Eichstätt
Situationskomik statt Logik

Schüler des Willibald-Gymnasiums zeigen "Himmel und Hölle auf Burg Hohenturm"

11.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:55 Uhr

Theater im Theater bot die Eigenproduktion „Himmel und Hölle auf Burg Hohenturm“ der Theatergruppe des Willibald-Gymnasiums, die vom Publikum mit viel Applaus aufgenommen wurde. - Foto: jok

Eichstätt (jok) Mit dem Stück „Himmel und Hölle auf Burg Hohenturm“ hat sich die Theatergruppe des Willibald-Gymnasiums unter der Leitung von Almut Weyergraf auf ein Experiment eingelassen, das vom Publikum mit lebhaftem Applaus bedacht wurde.

Ausgangspunkt zu Beginn des Schuljahres war der Wunsch der einzelnen Schauspieler, sich in verschiedenen Rollen, die sie schon immer einmal verkörpern wollten, ausprobieren zu dürfen. Es versteht sich von selbst, dass die Schauspieler Situationen wählten, die reichlich Platz für Scharmützel, Intrigen, Fechteinlagen und Meuchelmorde ließen. Nach einigen Wochen des improvisierten Spieles wurden die einzelnen Handlungssplitter zu einer Handlung zusammengebastelt, die zwar nicht immer logisch ist, den Schülern aber reichlich Platz bietet, ihre selbst gewählte Figur weiter auszugestalten.

Auf Burg Hohenturm soll in wenigen Tagen die Hochzeit der Königstochter mit einem ihr unbekannten, reichen Ritter stattfinden, der mit seinen Millionen das verarmte Königshaus sanieren soll. Sie will diesem Schicksal entfliehen und taucht als Mann verkleidet bei einer Schauspieltruppe unter, die in der Gegend weilt und ausgerechnet die Hochzeitsfeierlichkeit mit ihrem Spiel bereichern soll. Für zusätzliche Komplikation sorgt, dass dem für die Trauung herbeigeholten Dominikanerpater Blut an den Händen klebt.

Als Inquisitor hatte er eine junge Frau wegen Hexerei zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Diese konnte aber entkommen und verfolgt den Pater, um sich – zusammen mit einer Gehilfin – an ihm zu rächen. Immer wieder werden ihre blutigen Rachepläne durch die Schusseligkeit der Theatergruppe vereitelt, bis dann doch endlich der Inquisitor um die Ecke gebracht wird und sich die Königstochter und ihr Erwählter plötzlich gewogen sind.

Während man die Handlung durchaus als tiefen Griff in die Kiste mit Kitsch qualifizieren kann – sie will selber als solche auch gar nicht ernst genommen werden –, lebt die Aufführung von Situationskomik, die man in vielen Fällen als Parodie hochdramatischer Handlungselemente interpretieren kann.

Theaterdirektor Palladino (Irman Kazzazi) erinnert in seiner Diktion zuweilen stark an den Theaterdirektor im Vorspiel von Goethes Faust. Dessen Sohn Roderich (Ramiro Schenkel) scheint die rhythmisierte Sprache und Metaphorik klassischer Dramaturgie verinnerlicht zu haben: „Glücklich, wer den Überdruss bezwingt, zu luftig, leichteren Gefilden dringt.“ Aufgelockert werden die an sich tragischen Ereignisse durch trockene Sprüche, die der Umgangssprache zuzuordnen sind: „Ich lass mir von einer getürmten Prinzessin doch nicht in die Suppe spucken“, stellt König Friedrich von Hohenturm (Maximilian Rudingsdorfer) nüchtern fest, als ihm seine Tochter abhanden gekommen ist. Und der Schwiegersohn in spe begrüßt den König als „alte Wursthaut“.

Frisches Spiel zeigten Tanja Markert und Sarah Karl als Töchter des Theaterdirektors. Florian Ketterl spielte den feurigen und leidenschaftlichen Liebhaber.

Die Leistung der Truppe verdient umso mehr Anerkennung, da fast alle Schauspieler aus der Mittelstufe kommen und sie in ihren schauspielerischen Gestaltungsmöglichkeiten wie Artikulation, Mimik und Gestik fortgeschrittenes Können zeigen.