(tsk)
Stadtgeflüster vom 1. August 2015

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

(tsk) Wir wissen nicht, ob Alf Lechner in einen rostigen Stahlträger gebissen hat, als er von dieser Nachricht erfuhr, es könnte aber durchaus sein: Sein gleichnamiges Museum, das erstaunlicherweise seltener in der Öffentlichkeit steht als das heruntergekommene und leer stehende Körnermagazin, befand sich auf der Liste der Gebäude, in der die Stadt kurzfristig Asylbewerber unterbringen wollte. Natürlich nur wegen der Größe, nicht, weil es mangels großen Besucheraufkommens eh keinen stören würde.

Jetzt hat der Stadtrat allerdings die Staudinger-Hallen genommen, etwas kleiner zwar, aber dafür muss nicht die Alf-Lechner-Stiftung, also Alf Lechner, zustimmen. Auch das Kulturzentrum in der Halle 9 stand auf der Liste, da intervenierte das Kulturreferat. Kulturgebäude als Asylunterkünfte – wenn es auch anders gekommen ist, in Ingolstadt ist nichts mehr, wie es war.

Dazu passt, dass Thomas Thöne, bisher das soziale Gewissen der SPD, am Donnerstag im Stadtrat Seit an Seit mit den ÖDP-Stadträten Franz Hofmaier und Simone Vosswinkel saß, weil er jetzt das soziale Gewissen der Ökodemokraten ist. In dieser Funktion nutzte er es auch genüsslich aus, seinem Ex-Parteigenossen Achim Werner, der nicht ganz schuldlos an Thönes Abgang sein soll, einen mitzugeben, indem er ihn implizit zu mehr Sachlichkeit in Asylfragen ermahnte. Jenen Achim Werner, der übrigens seit seiner Abwahl aus dem Landtag wieder bei einem hiesigen Automobilkonzern arbeitet und trotzdem diese Woche nimmermüde darauf hinwies, dass er fürs Stadtradeln sein Auto drei Wochen lang in die Ecke gestellt habe, um 1054,8 Kilometer zu erradeln. In einer Pressemitteilung seiner Partei stellte er fest, dass Ingolstadt sogar die Chance habe, „zu einer richtigen Fahrradstadt zu werden“. Ob sich das auch sein Arbeitgeber wünschen würde?

Und Thöne? Macht jetzt sogar den Mehrheitsbeschaffer für die CSU: CSU-Bezirksgeschäftsführerin Alexandra Sitzmann schickte Thöne nach drei Stunden Sitzung auf die Herrentoilette, weil sie dort Stadtrat Hans Achhammer vermutete – aber sich selbst nicht hineintraute. Und Thöne richtete grinsend aus, der CSU-Stadtrat möge doch bitte dringend in den Sitzungssaal kommen, seine Partei brauche seine Stimme.