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Stadtgeflüster vom 25. April 2016

24.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:55 Uhr

(hl) Der Mann ist inzwischen bekannter als der OB und läuft langsam selbst dem Ministerpräsidenten in dessen Heimatstadt den Rang ab. Wenn er da im vollen Ornat vors Volk tritt und mit kehliger Stimme seinen immer selben Spruch in die Menge schmettert, gibt es keine Widerworte, sondern stets nur donnernden Applaus.

So viel uneingeschränkter Beifall ist selten geworden in Zeiten, in denen ein Rathauschef kaum noch ein neues Parkverbotsschild aufstellen lassen kann, ohne anderntags entrüstete Anwohner auf der Matte stehen zu haben.

Und Liebling der Medien ist er auch: Der DK hat ihn am Wochenende gleich auf der Titelseite und auf der ersten Lokalseite gezeigt. Dass er es heute ausnahmsweise nur auf Seite 25 geschafft hat, sollte von ihm bitte nicht als Geringschätzung missverstanden werden. Aber so ganz allmählich, so haben wir uns jedenfalls in der Redaktion gedacht, müssen wir uns auch mal wieder um jene Ingolstädter kümmern, die nicht blauen Geblüts sind.

Eines ist klar: Einen anderen als ihn können die Schanzer sich nach nunmehr drei Bierfesten neuen Zuschnitts kaum noch als ihren vormaligen Herrscher vorstellen. Von Habitus und Stimmgewalt her braucht er so schnell keine Konkurrenz zu fürchten. Und wenn das reine Bier in den nächsten Jahren rund um Hohe Schule und Georgianum erneut bejubelt wird, darf er sich einer rechtzeitigen Verpflichtung für seine Paraderolle sicher sein.

Jetzt aber heißt es Abschied zu nehmen von Rüschenhemd, Amtskette und Federhut. Eine Rasur ist zwar nicht nötig, denn ein Vollbart ist in diesen modernen Tagen gerade wieder angesagt. Ansonsten aber: Willkommen im Ingolstädter Alltag, Oswin Dotzauer!