"Söder ist als Einheizer absolut brauchbar"

25.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

München (DK) Zum zehnten Mal wird Kabarettist Django Asül morgen beim Maibockanstich im Hofbräuhaus (21 Uhr im BR Fernsehen) die Landespolitiker derblecken. Speziell ist diesmal die Rolle der Opposition, wie er im Interview erklärt. Django Asül, beim Maibockanstich wird der Finanzminister wieder vor Ihnen reden. Er versucht sich dabei gerne selbst als Kabarettist.


Hat Markus Söder Talent?

Django Asül: Als Vorband und Einheizer ist er absolut brauchbar.

 

Keine Angst, dass er Ihnen die Show stiehlt?

Asül: Das ist eine Co-Produktion. Für mich wäre es ja schlimm, wenn ich erstmal das Publikum aufwecken müsste nach seiner Rede. Daher habe ich lieber einen, der selbst Zunder gibt.
 


Horst Seehofer hat am Montag verkündet, dass er weitermacht. Müssen Sie Markus Söder vor seinem Auftritt trösten und aufbauen, weil er nun weiter in der Wartestellung bleibt?

Asül: Auch wenn Söder eher zart und sensibel wirkt bei seinen öffentlichen Auftritten, verfügt er doch über ein robustes Gemüt. Er wird es richtig deuten: Wenn er nicht Ministerpräsident werden soll, bedeutet das nur, dass er als Finanzminister einfach eine Granate ist.

 

Luise Kinseher musste sich nach den letzten Nockherberg-Auftritten viel Kritik anhören: Mal war sie zu brav, mal zu böse. Was macht ein gutes Derblecken aus?

Asül: Solche Fragen habe ich mir noch nie gestellt. Ich kann glücklicherweise tun und lassen, was ich will. Es muss einfach eine schöne Gaudi werden.

 

Wer muss sich dieses Jahr auf eine Abreibung einstellen?

Asül: Wer sauber Stoff liefert, wird auch entsprechend honoriert. Wer das ganze Jahr durch Passivität glänzt, dem kann ich auch nicht weiterhelfen. Eine gute Ausgangsbasis ist, dass sich die SPD in diesem Jahr im Aufwind sieht und eine hoch spannende Personaldiskussion hat: Wen von den sechs Unbekannten soll man an die Spitze stellen? Wobei der Ausdruck Spitze bei der Bayern-SPD sowieso immer relativ ist.

 

Die SPD hat der CSU also als vorrangiges Opfer den Rang abgelaufen?

Asül: Opfer gibt es eh nicht. Aber diesmal muss ich nicht mit der Lupe nach oppositionellen Themen suchen. Selbst das Regensburger Oberbürgermeister-Flaggschiff Joachim Wolbergs fährt der Bayern-SPD jetzt noch in die Parade. Und völlig baff war ich, dass sogar die Grünen auf einmal Stoff liefern, mit dem Parteiaustritt von Claudia Stamm.

 

Die Freien Wähler spielen keine Rolle?

Asül: Wenn man den Hubert Aiwanger fragt, spielen die Freien Wähler eine ganz große Rolle. Die sehen sich ja jetzt als Koalitionspartner der CSU, aber die großen thematischen Ausreißer waren bislang nicht dabei. Die Gefahr, dass ich die halbe Maibockrede über die Freien Wähler sprechen müsste, ist nicht akut.

 

Hat sich bei der CSU jemand außer den üblichen Verdächtigen nach vorne gedrängt?

Asül: Die CSU hat viel Unerwartetes geboten. Der hocherfolgreiche Friedensgipfel Söder-Seehofer zum Beispiel. Oder der Friedensgipfel Seehofer-Merkel. Über, unter und neben allem ist aber immer der Söder präsent. Einer wie der Joachim Herrmann, mit seiner für bayerisches Niveau recht besonnenen Art, eignet sich nicht. Ich werde niemandem den Vorwurf machen, dass er seinen Job solide erledigt.

 

Und wie sieht es inhaltlich aus? Das Thema der vergangenen Wochen war das Gymnasium.

Asül: Das Thema G 9 ist natürlich wichtig. Mit der geplanten Überholspur spielt ja im Hintergrund auch die Maut schon wieder rein. Da war die CSU durchaus kreativ.

 

Es ist Ihr zehnter Auftritt beim Maibockanstich. Ist zum Jubiläum was Besonderes geplant?

Asül: Nein, mir liegt ein Personenkult fern. Anders als eventuell anderen Personen, die an diesem Abend sprechen.

 

Im Zeichen von Bundestagswahl und internationalen Krisen: Wird die Rede trotzdem rein bajuwarisch?

Asül: Es soll Leute geben, die immer noch nicht begriffen haben, dass sich letztlich alles um Bayern dreht. Alles Bajuwarische ist daher das internationalste Thema schlechthin. Wenn man sich die Seehofer-Außenpolitik anschaut, sieht man: Bayern ist ja eh ständig nur damit beschäftigt, die Scherben wegzuräumen, die Deutschland hinterlässt.

 

Einen Tag nach dem Maibock treten Sie in Ingolstadt auf. Gibt es da auch die geballte Ladung Landespolitik?

Asül: Kein Halbsatz aus der Maibockrede fließt in den Auftritt am Freitag ein. Das Programm „Letzte Patrone“ ist eher ein lustiges Volksstück, in dem ich große Themen aus meinem Hengersberger Mikrokosmos heraus betrachte. Da geht es nicht um die große Analyse, sondern darum, wie mein Stammtisch und überhaupt mein Umfeld tickt. Es würde mich eh langweilen, zwei Stunden lang zu erzählen, was Politiker vermeintlich oder tatsächlich falsch machen.