Stilwechsel in der ganz neuen Galerie

03.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:41 Uhr

Zeitgemäß und gediegen mit viel dunklem Holz: 150 Gäste feierten gestern Abend im Mo den Abschluss der Neugestaltung. - Foto: Stadik

Ingolstadt (ms/sic) Es ist 56 Jahre alt, aber kaum mehr wiederzuerkennen: das Mo. Vier Monate lang wurde das Lokal umfassend renoviert und modern gestaltet. Gestern Abend feierten 150 Gäste mit den Wirtsleuten Sigi und Monika Häusler die Neueröffnung. Im Mo wird weiterhin viel Kunst zu sehen sein – wie früher.

Hier hockten sie alle schon. Nostalgisch gesehen, ist das Mo am Kreuztor Ingolstadts letztes Wirtshaus für Jung und Alt. Seit 56 Jahren fließt hier das Bier; in dieser Zeit kommt so einiges an Gästegenerationen zusammen. Im legendären Augustinerkeller hat es sich längst ausgetobt, das Le Bistro hat zugesperrt, die Eierschale wurde abgerissen – was vom Ensemble der Kultlokale blieb, war das Mo. Seit elf Jahren heißt die Gaststätte offiziell so, wie sie immer schon alle genannt haben: Mo.

Die Geschichte vom Kraus-Liesl und der Namensfindung für ihr Wirtshaus ist oft erzählt worden, weil sie gar so nett ist. Montmartre-Bräu sollte ihr Lokal an der Kreuzstraße heißen – und damit ein wenig intellektuelles Flair à la Paris in Ingolstadt etablieren. Doch die Stadtväter wussten damals offenbar nicht, dass der Montmartre das Viertel der Künstler war, sondern dachten trotz – oder wegen – der damals sehr angesagten Prüderie an etwas fürchterlich Liederliches. Mit Rotlicht und so! Ähnliches assoziierten viele Ingolstädter, die zwischen den Vorhängen hindurchlugten und sahen, wie drinnen Künstler und andere Intellektuelle bei Kerzenlicht zusammensaßen.

Zivilbeamte der Polizei erkundeten das anrüchige Lokal, die Stadtverwaltung schrieb in einer geheimen Aktennotiz von "Förderung der Unzucht", und der Münsterpfarrer machte sowieso gegen den Montmartre-Bräu Front, da er um die Würde seines Gotteshauses fürchtete. Angesichts solch geballter Sittenstrenge änderte die Wirtin den Namen ihres doch eigentlich völlig jugendfreien Lokals in Neue Galerie. So hieß es auch unter Liesl Kraus’ Neffen Franz Hundsdorfer. Doch das hat Ingolstadts Gaststättengeher nie interessiert. Für sie blieb das Wirtshaus mit dem schönen Biergarten immer nur das Mo. Und Hundsdorfer heißt bis heute Mo-Franz.

Sigi und Monika Häusler, die das Lokal 1998 pachteten, gaben ihm offiziell seinen wahren Namen. Seit der kompletten Sanierung, die im Mai begonnen hat und streng genommen erst gestern vollendet wurde, erinnert kaum mehr etwas an die alten Zeiten. Das Mo – Untertitel: "Kunst - Musik - Lebensart" – präsentiert sich jetzt mit seiner dunklen Täfelung vornehm, gediegen und modern. Einige Besucher der Einweihungsfeier sprachen von einem "kompletten Stilwechsel".

Die Wirte sind stolz auf den Umbau und auch sonst zufrieden. Die Krise ist nicht im Mo eingekehrt. "Unsere Entwicklung zeigt nach oben!", sagten Sigi und Monika Häusler. Natürlich werden im Lokal – organisiert von Christian Seybold – weiterhin Kunstausstellungen stattfinden. Wie in alten Zeiten.