Ingolstadt
Teresa Trauths Liederabend „Fegefeuer im Herzofen“ als Online-Premiere des Stadttheaters Ingolstadt

24.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:06 Uhr |

− Foto: Screenshot

Ingolstadt - Endlich wieder Theater! Zwar nicht live im Studio – wie zu Vor-Corona-Zeiten geplant -, sondern als Stream aus dem Festsaal. Trotzdem schafft es Teresa Trauth, Nähe zu erzeugen.

„Fegefeuer im Herzofen“ hat sie ihren zweiten Liederabend (nach „Freifahrt im Rad der Gedanken“) genannt, den Leni Brem-Keil nun im Festsaal und vor der Kamera in Szene gesetzt hat. Am Samstagabend war Online-Premiere. Bis heute, Montag, um 20 Uhr ist der Stream abrufbar. Wenn das Theater wieder öffnen darf, wird der Liederabend live zu sehen sein. Und darauf darf man sich heute schon freuen. Teresa Trauths Lieder erzählen von den Kämpfen des Alltags, von Lust und Frust, von Glück und Hoffnung, von Liebe und Hass, von Trauer und Schmerz, vom Hinfallen und Wiederaufstehen, von Einsamkeit und Zweisamkeit, von der Suche nach dem eigenen Weg – und dem Mut, ihn auch zu gehen.

Sieben Gebote herrschen in ihrem Herzofen:

1. Passt du nicht rein, mach dich nicht klein.

2. Grad keinen Lauf – gib niemals auf.

3. Sei nicht kleinlich, das ist peinlich.

4. Halte nichts fest – auch nicht den Rest.

5. Wird’s auch gemein, knicke nicht ein.

6. Stehst du im Licht, schäme dich nicht.

7. Hast du kein Glück, schau nicht zurück.

Zu diesen Geboten hat sie Lieder geschrieben: zärtliche, zornige, wilde, wütende, leise, laute, mit Herz und Haltung. Gut ein Dutzend sind es. Teresa Trauth beginnt am Flügel („I did it my way, I play on Steinway“), stellt kurz ihren „Spielerkader“ auf dem Rundpodest vor und setzt dann mit Witz, Charme und Temperament jedes Instrument neu in Szene. Gitarre, Ukulele, Akkordeon, Tenorhorn, Trompete – Teresa Trauth belauscht sie, kommuniziert mit ihnen, nutzt sie als Spielpartner, schafft Irritationsmomente. Dazwischen erzählt, dichtet, kommentiert sie, jongliert mit Worten („Schuld abladen verboten!“), kombiniert Redewendungen und Sprichwörter neu („Ist dir der Kopf zu voll, hast du zu viele Flausen drinnen“), mischt munter Kafka und Märchen, kluge Gedanken und poetische Lieder, und schlägt auch mal ein Rad auf der Festsaalbühne. Regisseurin Leni Brem-Keil gibt ihr Raum. Denn Teresa Trauth ist nicht nur Liedermacherin, sondern zuallererst Schauspielerin. Und als solche lockt sie – in knallroten Strümpfen zum kurzen schwarzen Outfit - das Publikum in ihren Herzofen, wo das Blut pulsiert, wo es heiß ist und bisweilen Herzrhythmusstörungen Atemnot, Benommenheit, Angstgefühle auslösen. Die Kamera (Bettina Reinisch, Paul Voigt, Manuel Frey, Johanna Landsberg) setzt Teresa Trauth in Szene, folgt ihr mit einem kleinen Spot, wenn sie die Bühne verlässt und in den Rang hinaufsteigt, umkreist sie, wechselt von der Totalen in Close-ups, schwenkt in den Zuschauerraum, wo ausgedruckte Fotos auf den Sitzen für das Publikum stehen, das an diesem Abend nicht live anwesend sein kann. Das aber draußen, vor den Computerbildschirmen, sich anstecken, anrühren lässt. „Es gibt nur eine Richtung – nach vorn!“, singt Teresa Trauth. Ein perfektes Mutmach-Programm für Zeiten wie diese!

Der Stream „Fegefeuer im Herzofen“ ist auf der Website des Stadttheaters Ingolstadt bis Montagabend, 20 Uhr abrufbar.

Anja Witzke

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