Software-Schmiede aus der Hallertau

29.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:51 Uhr

Das Konzept steht bereits: In den kommenden zwei Jahren wollen Albert Fleischmann (rechts), Nils Meyer und die jCOM1-Mitarbeiter für den Forschungswettbewerb "Theseus Mittelstand 2009" einen fertigen Prototyp ausarbeiten. - Foto: Janda

Rohrbach (DK) Geregelte Prozesse bringen Ordnung. Das gilt für kleine Single-Haushalte genauso wie für gigantische Industriekonzerne. Von der Bestellung bis zum fertigen Produkt – jeder Schritt ist ein Geschäftsprozess. Alle laufen auf unterschiedliche Art und Weise ab. Und alle tragen zum reibungslosen Ablauf innerhalb eines Unternehmens bei. Solche Vorgänge zu optimieren ist das Ziel des Softwareanbieters jCOM1, der seinen Sitz in Rohrbach (Landkreis Pfaffenhofen) hat.

Das Konzept des kleinen Unternehmens hat auch auf höchster Ebene überzeugt: Ab Juli soll der kleine Betrieb im Rahmen des Technologiewettbewerbs "Theseus Mittelstand 2009" an der Entwicklung des Internets der Zukunft arbeiten. Als eine von deutschlandweit lediglich zwölf Firmen wurden die Rohrbacher vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ausgewählt.

Das Internet der Zukunft

"Das heutige Internet besteht ja größtenteils aus Informationen, das Internet der Zukunft ist aber ein Internet der Dienste", erklärt Nils Meyer, Leiter der Software-Entwicklung bei jCOM1. Das Forschungsprojekt soll nun die Voraussetzungen für ein solches Angebot klären.

Der Beitrag des Rohrbacher Entwicklerteams sieht ein Programm vor, das es ermöglichen soll, bestimmte Abläufe firmenübergreifend zu verknüpfen. "Geschäftsprozesse bleiben schließlich nicht an den Unternehmensgrenzen stehen", erklärt Meyer den Gedanken, der hinter dem Projekt steht. Etwa zehn Mitarbeiter sollen im Schnitt daran beteiligt sein. Am Ende wird zunächst ein Prototyp stehen, die Weiterentwicklung für die Vermarktung soll folgen. "Natürlich besteht für alle zwölf Firmen auch ein Risiko" erklärt Albert Fleischmann, Vorstandsmitglied und Mitbegründer der Firma, "das Forschungsprojekt hat immerhin einen gewissen ungewissen Ausgang".

Seit fünf Jahren entwickelt die Firma mitten in der idyllischen Hallertauer Hopfenlandschaft Lösungen rund ums Management von Geschäftsprozessen. Mit einem wohl einzigartigen Ansatz: "Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt", sagt Fleischmann, "das ist eines unserer Alleinstellungsmerkmale." Alle, die später am Prozess mitwirken, sind deshalb bereits an dessen Planung beteiligt. "Bei vielen Systemen fehlt dieser Schritt", sagt Meyer.

Einfache Bedienung

Eine weitere Besonderheit: Kunden können ihre entwickelten Prozesse zunächst live testen. "Das ist unser großer Vorteil", so Meyer, "wir spannen den Bogen von der Modellierung bis zur Ausführung." Und weil jCOM1-Produkte auf jedem Computer problemlos laufen, haben auch kleine Firmen ohne eigene IT-Abteilungen keine Probleme.

Trotz oder vielleicht gerade wegen der Wirtschaftskrise geht es dem kleinen Software-Unternehmen derzeit gut. Viele Firmen sähen die Krise offenbar tatsächlich als Chance, ihre Abläufe zu optimieren, sagt Albert Fleischmann, "die Branche floriert." Heute beschäftigt der Betrieb, den er 1998 zusammen mit seinem Vorstandskollegen Franz Böhm als eine Art Entwicklerprojekt gegründet hat – der Startschuss für die eigentliche Firma fiel erst im Jahr 2004 –, bereits 30 Mitarbeiter. "Wir sind klar im Wachstum", sagt Fleischmann, "Anfang 2007 waren wir noch zu acht." Für die nahe Zukunft planen die Verantwortlichen außerdem einen Umzug. Vom beschaulichen Rohrbach in die Nähe der Kreisstadt Pfaffenhofen.