Bad Bibra
Skandal um Nazi-Bier in Sachsen-Anhalt

"Deutsches Reichsbräu"

24.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:07 Uhr
Das Nazi-Bier. −Foto: Facebook

Bad Bibra - Es nennt sich "Deutsches Reichsbräu", kostet pro Kasten 18,88 Euro und wird wohl von einem bekannten Neonazi vertrieben: Eine Biermarke sorgt derzeit in ganz Deutschland für Aufregung.

"Ich schäme mich so sehr", so beginnt der Facebook-Post von CDU-Landrat Götz Ulrich (50). Er stammt aus Bad Bibra in Sachsen-Anhalt und postet besorgniserregende Bilder in einem sozialen Netzwerk. "Deutsches Reichsbräu" steht auf einem Zettel an einem Stapel Bier, der offensichtlich in einem Supermarkt fotografiert wurde. Darüber ist ein Reichsadler zu sehen. Der Kasten kostet 18,88 Euro - eins und acht, bekannte Symbolik der Neonazis, da die Zahlen im Alphabet für A und H stehen: Die Initialen von Adolf Hitler. 

"Während gerade in Yad Vashem in Israel der deutsche Bundespräsident zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz spricht, findet in meinem Heimatort Bad Bibra der Verkauf von Bier mit dem Namen "Deutsches Reichsbräu" in einem Getränkemarkt statt", schreibt Ulrich weiter. Es werde vertrieben von dem Neonazi Tommy Frenck aus Thüringen.

Nazi-Bier ist Verkaufsschlager  

"Das Schlimmste aber ist: Das Bier fand reißenden Absatz und ist ausverkauft!", schreibt Ulrich weiter. "Auf der Internetseite, die auf der Flasche aufgedruckt ist, posieren alle Größen der deutschen Neonaziszene, darunter auch Ursula Haverbeck, eine nationalsozialistische Aktivistin und seit Mai 2018 inhaftierte, mehrmals verurteilte Holocaustleugnerin", heißt es in dem Post noch. 

Getränkemarkt-Betreiber reagiert

Der Betreiber der Getränkemarktkette hat gegenüber BILD.de den Vorfall bestätigt. Er ist entsetzt: „Wir haben sofort die Zusammenarbeit mit dem Franchisenehmer in Bad Bibra gekündigt. Am Montag wird die ‚Getränkequelle‘-Werbung an dem Laden entfernt.“ 

Polizei: Staatsschutz eingeschaltet

Und auch die Polizei kennt laut BILD den Fall: „Zwei Hinweise dazu gingen Anfang der Woche bei uns ein. Der Staatsschutz ist eingeschaltet und ermittelt hinsichtlich einer strafrechtlichen Relevanz“, so Polizeihauptkommissarin Gesine Kerwien vom zuständigen Revier Burgenlandkreis im Gespräch mit der Zeitung.

Auf den Post von Ulrich haben mittlerweile über 1000 Menschen reagiert. Die Nutzer äußern in den Kommentaren, das das Verhalten der Bier-Verkäufer beschämend und traurig sei. "Ekelhaft", kommentieren die Nutzer, "Frechheit" oder "Da schämt man sich".