(peh)
Stadtgeflüster vom 31. August 2016

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

(peh) "Alles bricht, Alles wird neu gefügt; ewig baut sich das gleiche Haus des Seins. Alles scheidet, Alles grüßt sich wieder; ewig bleibt sich treu der Ring des Seins.

In jedem Nu beginnt das Sein; um jedes Hier rollt sich die Kugel Dort. Die Mitte ist überall. Krumm ist der Pfad der Ewigkeit."

Mit diesen wenigen Zeilen haben wir uns einen lange gehegten Herzenswunsch erfüllt und zumindest ein einziges Mal in einem Stadtgeflüster Friedrich Nietzsche zitiert. In "Also sprach Zarathustra" umschreibt der bekannte deutsche Philosoph so den Gedanken der ewigen Wiederkehr des Gleichen, ein zentraler Punkt seiner Gedankenwelt.

Wenn man zurzeit diese schönen Spätsommertage genießt, den Blick über die abgeernteten Getreidefelder und den reifen Hopfen schweifen lässt, erahnt man, was Nietzsche gemeint haben könnte. Es gibt eherne Gesetzmäßigkeiten im Jahresverlauf, die sich seit der Entstehung unseres Universums über Ewigkeiten hinweg bis ans Ende aller Zeiten niemals ändern werden: Anfang August stehen die ersten Lebkuchen in den Regalen, im März steht Bayern als Meister fest und spätestens im Oktober fordern die Freien Wähler eine 4. Donauquerung.

Doch selbst wer in größeren Zyklen oder gar Äonen denkt, wird unvermeidlich auf Bekanntes stoßen. Schlechtes Klima, ja gar Streit im Stadtrat? Alles nichts Neues. So bezeichnete beispielsweise bereits im Jahr 1632 der Ingolstädter Ratsherr Matthias Schiessel seine Kollegen allesamt als "grobe Dölpl oder Knöpf", nachdem die Herren im Sitzungssaal mehrmals heftig aneinandergeraten waren. Allerdings ging es dabei weniger um Politik als vielmehr darum, dass Schiessels Frau offenbar fremdgegangen war und er sie deshalb verprügelt hat, wie Tobias Schönauer in seiner Dissertation über Ingolstadt im Dreißigjährigen Krieg sehr anschaulich beschreibt (und noch vieles mehr).

Auch das Radfahren - man mag es kaum glauben - war schon lange vor OB Lösel ein Thema. Die 16-seitige Vorschrift der Ortspolizei vom 26. Mai 1896 über das Radeln in Ingolstadt umfasste etliche Paragrafen. Danach war dies in fast drei Dutzend Straßen in der Innenstadt seinerzeit verboten. Und weiter hieß es: "Das plötzliche Abspringen vom Hochrad ist bei herannahenden Pferden verboten." Ganz allgemein war "das Radfahren auf öffentlichen Straßen nur solchen Personen gestattet, welchen hierzu die polizeiliche Erlaubnis erteilt ist". Interessant wäre nur, ob auch der zweite Teil dieser Vorschrift noch Gültigkeit hat. Um diese Erlaubnis zu erhalten, musste man vor einer Prüfungskommission seine Fahrkünste demonstrieren und ein Gesuch einreichen - mit einer Einschränkung: "Für Ehefrauen ist der Antrag vom Ehemann zu stellen", so die ortspolizeiliche Vorschrift weiter.