Eichstätt
"Sie forderte und förderte"

Zum Tod von Inge Goblirsch, die das Gabrieli-Gymnasium maßgeblich prägte

22.11.2021 | Stand 27.11.2021, 3:33 Uhr
Inge Goblirsch ist im Alter von 81 Jahren gestorben. −Foto: Buckl

Eichstätt - "Eine Lehrkraft aus Berufung und innerster Überzeugung sowie ein Muster an Gewissenhaftigkeit und Verlässlichkeit": So charakterisierte der damalige Schulleiter des Eichstätter Gabrieli-Gymnasiums, Andreas Margraf, die Deutsch- und Englischlehrerin Inge Goblirsch, als sie 2004 den Ruhestand antrat. Über 38 Jahre lang wirkte sie als Gymnasiallehrerin, davon mehr als 35 Jahre lang am Gabrieli-Gymnasium, wo sie eine Institution darstellte. Am vorigen Donnerstag ist "die Inge", wie man sie im Kollegenkreis nannte, wenige Wochen vor ihrem 82. Geburtstag gestorben.

Am 4. Dezember 1939 wurde sie als Ingeborg Bier in Zwittau im Sudetenland geboren, als ältestes von drei Geschwistern. Ihr Bruder Werner starb sehr früh, ihre Schwester Isolde lebt in Preith. Im frühen Grundschulalter erlebte sie nach Kriegsende die Vertreibung aus der Heimat; die Familie gelangte nach Unterfranken. Hier besuchte sie die Volksschule in Wipfeld und das Realgymnasium in Schweinfurt, die Oberrealschule in Nürnberg, schließlich das Bielefelder Bavink-Gymnasium, wo sie 1960 das Abitur absolvierte. Es folgte das Studium der Anglistik und Germanistik in Würzburg, unterbrochen durch ein Gastsemester in Wien und ein Auslandsjahr in Stevenage nahe London. Zum Referendariat ging es nach Augsburg und Kempten, bevor sie am 1. Februar 1969 als Studienassessorin an das Eichstätter Gabrieli-Gymnasium gelangte, wo sie auch als Erzieherin im Internat wirkte.

Schon bald folgte der Aufstieg zur Studienrätin, Oberstudienrätin und Studiendirektorin, doch sie erlebte nach dem Kindheitstrauma der Vertreibung einen zweiten schweren Schlag des Schicksals: Nach nur drei Ehe-Jahren starb 1971 ihr Ehemann Hermann, den sie beim Studium in Würzburg kennengelernt hatte. Jetzt galt es, ihr eigenes Leben und das ihres erst zwei Jahre alten Sohnes Stefan allein zu organisieren.

Am Gabrieli-Gymnasium galt sie als "korrekte und durchsetzungsfähige Lehrerin, bei der man viel gelernt hat", wie sie ehemalige Schüler charakterisieren. Andreas Margraf spricht von "einer integren Lehrerpersönlichkeit", nennt sie "fachlich versiert, pädagogisch verantwortungsbewusst" und auch eine "energische Kollegin", die bei aller "wohlmeinenden Strenge und Leistungsorientierung" immer die individuelle Persönlichkeit ihrer Schüler im Blick hatte: "Sie forderte und förderte ihre Schüler, überforderte sie aber nicht."

Am Gabrieli-Gymnasium brachte sie einiges ins Rollen, so den Amerika-Austausch mit einer Partnerschule in Portland; in den neunziger Jahren begleitete sie ein halbes Dutzend Mal Schülergruppen in die USA; mit der amerikanischen Kollegin Bodil Johnson ergab sich eine lebenslange Freundschaft. Außerdem initiierte sie eine englischsprachige Theatergruppe.

Inge Goblirsch wirkte als Mittelstufenbetreuerin, Verwalterin der Studienbücherei und Koordinatorin für den Schüleraustausch, ein ganzes Jahrzehnt lang wirkte sie als Mitarbeiterin im Direktorat bei den Schulleitern Adolf Präbst und Andreas Margraf. Am GG und bei zahlreichen Eichstätter Schüler-Generationen wird Inge Goblirsch unvergessen bleiben.

Das Requiem ist am Dienstag, 23. November, um 14 Uhr in der Schutzengelkirche. Die Beerdigung erfolgt anschließend auf dem Eichstätter Friedhof.

EK