Eichstätt
"Tag für die Kinder auf der ganzen Welt"

Der interkulturelle Eichstätter Elternverein lud zum deutsch-türkischen Kinderfest ins Alte Stadttheater ein

07.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:11 Uhr

Die Kinder der Bagmalagruppe "Anatolia Eichstätt" präsentierten dem Publikum und natürlich besonders ihren Schulleitern mit Freude und Stolz einen Einblick in die türkische Kultur. - Foto: Mayer

Eichstätt (EK) Beim türkischen Volkstanz "Damat Havasi" im Zuschauerraum des Alten Stadttheaters hatten Vorurteile keinen Platz. Hand in Hand tanzten Deutsche und Türken, Lehrer oder Schüler beim internationalen deutsch-türkischen Kinderfest.

Anlass für das friedliche Miteinander der Kulturen war der 23. April, der seit 1921 ein offizieller politischer Feiertag in der Türkei ist. Der 23. April 1920 war ursprünglich das Datum, an dem das türkische Parlament eröffnet wurde. 1921 wurde der Tag in der Türkei zu einem offiziellen Feiertag für die Kinder deklariert. Unter Federführung seines Konsulatslehrer Mehmet Dinler feiert seit 2009 der rührige interkulturelle Eichstätter Elternverein aus diesem Anlass seine Kinderfeste, zunächst im Kolpingshaus, nun alljährlich, wie auch am Samstag, im Alten Stadttheater.


Dass das Fest nicht nur ein Fest innerhalb der türkischen Elternschaft ist, unterstrich die große Zahl der prominent besetzten vordersten Reihen, denn in diesen tummelten sich neben Landrat Anton Knapp und Landtagsabgeordneter Tanja Schorer-Dremel vor allem auffällig viele Schulleiterinnen und Schulleiter aus Eichstätt und Umgebung. Bettina Sterner vertrat, der Kleiderordnung entsprechend in rot-weiß, ihre Schule St. Walburg, Stefan Rank von der Schernfelder Schule war ebenso anwesend wie Brigitta Koch aus Dollnstein, Christian Graf war für die Mittelschule Schottenau da und Constanze Goldfuß für die Gaimersheimer Schule. Pförrings Schulleiterin Michaela Hasinger war in Vertretung von Schulamtsdirektor Rudolf Färber gekommen, um das Fest als einen großen Beitrag zur Friedenserziehung zu würdigen. Auch die frisch ernannte Konsulin am türkischen Generalkonsulat in München, Güzide Sebnem Kocoglu, machte mit ihrem Besuch deutlich, welchen Stellenwert dieses Fest hat: "Atatürk hat diesen Tag den Kindern auf der ganzen Welt geschenkt."

Gerade die türkischen Kinder, die an diesem Tag in farbenprächtigen Gewändern ihre Aufwartung machten, freuten sich sehr über das Kommen ihrer Schulleiter und waren unheimlich stolz, dass sie türkische Kultur und Tradition mit Liedern, Tänzen und Geschichten vorstellen konnten. Da war zunächst die große Baglamagruppe "Anatolia Eichstätt" mit Chor unter Leitung von Mehmet Dinler zu hören. Die anatolische Langhalslaute Baglama ist das mit Abstand populärste Musikinstrument der Türkei und ebenso unter deutschen Türken beliebt. Die Kinder kommen jeweils am Samstag zusammen, um gemeinsam mit Mehmet Dinler zu musizieren. "Uns ist es wichtig, dass die Kinder beschäftigt und aktiv sind und damit keinen Suchtgefahren ausgeliefert sind", berichtet Zelika Cinar, zweite Vorsitzende des Elternvereins. Sie leitet mit Murat Demirel, der als Vorsitzender fungiert, und Ülkü Demirel (Kassiererin) den Verein.

Dann kam Bewegung auf die Bühne und in den Saal, denn von türkischen Kindern und Jugendlichen wurden Volkstänze auf die Bühne gebracht, zunächst der bekannte Nationaltanz "Halay", der in der türkisch-kurdischen Musikerszene bei Jugendlichen neu auflebt und präsent ist. Er wird heute von jungen Türken auf Tanzveranstaltungen oft stundenlang getanzt. Beim modernen türkischen Folkloretanz erhielten dann die Ehrengäste eine Rose als Zeichen der Aufforderung überreicht, mitzutanzen.

Im gut zweieinhalbstündigen Programm wirkten auch deutsche Vereine mit, wie zum Beispiel der Tanzsportclub, der unter Leitung von Michaela Sigl-Weidenhiller mit seinen Bambini- und Kinder-Gruppen Modern Dance, Hip-Hop oder Jazz auf die Bühne brachte. Die Taekwondoabteilung des PSV zeigte die Attraktivität ihrer Sportart. Extrem grazil und professionell war die Darbietung der Gaimersheimer Turner: Alwin, Julian, Max, Luis und Yussuf, teilweise Mitglieder im bayerischen Landesturn-Kader, zeigten mit beeindruckenden Übungen am Boden, Barren oder dem Pferd, welchen hohen Leistungsstand sie bereits in jungen Jahren erreicht haben.

Am Ende hatten dann zwei Schülerinnen aus Dollnstein, Süeda Sen und Dilara Cavusoglu, ihren Auftritt, indem sie eine Geschichte von "Hasreddin Hodscha" vorspielten. Viele Geschichten mit und über diesen volkstümlichen Lehrer und Geistlichen aus dem 13. oder 14. Jahrhundert sind tief im türkischen Gedankengut verwurzelt. Hodschas Schelmengeschichten erinnern heute vor allem daran, dass eine gute Prise Humor das tägliche Leben leichter macht und ein Augenzwinkern manchmal weiter führt als starre Regeln.