Trumps "schlauer Handel"

Kommentar

02.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Tritt US-Präsident Donald Trump mit seiner Entscheidung, Stahl- und Aluminiumlieferungen aus dem Ausland demnächst mit Zöllen von 25 beziehungsweise 10 Prozent zu belegen, einen weltweiten Handelskrieg los? EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker jedenfalls droht: "Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere Industrie durch unfaire Maßnahmen getroffen wird, die tausende europäische Arbeitsplätze gefährden." Tatsächlich gibt es in Brüssel Überlegungen, auf welche US-Produkte im Fall eines Falles zusätzliche Zölle geschlagen werden könnten. Das reicht von Bourbon-Whiskey und Harley-Davidson-Motorrädern bis zu in den USA angebauten Kartoffeln oder Tomaten.

Strafzoll auf amerikanischen Whiskey? Das müsste Trump völlig aus dem Konzept werfen. Schließlich hat er doch das Ziel seiner Politik ganz klar umrissen: "Wir wollen freien, fairen und schlauen Handel." Aber freier Handel durch Protektionismus? Und seit wann geht es im internationalen Wirtschaftsleben fair zu? Eine Frage, die sich allerdings auch Juncker stellen lassen muss. Schließlich ruiniert seine EU seit Jahrzehnten durch hochsubventionierte Exporte und Einfuhrabgaben auf Agrarprodukte die afrikanische Landwirtschaft.

Aber handelt Trump mit seinen Strafzöllen denn wenigstens schlau? Das ist sehr fraglich. Als 2002 US-Präsident George W. Bush Importzölle auf Stahl erließ, bedeutete das für Branchen in seinem Land, die auf Stahlimporte angewiesen sind, massive Mehrkosten mit schlimmen Folgen: In den metallverarbeitenden US-Industrien gingen 200 000 Arbeitsplätze verloren.

Die eigentlichen Ursachen für die Probleme vieler amerikanischer Stahl- und Aluminiumhersteller liegen laut Experten weniger in der Konkurrenz aus dem Ausland, als im technischen Fortschritt. Kleinere US-Produzenten laufen den großen, trägen Fabriken den Rang ab. Sie setzen auf die Wiederverwendung alter Materialien und auch auf strikte Automatisierung, was eben weniger Arbeitsplätze bedeutet. Für Trump und seine Stammwählerschaft scheinen solche Einsichten viel zu kompliziert. Dann lieber Strafzölle auf Importe - ohne jede Rücksicht auf die möglichen Folgen.