Ingolstadt
Taxis im Ausstand

Aus Protest wurde zwei Stunden lang die Personenbeförderung eingestellt

10.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:13 Uhr
Protest vor dem Hauptbahnhof: Ingolstädter Taxifahrer beförderten gestern Mittag zwei Stunden lang keine Fahrgäste. Grund war die geplante Änderung des Personenbeförderungsgesetzes. −Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Der Protest vieler Ingolstädter Taxifahrer gestern Mittag am Hauptbahnhof und am Rathausplatz gegen die Pläne zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes (DK berichtete) verlief weitgehend ruhig.

Zwar gab es am Hauptbahnhof, wo sich unsere Zeitung umhörte, Fahrgäste, die die zweistündige Beförderungsunterbrechung bedauerten, es wurde aber auch Verständnis für die Haltung der Taxifahrer geäußert.

"Wir schaffen das noch", hieß es aus einer Gruppe von sechs Reisenden aus dem Großraum Hamburg, die mit dem Zug nach Ingolstadt gekommen waren. Sie waren auf dem Weg zu einem dienstlichen Termin bei einer Firma. Diese erklärte sich offenbar bereit, den Besuch mit einem eigenen Fahrzeug am Hauptbahnhof abzuholen, nachdem die Gruppe sich telefonisch gemeldet hatte. Warten mussten die Norddeutschen trotzdem eine Weile. "Ich habe durchaus Verständnis für den Protest", sagte ein Mann aus der Gruppe. Er ließ durchblicken, dass das Taxifahren für ihn eine gewisse Sicherheit bedeute. "Ich steige am liebsten in ein Fahrzeug ein, das auch funktioniert", sagte er.

Das hörten die Taxifahrer von Ingolstadts größter Taxizentrale, Taxi-Funk, sicher gerne. Sie positionierten sich vor dem Bahnhofsgebäude um einen Stehtisch, von dem aus sie Informationsblätter an interessierte Passanten ausgaben. Auf den signalgelben Zetteln konnte jeder noch einmal nachlesen, warum sie sauer auf die Pläne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sind. Die Fahrer unterstellen dem Politiker, dass er das tarifgebundene Taxigewerbe dezimieren wolle, um Anbietern wie dem amerikanischen Fahrdienst Uber, die Personenbeförderung zu Dumpingpreisen durchführten, den "Markt zu Füßen zu legen", wie es in dem Papier heißt. Zu dem Thema wurde am Stand entsprechend intensiv diskutiert. Von "Wählerfang" war da beispielsweise vor dem Hintergrund der anstehenden Europawahl die Rede, aber auch von einer starken Lobby, die Firmen wie Uber in der deutschen Politik hätten.

"Wenn das kommt, rechnen wir mit Einbußen von 30 bis 40 Prozent", sagte ein Taxifahrer. "Wenn ich bedenke, dass ich dann noch weniger verdiene als jetzt, könnte ich davon nicht mehr leben", befürchtete eine seiner Kolleginnen. Die Ingolstädter Taxifahrer fürchten aber vor allem um die Tarifbindung, die wegfallen könnte und die bisher einheitliche Tarife zu jeder Tages- und Nachtzeit garantierte. "Darauf konnte sich jeder Fahrgast verlassen", hieß es aus der Gruppe. Mit der Änderung drohe den Fahrgästen jedoch eine Preisgestaltung nach Bedarf.

Auch ein Geschäftsreisender aus Frankfurt hatte nach seiner Ankunft am Hauptbahnhof erst einmal das Nachsehen, als er sich nach einem Taxi umschaute, wo keines war. "Solidarisierung ist ja ganz gut", sagte der Mann. Ob man sich damit aber den Kräften des Markts verschließen und Neues aufhalten könne, das bezweifelte der Hesse. "Letzten Endes muss das wohl der Staat regulieren", so seine Meinung. Insgesamt verliefen die beiden Stunden jedoch ruhig. "Offensichtlich haben doch viele von dem Protest gelesen und sich darauf eingerichtet", vermutete Taxifahrer Stephan Sinz. "Die meisten Leute haben Verständnis gezeigt. Einige ältere Menschen, die es gewohnt sind mit dem Taxi zu fahren, waren aber enttäuscht", ergänzte er.