Toyotas neues Goldstück

26.02.2007 | Stand 03.12.2020, 7:00 Uhr


(DK) Toyota hofft auf goldene Zeiten in wahrsten Sinn des Wortes: Der Auris (der Name ist abgeleitet von aurum, dem lateinischen Wort für Gold) tritt ab 2. März an die Stelle des Corolla.

Er ist größer und geräumiger, stärker, sicherer. Und sehr wahrscheinlich so langlebig und zuverlässig wie der Vorgänger. Im Preis unterbietet er viele Wettbewerber noch immer deutlich: Der Dreitürer beginnt mit 15 200 Euro – mit ESP, CD-Radio, Bordcomputer, elektrischen Fensterhebern vorn und Zentralverriegelung samt Fernbedienung.

Den Corolla kaufte man mit dem Kopf, weniger mit dem Herzen: Er versprach Zuverlässigkeit über Jahre, von den Nachbarn aber schaute keiner. Beim Auris wird es ähnlich sein: Er sieht aus wie mehr oder weniger alle Kompaktwagen heute, viele werden gar nicht merken, dass da ein neues Modell erschienen ist. 4,22 m Länge und 1,76 m Breite sind übliche Maße für die Klasse, 1,52 m Höhe zwei Fingerbreiten mehr. Ergebnis ist ordentlicher Kopfraum auch in der zweiten Reihe, das Gepäckabteil indes hat nur Durchschnittsformat: 354 Liter unter der Abdeckplatte, 777 bei umgeklappten Rücksitzen bis zur Fenster-Unterkante, 1335 bei dachhoher Beladung.

Die (in allen Versionen asymmetrisch geteilten) Rücksitze falten sich auf Knopfdruck zusammen. Verschieben – wie schon im Renault Twingo – lassen sie sich nicht. Das Innere insgesamt weckt so wenig Emotionen wie das Äußere: Alles funktioniert präzise, alles erscheint logisch und am rechten Fleck – kaum einer aber wird sich in den Wagen setzen und spontan "toll" rufen. Geradezu ein Witz ist der Handbremshebel: Sein in Chrom prangender Löse-Knopf sitzt oben auf dem Griff anstatt vorn dran – und spottet jeder Ergonomie Hohn.

Schon das Basismodell bringt neun Airbags mit, einer schützt die Knie des Fahrers, dazu kommen aktive Kopfstützen für besonders wirksamen Schutz bei einem Heckanprall. Der Euro-NCAP-Crashtest bescheinigte fünf Sterne, dazu drei für den Fußgänger- und vier für den Kinder-Schutz – alles Bestnoten. Das schwarze harte Armaturenbrett wirkt nicht besonders hochwertig, dafür sind die Sitze groß genug und körpergerecht geformt.

Basis ist ein 1,4-Liter-Motor mit strammen 97 PS, der den rund 1300 kg schweren Auris in 13 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 bringt und auf 170 km/h Höchstgeschwindigkeit. Sein stärkerer Bruder mobilisiert 124 PS aus 1,6 Liter Hubraum, gut für 190 km/h und die 0-auf-100-Beschleunigung in 10,4 Sekunden. Der Normverbrauch wird bei beiden mit 6,9 Litern angegeben. Die stärksten Modelle sind die Diesel: der 2.0 D-4D mit 126 PS und 300 Nm Drehmoment ab 1800 Umdrehungen pro Minute und vor allem der 2.2 D-CAT mit 177 PS und üppigen 400 Nm ab 2000 Umdrehungen. Die Höchstgeschwindigkeiten steigen auf 195 und 210 km/h, Tempo 100 lässt aus dem Stand in 10,3 und 8,1 Sekunden erreichen, Normverbrauch 5,7 und 6,2 Liter. Der kleinere Diesel verfügt über ein konventionelles Filtersystem, der größere kommt mit dem Toyota-eigenen Speicherkatalysator, der Rußpartikel und Stickoxide gleichermaßen minimiert.

Beim ersten Kennenlernen erwies sich der Auris 2.2 D-CAT als wahre Sportlimousine: viel Dampf zu vernünftigem Verbrauch. Der 1,6-Liter-Benzinmotor dagegen saugte heftig am Tank – fast neun Liter bei sanfter Fahrweise. Die Schaltung (fünf Gänge für die Benziner, sechs für die Diesel) arbeitet gleichermaßen leicht wie exakt. Für den 1,6-Liter-Motor steht auch ein automatisiertes Schaltgetriebe zur Wahl. Auch die Lenkung agiert leicht und präzise. Die Fahreigenschaften sind straff und sicher, wobei der 2.2 D-CAT eine Sonderstellung einnimmt: Er verfügt über eine aufwändigere Hinterachse samt nochmals strafferer Abstimmung.

Alles in allem könnte der Auris nicht nur goldene Zeiten für Toyota einläuten, sondern sich zum Goldesel entwickeln: Er ist ein solides und wirtschaftliches Angebot in der Golf-Klasse - und die ist die umsatzstärkste.