Ingolstadt
Sprachlos vor Dankbarkeit

Nach einem Leben voller Hilfsbereitschaft bekommt Helga Dittmar von den Maltesern selbst einen Herzenswunsch erfüllt

03.02.2020 | Stand 02.12.2020, 12:03 Uhr
Freude auf dem mobilen Krankenbett: Schlaganfall-Patientin Helga Dittmar konnte dank der Herzenswunsch-Aktion der Malteser Franz Pschorr (l.), Florian Winkelmeier und Florian Lensing (nicht auf dem Bild) an einem Familientreffen in Neuburg teilnehmen. −Foto: privat

Ingolstadt - Allzu viele Ingolstädter Ehepaare wird es wohl nicht geben, deren langes gemeinsames Leben von jeher so geprägt war vom Ehrenamt.

"Bei meiner Frau war es der Bereich des Sozialen, die Hilfe für den Nächsten", erzählt Christian Dittmar (85), "bei mir der Historische Verein, die Kirchenmusik, das Engagement für Migranten. " Doch jetzt, fügt er hinzu, "ist bei meiner Frau Stillstand". Am 29. Dezember wurde Helga Dittmar (82) selbst zum hilfsbedürftigen Pflegefall.

Das ist aber nicht der Grund, weshalb sich der frühere Stadtarchivar und Heimatpfleger mit dieser sehr privaten Familiengeschichte an den DK gewandt hat. Den Dittmars wurde nämlich am 18. Januar ein echter Herzenswunsch erfüllt: "Meine Frau und meine Familie haben einen Akt der Menschenfreundlichkeit, der Hilfsbereitschaft, der Nächstenliebe und der sozialen Zuwendung durch eine Hilfsorganisation erfahren dürfen, die mich und meine Familie tief bewegt hat. " In einer Zeit zunehmender Aggressionen und Pöbeleien selbst gegen ehrenamtliche Unfallhelfer und Rettungsdienste, so findet Dittmar, sollte der Öffentlichkeit diese "wunderbare Erfahrung" nicht verborgen bleiben.

Den ehemaligen Stadtarchivar kennen etliche Ingolstädter noch als rechte Hand des früheren Kulturreferenten Siegfried Hofmann. Als Heimatpfleger bis 2010 ging Dittmar keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, wenn es galt, für die Erhaltung von Baudenkmälern einzutreten. Dass der Denkmalwert des historischen Körnermagazins erkannt und später gerichtlich bestätigt wurde, ist seiner Initiative zu verdanken.

Mit dem gleichen Engagement war stets Helga Dittmar unterwegs, zunächst beruflich als Altenpflegerin, danach in der Hospizbewegung und der Betreuung von Patienten auf der Palliativstation. "Ich weiß noch, wie oft sie Nachtwache gehalten hat bei der Hospizbegleitung", sagt ihr Mann. Doch anderen Menschen in ihrer Not beizustehen, das ist Helga Dittmar nicht mehr möglich, denn das Jahr 2019 endete für sie mit einem Schlaganfall, das neue Jahr begann als Patientin auf der Intensiv- und der Palliativstation des Klinikums.

"Meine Frau ist jetzt selbst Empfängerin von viel Zuwendung geworden", schildert ihr Mann den tiefen Einschnitt, "das ist für uns beide ein großer Halt. " Dittmar verbindet seine persönlichen Worte mit der mehrfach wiederholten Bitte an den DK-Berichterstatter, nicht ihn und seine Familie in den Vordergrund zu stellen, sondern die Männer des Malteser Hilfsdienstes und deren wunderbare Aktion "Herzenswunsch Krankenwagen".

Dieses spendenfinanzierte Angebot dient dazu, schwerstkranken Menschen eine Freude zu machen. Und bei den Dittmars sah das so aus, dass die drei MHD-Helfer Florian Lensing, Franz Pschorr und Florian Winkelmeier den Krankentransport der Schlaganfall-Patientin zu einem Familientreffen in Neuburg in die Hand nahmen - natürlich "nach Rücksprache mit der medizinischen Leitung der Palliativstation", wie der Ehemann versichert.

Durch diesen "wundervollen Einsatz" hätten die drei Malteser allen Beteiligten zu einem "unvergesslichen Erlebnis" verholfen. Auch mit seinen 85 Jahren und trotz des Schicksalsschlages mit seiner Frau kann sich der ehemalige Heimatpfleger noch temperamentvoll begeistern. Jetzt kämpft er eben nicht mehr so für das kulturelle Erbe der Stadt, für die Rettung unterschätzter historischer Bauten, sondern für die öffentliche Anerkennung von Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Für Helga Dittmar hat die Familie inzwischen eine häusliche Pflege beim Sohn und der Schwiegertochter organisieren können.

DK