen.
Gerüchte: Schon am Montag dementierte Landrat Klaus Metzger Gerüchte, wonach im Landkreis Aichach-Friedberg an der Paar Maßnahmen ergriffen worden seien, die die Hochwasserlage in Schrobenhausen erhöhen. In einem Telefonat mit Landrat Peter von der Grün sei geklärt worden, dass das nicht der Fall war. Das Landratsamt Dachau widerspricht Meldungen, wonach der Ammersee bewusst abgelassen würde. Eine Zuflusssteuerung in die Amper sei am Ammersee rein technisch gar nicht möglich, da es keine entsprechenden Wehranlagen gebe. Trotzdem gebe es immer wieder Anrufe von Bürgern, die sich aufgrund dieser Falschmeldungen vor einer Flutwelle entlang der Amper fürchteten.
Bahnverkehr: Der Zugverkehr im Landkreis Aichach-Friedberg ist wieder uneingeschränkt möglich. Auf den Strecken zwischen München und Augsburg sowie zwischen Hochzoll und Schrobenhausen fahren die Züge wieder ganz normal.
Straßen: Gesperrt waren Stand Dienstagmittag noch folgende Straßen: Maxstraße zwischen Ecknach und Unterschneitbach, die Verbindungen Tränkmühle – Sulzbach, Walchshofen – Unterwittelsbach, Paar – Haslangkreit, Unterbernbach – Stockensau, Paar – Radersdorf, die Dasinger Straße in Harthausen auf Höhe der Brücke, die Afrastraße in Friedberg zwischen Bressuire-Ring und Röntgenstraße, die Luitpoldstraße in Friedberg. Die Polizei weist ungeduldige Autofahrer darauf hin, dass auch trockene Straßen Schäden haben können. Die Strecken werden von Fachleuten entsprechend geprüft und erst dann wieder freigegeben.
Flughafen: Der Flughafen in Mühlhausen musste ebenfalls vom Wasser befreit werden, um den Betrieb weiter zu gewährleisten. Dort wurde nicht kontaminiertes Oberflächenwasser aufgesaugt und zu nahen Gewässern gebracht.
Müllentsorgung/Sandsäcke: An den zusätzlich geöffneten Sammelstellen blieb es am Dienstag relativ ruhig. Offenbar ist der Abtransport des Sperrmülls nicht die erste Sorge der Betroffenen. Dennoch ist klar: Der Bedarf an Containern wird steigen. In Absprache mit den Kommunen werden auch außerhalb der Sammelstellen Container aufgestellt. Dort kann dann unbeaufsichtigt Müll entsorgt werden. Landrat Klaus Metzger appelliert aber eindringlich, dass nur Sperrmüll, keine Elektrogeräte und kein kontaminierter Müll eingeworfen werden. Der Inhalt muss sonst hinterher händisch sortiert werden. Sandsäcke können entleert in den Restmüll oder zur Abfallverwertungsanlage in Augsburg gebracht werden. Der Sand gehört auf die Deponie. Laut Kreisbrandrat Christian Happach nehmen aber auch die örtlichen Feuerwehren Sandsäcke an.
Bürgertelefone: Landkreis Aichach-Friedberg (08251/92 444); Landkreis Dachau (08131/74-250 und 74-131).
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