Sogar Wasserstoff hat man im Blick

Marktgemeinde Thalmässing hat umfangreichen Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz zusammengestellt

21.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:45 Uhr
Auf den Feldern rund um Thalmässing wie hier bei Ruppmannsburg sind Windräder schon seit Jahren ein vertrauter Anblick. −Foto: Karch

Thalmässing - "Ich kenne keine Gemeinde im Landkreis, die so engagiert ist in Sachen Klimaschutz und so viele praktisch umsetzbare Projekte auf ihrer Liste hat wie Thalmässing." Diese Worte von Professor Dr. Markus Brautsch vom Institut für Energietechnik (IfE) gingen den Mitgliedern des Thalmässinger Marktrats runter wie Öl. Ansonsten war vom fossilen Brennstoff Öl bei diesem Tagesordnungspunkt in der jüngsten Sitzung des Marktrats nicht die Rede.

Beim Maßnahmenkatalog der Kommune im Rahmen des Klimaschutznetzwerks des Landkreises ging es viel eher um Windkraft, Photovoltaik, Wärmeverbünde oder sogar um die Gewinnung von Wasserstoff.

"Nachhaltigkeit und Umweltschutz" waren die beherrschenden Themen in der Sondersitzung des Marktrats am Mittwochabend. Und bei diesen Themen will die Kommune ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, zu Recht, wie der Energieexperte Brautsch unterstrich. Da sein Institut alle Kommunen im Landkreis berät, hat er auch genügend Vergleichsmöglichkeiten. "Wir haben schon einiges angestoßen, etliches umgesetzt und vieles ist auch noch in der Planung", erklärte Bürgermeister Georg Küttinger (TL). Das Klimaschutznetzwerk, dem alle Kommunen im Landkreis angehören, biete "eine tolle Gelegenheit, um Energiethemen, Umweltschutz und Nachhaltigkeit schnell und kostengünstig umzusetzen". Der Maßnahmenkatalog, der in der Sitzung vorgestellt wurde, solle nur ein Leitfaden sein, eine Ideensammlung, die flexibel sei und jederzeit um weitere Projekte ergänzt werden könne, so Küttinger.

Einige Projekte seien bereits im Laufen wie der Neubau der Kindertagesstätte, Photovoltaikanlagen für Rathaus, Feuerwehrhaus und Kläranlage Thalmässing, verschiedene privat organisierte Wärmeverbundnetze in den Dörfern oder auch die Nahwärme im Thalmässinger Ortskern. Auf dem Maßnahmenkatalog stehen zum Beispiel noch eine energetische Sanierung der Grund- und Mittelschule, eine Sanierung oder ein Neubau der Schule in Offenbau, der Neubau des Feuerwehrhauses in Offenbau, eine Förderfibel in Zusammenarbeit mit der Energieberatung des Landkreises (ENA), die Umgestaltung der Alten Schule und des Freibads, die energetische Sanierung des Kindergartens Arche Noah, die Umgestaltung der Alten Schule in Landersdorf zum Dorfgemeinschaftshaus, die Wärmeversorgung der Schule und des Lehrerwohnhauses in Eysölden, die Weiterentwicklung von öffentlichem Nahverkehr (ÖPNV) und der Fahrradinfrastruktur zum Beispiel durch mehr Radwege und die Errichtung von E-Ladesäulen. Wichtig sind der Kommune auch Versammlungen zur Information der Bürger oder auch neue Schritte zur Klärschlammentsorgung (siehe nebenstehenden Bericht).

Bei seiner vorsichtig geäußerten Idee, den Stromüberfluss der Windräder im Umspannwerk Kleinhöbing in Wasserstoff umzuwandeln, rannte der Bürgermeister bei Markus Brautsch offene Türen ein. "Das ist gar nicht abwegig." PV-Anlagen oder Windräder würden viele Stunden abgeregelt, weil es die Netze nicht mehr schaffen, den Strom wegzubringen. "Das Abschalten ist volkswirtschaftlicher Wahnsinn", kritisierte Brautsch. In Haßfurt stehe bereits eine solche Anlage, die Wasserstoff erzeuge. Der könne entweder in ein Erdgasnetz gespeist oder abgefüllt und zur nächsten Wasserstofftankstelle gebracht werden.

HK

Andrea Karch