Manching
Totholzbänke und Blumenkästen auf Brücken

Bei der Konzeption des Stadtparks an der Donau setzt Ingolstadt auf die Wissenschaft und Animal Aided Design

05.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:03 Uhr

Manching (peh) München, Berlin, London - und jetzt Ingolstadt.

Das Konzept Animal Aided Design soll auch beim geplanten Stadtpark an der Donau umgesetzt werden. Beginnend mit der Landesgartenschau 1992 im Klenzepark, kamen im vergangenen Jahrzehnt mit dem Donaustrand im Konradviertel, der Aufwertung der Donaubühne und zusätzlichen Sitzstufen am Nordufer weitere Flächen zur Naherholung für die Bürger dazu. Wie mehrfach berichtet, soll außerdem in den nächsten Jahren zwischen der Staustufe und der Autobahnbrücke auf einer Fläche von rund 500 Hektar ein neuer Stadtpark an beiden Ufern der Donau entstehen. Und der soll nach dem Prinzip des Animal Aided Design gestaltet werden.

Thomas Schneider stellte am Stand der Stadt auf der Fachmesse umweltkonkret das Projekt vor. "Dabei handelt es sich um ein Entwicklungswerkzeug, das sowohl die Bedürfnisse der Menschen als auch die der Tiere berücksichtigt", erläuterte der Diplomingenieur vor mehreren großen Schautafeln, die den geplanten Park darstellen. Das Areal am Rande der Innenstadt ist bisher eine Lücke zwischen den beiden Auwald-Schutzgebieten, die sich jeweils anschließen. Mit dem Park soll diese geschlossen und die Durchgängigkeit verbessert werden.

Bei der Gestaltung kommt eben das Animal Aided Design ins Spiel, ein Begriff, der an Computer Aided Design (CAD) angelehnt ist und und vom Zentrum für Stadtnatur und Klimaanpassung der TU München entwickelt wurde. Erste Ideen wurden bereits für die eingangs genannten europäischen Großstädte entwickelt. "In Ingolstadt wird erstmals der Versuch gestartet, das in einem größeren Maßstab umzusetzen", sagt Schneider. Dazu werden Vorschläge aus studentischen Arbeiten verwendet.

In einem ersten Schritt wird zunächst einmal ermittelt, wie viele Tierarten es denn in dem ausgewählten Gebiet gibt. In Ingolstadt sind es erstaunlich viele mitten in der Großstadt, nämlich rund 3000. Dabei sind aber auch sehr viele Insekten dabei. Dann sucht man sich ein paar Arten oder Tiergruppen aus. Kriterien sind dabei unter anderem das Maß der Gefährdung, der potenzielle Lebensraum oder die Attraktivität für den Menschen. Doch bei der Betrachtung müsse man sich auch den gesamten Lebenszyklus anschauen, betont Schneider, also auch die Bedürfnisse beim Heranwachsen, die Paarung, das Überleben im Winter, den Aktionsradius oder die Lichtverschmutzung - nicht wenige Arten brauchen Phasen der Dunkelheit. Zuletzt sucht man sich dann geeignete Plätze und Maßnahmen heraus, um Lebensräume zu schaffen und gleichzeitig den Bedürfnissen der Menschen Rechnung zu tragen. Zu den ausgesuchten Arten zählen unter anderem kleine Leuchtkäfer oder der Kleine Fuchs, ein Schmetterling.

Die Beispiele sind verblüffend, weil zunächst simpel, aber gleichzeitig effektiv. "Blumenkästen auf Brücken würde manchen Arten die Überquerung der Donau erleichtern", erläutert Schneider. Ein einfacher Holzlagerplatz oder ein Brennnesselsaum bieten machen Tieren einen neuen Lebensraum. In eine ähnliche Richtung zielt beispielsweise die Totholzbank: Unter der Sitzfläche einer normalen Bank werden abgesägte Baumstämme gestapelt. Selbst ein Trinkbrunnen kann wertvolle Dienste leisten, denn die kleinen Wasserpfützen, die sich unweigerlich bilden, helfen manchen Tierarten. Ein weiterer Aspekt ist die Tierbeobachtung: Ein Freiluftsofa (ein mit Netzen bespanntes Gestell), ein erhöhter Stuhl, wie ihn beispielsweise Bademeister in einem Schwimmbad haben, oder eine Haltestange in der Donau, die nicht allzuweit vom Ufer entfernt am Grund befestigt ist, böten dem Betrachter die Möglichkeit, Natur und Umwelt aus neuen Blickwinkeln zu erleben.