Eichstätt
Souverän und gelungen

08.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

Eichstätt (EK) Im Rahmen der Eichstätter Domkonzerte waren die Würzburger Domsingknaben mit einem programmatisch und musikalisch sehr schön zusammengestellten Chorkonzert im Willibaldsdom in Eichstätt zu Gast.

Unter der souveränen Leitung des Würzburger Domkapellmeisters Professor Martin Berger präsentierten sie geistliche Chormusik aus alter und neuer Zeit.

Mit zwei gut ins Konzept passenden Orgelwerken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Kaspar Kerll trug der seit September am Eichstätter Dom tätige Assistent des Domkapellmeisters, Markus Rupprecht, ebenfalls zum Gelingen des Konzertes bei.

Jubelndes "Hosianna"

Den Anfang machte eine sehr gut aufgebaute Komposition des 1961 geborenen Komponisten Rolf Rudin über "Ruhm und Preis und Ehre", die in einem dicht komponierten jubelnden "Hosianna" mündete und mit Untermalung der Orgel besonders am Beginn der Komposition einen festlichen Einzug des Chores vom Willibaldschor aus ermöglichte. Den jubelnden Schluss des Hosianna aufgreifend, folgte ein prächtig gewobener Chorsatz über "Hosianna dem Sohne Davids" des in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts weisenden Komponisten Thomas Selle. Dem Chor gelang eine transparente, der Vokalpolyphonie wie dem Duktus der Sprache folgende fein nuancierte Darstellung.

Dem rhetorischen Gehalt der Komposition über "Also hat Gott die Welt geliebt" von Heinrich Schütz (1585-1672) kam die am Text orientierte, damit auch textverständlich artikulierte Interpretation des Würzburger Chores unter Martin Berger entgegen, der hier die richtigen Akzente stilsicher zu setzen wusste. Der folgende, in die Klassik weisende Chorsatz Christian Finks wurde kongenial entsprechend der homophonen Textur dargelegt. Die Chorknaben sangen engelhaft rein und ausdrucksstark.

Nach einer modalen Vertonung der letzten Worte Jesu am Kreuz, die Georgius Bardos im 20. Jahrhundert im postmodernen Stil, dem Sinngehalt des Wortes folgend, geschaffen hat, gelang dem Assistenten des Domkapellmeisters, Markus Rupprecht, an der Orgel eine durchdacht registrierte und stimmig dargestellte Sonate VI d-moll op. 65 über den Choral "Vater unser im Himmelreich" von Felix Mendelssohn Bartholdy. So baute er die Variationen spannend auf. Den gewichtigen Allegrosatz musizierte Rupprecht höchst virtuos und glänzend und verstand es, die Choralmelodie stets präsent zu machen.

Die Fuge und der Schlusssatz wurden ebenfalls überzeugend interpretiert. Die folgenden drei Chorsätze für Männerchor "Gratias agimus tibi" von Heinrich Sutermeister, "Gesang zur Bereitung" von Otmar Faulstich und "Im Dorf, da geht die Glocke schon" von Bernhard Weber überzeugten durch die Gediegenheit ihres kompositorischen Gehaltes wie durch ausdrucksstarke und klangschöne Interpretation durch die Chorknaben. Sehr schön zurückhaltend registriert und lebendig artikuliert, vermochte Rupprecht mit der "Canzona V" von Johann Kaspar Kerll das Konzert zu bereichern. Ein sprechend dargestelltes "Jubilate Deo" von Laszlo Halmos (20. Jahrhundert) leitete über zum abschließenden Teil des Konzerts.

Engelhaft musiziert

Besonders überzeugend gelang hier ein "Cantate Domino" von Claudio Monteverdi. Einem intim und engelhaft musizierten "Locus iste" von Anton Bruckner folgten ein sehr feierlich empfundener Dankhymnus und grandios expressiv dargestelltes Nachtlied von Max Reger, das sich dem Hymnus von Berthold Hummel abrundend anschloss.

Der verdiente lang anhaltende Beifall des Publikums wurde mit einem wunderbaren romantischen Abschlussgesang des Knabenchores bedacht.

? Carlheinz Wolf