Hilpoltstein
Tristan Stadlbauer: Mit 13 erfolgreicher Motocrosser und Mountainbiker

Hauptsache zwei Räder - Auftakt zur deutschen Meisterschaft an diesem Sonntag

25.03.2022 | Stand 30.03.2022, 3:34 Uhr
Stattliche Pokalsammlung: Der 13-jährige Tristan Stadlbauer aus Unterrödel hat schon viele Trophäen gewonnen, im Motocross wie im Mountainbike. Jetzt geht er bei der deutschen Meisterschaft an den Start. −Foto: Bleisteiner

Unterrödel/Weihersmühle - Er kam, sah und siegte.

So einfach lässt sich der erste Erfolg von Tristan Stadlbauer zusammenfassen: Im Alter von sechs Jahren nahm er beim Familien-Urlaub am Gardasee spontan an einem Kinder-Fahrradrennen teil und stemmte gleich den Siegerpokal in die Höhe.

Heute ist Tristan Stadlbauer 13 Jahre alt und seine Leidenschaft für alles, das zwei Räder hat, ist nach wie vor ungebrochen. Der Realschüler hat sich sowohl dem Motocross als auch dem Downhill- und Enduro-Radrennen verschrieben und dabei schon jede Menge Pokale und Auszeichnungen gesammelt. Sein größter Erfolg: Vizemeister 2021 in der Gesamtwertung beim MX-Cup Nordbayern. In diesem Jahr will Tristan zum ersten Mal bei der kompletten Serie der deutschen Jugend-Motocross-Meisterschaft für 10- bis 16-Jährige starten. Insgesamt sind 80 Teilnehmer gemeldet. Tristans Ziel ist es, auch hier auf dem Treppchen zu stehen.

Beim Motocross wird auf geländetauglichen Motorrädern bis 85 Kubikzentimeter Hubraum mit langen Federwegen, progressiver Federkennlinie und grobstolligen Reifen gefahren. Die richtige Position auf dem Motorrad ist beim Beschleunigen, bei den Sprüngen und in der Kurventechnik ebenso wichtig, wie eine beherzte Herangehensweise in diesem Sport. Diese Voraussetzungen bringt Tristan durchaus mit.

Mit dem Laufradden Hügel runter

Denn Angst oder Respekt vor steilen Hügeln oder engen Kurven kennt der 13-Jährige seit jeher nicht. Schon als kleiner Knirps ist er auf zwei Rädern den ein oder anderen Berg heruntergesaust und über den heimischen Acker gerast, um ordentlich Dreck aufzuwirbeln und tiefe Reifenspuren zu hinterlassen. "Das mache ich schon, seit ich denken kann", sagt Tristan und spielt ein Video auf seinem Smartphone ab. Es zeigt den Dreijährigen, wie er mit dem Laufrad furchtlos einen kleinen Hang herunterstürzt. Dem Laufrad folgte kurz darauf das erste Fahrrad, ehe es zum sechsten Geburtstag das heiß ersehnte Automatik-Moped gab. Tristan selbst und sein Vater drängten schon vorher darauf, aber Mutter Heike war strikt dagegen und sprach ein Machtwort: "Vorher gibt es das definitiv nicht. "

Zunächst trainierte Tristan drei Jahre lang beim AMC Zirndorf, ehe er im Alter von neun Jahren zum MSC Berching gewechselt ist. Dort läuft das Training auf dem abgesperrten Rundkurs-Gelände zwar in Eigenregie ab, doch mit Xaver Großbeck, einem Freund seines Vaters, der selbst aktiv im Renngeschäft unterwegs ist, hat Tristan einen erfahrenen und fachkundigen Betreuer gefunden.

Seit Beginn seiner Laufbahn wird Tristan von Motorrad Meyer aus Allersberg unterstützt, in diesem Jahr fährt er erstmals im Yamaha Junior Team von Meyer, dessen Sohn Max im Herbst 2021 "Deutscher Jugend-Motocross-Meister" in der Klasse bis 65 Kubikzentimeter wurde.

Mit Max und seinem Freund Fynn hat Tristan Gleichgesinnte gefunden, mit denen er sein rasantes Hobby teilt. Auch wenn die meisten seines Alters Fußball spielen, für Tristan ist das keine Option. "Auf Fußball hab ich keinen Bock", sagt er unmissverständlich. Dafür teilt er aber ein anderes Hobby, das nicht nur bei seinen Freunden hoch im Kurs steht. Zocken auf der Playstation. Aber auch hier bleibt Tristan seiner Passion treu und und spielt MGP 21 - wie sollte es anders sein - ein Motocross-Videospiel.

Mit dem Wohnmobilzu Europas Rennstrecken

Doch viel Zeit zum Gamen und Daddeln bleibt dem 13-Jährigen nicht. Fast jedes Wochenende sind Vater und Sohn nämlich auf Achse, damit Tristan diverse Clubrennen zur Vorbereitung auf die deutsche Meisterschaft bestreiten kann. Mit dem Wohnmobil geht es nicht nur innerhalb Deutschlands auf die Reise, sondern auch nach Tschechien, Österreich oder Italien.

Wenn es die Zeit zulässt, fahren aber auch Mutter Heike und die kleine Schwester Cosima mit, um Tristan zu unterstützen. Für Heike nicht immer ganz einfach, weil sie ihre "zwei Männer" so oft entbehren muss. "Aber ich spüre, mit welcher Leidenschaft Tristan dabei ist, deshalb unterstütze ich ihn natürlich dabei", sagt sie, auch wenn es oft nervenaufreibend ist. "Mein Puls steigt in die Höhe, wenn am Start die Motoren aufheulen bis schließlich das Gatter fällt und 40 Kinder zeitgleich in die erste Kurve rasen. Ich habe immer Angst, es könnte etwas passieren", sagt die besorgte Mutter. Sie ist immer erleichtert, wenn ihr Sohn heil nach Hause kommt.

Denn Stürze sind beim Motocross an der Tagesordnung. "Tristan ist wahnsinnig schnell, aber auch sehr sturzanfällig", kommentierte einmal ein Rennsprecher das Geschehen auf dem Rundkurs, an dem Tristan zum wiederholten Mal auf der Erde gelandet war. Zwar sind die Fahrer mit einer umfangreichen Schutzausrüstung ausgestattet - sie tragen Helme, Stiefel, Handschuhe, Knie-, Nacken-, Rücken- und Brustprotektoren - aber Verletzungen können immer passieren. Sowohl einen Schlüsselbeinbruch, als auch einen Mittelfußbruch hat sich Tristan beim Training schon zugezogen.

"Das war doch gar nicht so schlimm", winkt der 13-Jährige ab, während sich bei seiner Mutter die Sorgenfalten auf der Stirn breit machen. Heike Stadlbauer sieht das Talent ihres Sohnes sowieso eher beim Biken. Schließlich belegte der Junior bei seinem ersten Downhill-Rennen in Oberhof im Oktober vergangenen Jahres auf Anhieb den dritten Platz, um sich nur wenige Wochen später beim Enduro-Rennen in Treuchtlingen Rang zwei zu sichern.

"Ich finde beides cool", sagt Tristan, während er seine blaue Motocross-Wettkampfmaschine, eine Yamaha YZ85 mit der Startnummer 561 aus der Garage schiebt. Man darf also gespannt sein, wie sich der 13-Jährige beim Auftakt zur deutschen Meisterschaft an diesem Sonntag in Grevenbroich schlägt und in welche Richtung sich seine Karriere weiter entwickeln wird.

HK