Ingolstadt
Tagesmütter protestieren

Sie dürfen bald nur noch acht Betreuungsverträge abschließen – die Folgen beleuchtet eine Gesprächsrunde am Freitag

17.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr

Ingolstadt (DK) Dass Ingolstadt eine so gute Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren vorweisen kann, ist auch ein Verdienst der Tagesmütter: 160 der insgesamt rund 1400 Krippenplätze entfallen auf die Tagespflege.

Die Tagesmütter gehen aber gerade auf die Barrikaden, denn ab August dürfen sie aufgrund einer neuen Regelung nur noch jeweils acht Verträge für Pflegeverhältnisse abschließen. „Das bringt das Fass zum Überlaufen“, sagt Angelika Mondini, Sprecherin der Tagesmütter in der Region 10.

Bisher kann eine Tagesmutter zum Beispiel vormittags fünf Krippenkinder und nachmittags vier Hortkinder betreuen. Das geht künftig nicht mehr, wenn nur noch acht Verträge erlaubt sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kind nun täglich oder nur einmal in der Woche betreut wird oder gar nur in Randzeiten im Anschluss an Kindergarten oder Hort – es gilt jeder Vertrag. Die betroffenen Frauen beklagen, dass sie künftig finanziell noch schlechter gestellt sind als jetzt schon. Der Stundenlohn in der Tagespflege beträgt derzeit drei Euro brutto pro Kind und Stunde.

Die Tagesmütter haben schon 1800 Protestbriefe verschickt – darunter an den Ministerpräsidenten Horst Seehofer und Sozialministerin Christine Haderthauer. Am Freitag, 21. Juni, ist ein Austausch mit Eltern, Politikern und einer Vertreterin der Mobilen Familie geplant. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Pfarrsaal St. Augustin. Jeder, der sich für das Thema interessiert, ist willkommen.

Die Neuregelung wird laut einer Stellungnahme des Familienministeriums damit begründet, „dass bei mehr als acht Betreuungsverhältnissen stark zu bezweifeln ist, ob diese verantwortungsvolle und sehr zeitintensive Tätigkeit noch entsprechend gewährleistet werden kann“.

Die Tagesmütter hingegen warnen vor den Folgen der Neuregelung: Sie befürchten, dass die Zahl der Beschäftigten in der Tagespflege wegen der schlechten Verdienstmöglichkeiten weiter sinkt. Um ein Einkommen zu erzielen, von dem man leben kann, werden vorzugsweise Vollzeitbetreuungen abgeschlossen. Kinder, die nur kurzzeitig oder ersatzweise betreut werden müssen, finden dadurch keinen Platz mehr. Fazit: „Aus unserer Sicht verschlechtert die Begrenzung auf acht Verträge die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erklärt Angelika Mondini.