Sensationsfunde: Initialen aus Edelmetall

29.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:06 Uhr |

In den bewährten Händen der Marktfrauen lag die Bewirtung der Gäste beim Symposium

Dollnstein (baj) Die Organisatoren des Symposiums über die Dollnsteiner Burg hatten es spannend gemacht. Bedeutende Funde, so raunten sie im Vorfeld, seien mit dem Silberschatz zum Vorschein gekommen, von außergewöhnlichen Stücken war zu hören. Nun ist die Sensation tatsächlich perfekt.

Die Organisatoren hatten nicht zu viel versprochen: Seltene Münzen, Buchstaben aus vergoldetem Silber oder runde Beschläge aus Edelmetall von außerordentlicher Schönheit sind zu Tage getreten. Glanzstücke sind zwei Scheiben, die als Zeichen der Evangelisten Johannes und Markus gedeutet werden können. Unter enormen Sicherheitsaufwand, beispielsweise war der Leiter der Polizeiinspektion Eichstätt, Helmut Wühr, die ganze Zeit anwesend, wurde der Schatzfund im Rahmen des Symposiums im Trauungszimmer des Rathauses gezeigt – erstmals öffentlich.

Allein schon die Fundgeschichte hat es in sich. Der Archäologe Mathias Hensch, ein ausgewiesener Burgenspezialist, und seine Mitarbeiterin Ines Buckl stießen in der letzten Phase der letzten Grabungskampagne des Jahres 2007 auf ein Gefäß, das von einem Axtblatt und einem Stein abgedeckt war, sorgfältig verborgen in einer Nische.

Nach der ersten großen Aufregung kehrte erst einmal Ernüchterung ein. Der teilweise zerbrochene Krug schien mit Händleins-Pfennigen gefüllt zu sein. Nicht uninteressant, gewiss, doch sind derartige Münzen alles andere als rar, wenn man sie auch nicht in einer derartigen Zusammenballung kennt.

Krug und Inhalt kamen zur ersten Sicherung zunächst nach Thierhaupten und dann nach München, wo sie beim Landesamt für Denkmalpflege restauriert werden. Münze für Münze trugen die Restauratorinnen ab und mit jedem Tag wuchs die Spannung. Recht rasch wurde klar, auf welchen Schatz man da gestoßen war. Die Arbeiten sind längst nicht abgeschlossen – noch am Mittwoch wurde am Hort gearbeitet. Doch schon jetzt steht fest, dass sich nur relativ wenige Händleins-Pfennige unter den Silbermünzen befinden.

Der überwiegende Teil scheint nicht aus Bayern zu stammen, wie Rainer Tredt mit gebotener Vorsicht formuliert. Die Grafen von Hirschberg hatten anscheinend Verbindungen nach Württemberg. In Urkunden ist von Erbstreitigkeiten die Rede. Doch hier eine Verbindung zum Schatz zu konstruieren, ist zum jetzigen Zeitpunkt hochspekulativ. Fest steht allerdings, dass der Erhaltungszustand sehr gut ist.

Bisher entdeckten die Restauratorinnen vier Buchstaben, Initialen, wie es scheint. Sie bestehen aus vergoldetem Silber. Es könnte sich um eine Art Beschlag handeln, denn in den Buchstaben, von denen zwei gezeigt wurden, sind Befestigungslöcher zu erkennen. Obwohl sich Stoffreste in dem Krug befanden, ist unklar, ob die Buchstaben daran befestigt oder ob sie nur darin eingewickelt waren. Wesentlich wahrscheinlicher ist die Theorie, wonach es sich um Buchbeschläge gehandelt habe. Mittelalterliche Folianten zeichnen sich oft durch eine aufwendige Machart gerade auf dem Einband aus.

Dazu passen die beiden runden Beschläge, ebenfalls aus aus mit Gold überzogenem Silber gefertigt. Die eine Scheibe, sehr fein ziseliert und ausgearbeitet, zeigt einen Adler auf einer Schriftrolle, das Symbol des Evangelisten Johannes. Auf der anderen ist auf dem ersten Blick ein Blumenornament zu erkennen. Doch auf vergrößerten Fotografien ist ein Löwenkopf zu erkennen, was auf den Evangelisten Markus hindeutet. Ein Evangeliar vielleicht

Mit Spannung richtet sich der Blick der Forschung nun auf dem Münzklumpen, an den die Restauratorinnen noch Hand anlegen müssen. Dass sich in ihm noch etwas verbirgt, weiß man. Röntgenaufnahmen beweisen es. Unter Umständen könnten sich die Überraschungen fortsetzen.

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