Zum
Traurige Tradition

03.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:04 Uhr

Zum Artikel „Gnadenfrist für den Pavillon“ (DK vom 15. Mai), in dem es um die Abrisspläne im Freibad ging:

Auch ich wurde in der Zwischenzeit von vielen angesprochen, die mit dem Pavillon im Freibad Jugenderinnerungen verbinden. Zu meinem Bedauern muss ich allerdings gestehen, dass ich da nicht mithalten kann. Ich bin ein Weiherkind, wir haben uns im Sommer damals an den Kiesweihern und an der Paar bzw. Donau herumgetrieben.

Dennoch bin ich inzwischen ein Fan des Pavillons. Dieses „Betonzelt“ aus den siebziger Jahren hat bei genauerem Hinsehen totalen Charme. Handwerklich ist es erste Qualität. Aufgesetzt auf die alten Festungsanlagen ist den damaligen Architekten etwas Leichtes und Witziges gelungen, das mit der hernach üblich gewordenen Klötzchenbauweise nichts gemein hat. Die alten Fenster raus, und es schwebt wie ein Baldachin über dem Freibad und der Festungsanlage.

Und jetzt lasse man seiner Fantasie freien Lauf. Warum nicht eine Ruhezone mit Liegestühlen, Yoga, Zumba, Morgengymnastik, Musikkapellen, abends Tanz, Cocktailbar? Schlichtweg ein Treffpunkt der Ingolstädter, der auch noch zusätzlich von außen zugänglich wäre. Pommes, Limo und Eis kann man auch woanders verkaufen. Dafür ist der Bau zu schade.

Aber was fällt unseren Damen und Herren im Stadtrat ein? Weg mit dem Pavillon, her mit einem weiteren Funktionsbetonklötzchen. Das hat hier leider traurige Tradition. Die Aufzählung der vergangenen Bausünden spare ich mir, weil sonst der Platz hier nicht reichen würde. Die Einfallslosigkeit feiert wieder frohe Urständ. Ingolstadt sollte nicht den Panther im Wappen führen, sondern die Abrissbirne. Bleibt nur zu hoffen, dass die Ingolstädter endlich rechtzeitig wach werden.

Alois Finkenzeller, Ingolstadt