Unterpindhart
Senkrechtstarter aus dem Allgäu

19.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Botschafter des Allgäus: Frech, unbekümmert und mit einer mitreißender Gestik und Mimik plaudert Maxi Schafroth aus dem Leben. Das Publikum in Unterpindhart war begeistert und er gewann den Hallertauer Kleinkunstpreis. - Foto: Limmer

Unterpindhart (DK) Der Gitarrenkoffer samt Inhalt stand schon gut verstaut im Auto, bereit zur Heimreise ins Allgäu. Doch Moderator Chris Boettcher und vor allem das Publikum hätten die beiden Allgäuer Maxi Schafroth und seinen Partner, den Gitarristen Markus Schalk, auf keinen Fall ohne Zugabe von der Bühne entlassen.

Vier Künstler stellten sich in der Hallertau, in Unterpindhart, dem kritischen Urteil der Jury und des Publikums. Jeweils 20 Minuten hatten Liedermacher Michael Dietmayr, der österreichische Kabarettist O. Lendl, "Der Obel", Comedian aus Westfalen, und Maxi Schafroth zur Verfügung, um das Publikum zu überzeugen. Nach den Auftritten versprach Chris Boettcher eine spannende Entscheidung. Doch nach dem Gefühl der meisten Besucher war die Entscheidung längst gefallen. Denn Maxi Schafroth hatte sich mit seiner frechen, unbekümmerten und erfrischenden Art in die Herzen der Zuschauer gespielt und war mit dem längsten Beifall des Abends belohnt worden. So war auch das Ergebnis der Stimmauszählung keine Überraschung: Das Votum entfiel auf den Senkrechtstarter der bayerischen Kabarettszene.

 
Die Oma habe gesagt, ich soll ihr was mitbringen, wenn ich zu den Hopfenbauern in die Hallertau fahre, begrüßte Maxi Schafroth zwei Stunden zuvor das Publikum. Mit brauner Cordhose, kariertem Hemd und Trachtenhut über der dichten Lockenpracht wirkte der 25-Jährige mit dem spitzbübischen Gesicht wie ein richtiger Lausbub. Einer, der seine Heimat und die Menschen, die dort leben aufs Korn nimmt, aber auch mit Seitenhieben auf die Münchener Schicki-Micki-Gesellschaft und seinen Berufsstand, die Banker, nicht spart. Schafroth spielte nicht vor, sondern mit seinem Publikum, das von seiner offenherzigen und enthusiastischen Art begeistert war. Vor allem seine Gestik und Mimik waren ein Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer, nicht selten bis die Tränen flossen. Die Höhepunkte seines Auftritts beim Hallertauer Kleinkunstpreis waren die Gesangseinlagen. Begleitet von Markus Schalk, Gitarrist aus dem "deutschen Melkstand-Entertainment", und einem unvergleichlichen Hüfschwung sorgten Schafroths Musikeinlagen für Lacher. "Ich habe früh bemerkt, dass ich ohne festen Text singen kann", blickte der Lockenkopf auf die Anfänge seiner jungen Karriere zurück. Sein Improvisationstalent ist auch heute seine Stärke. Da hat Schafroth in einer Grönemeyer-Parodie plötzlich nicht Flugzeuge, sondern – typisch allgäuerisch – Romandur im Bauch. Ebenso skurril und zum Schieflachen waren der "Kässpätzle will ich"-Blues oder das Lied über entlaufenes Jungvieh, melodisch inspiriert von Marlene Dietrichs "Sag mir, wo die Blumen sind".

Vor drei Jahren ist Schafroth im Münchner Vereinsheim in seine Kabarettistenkarriere "hineingestolpert", wie er selbst sagt. Es folgten Auftritte in Ottis Schlachthof. Vergangenes Jahr feierte er mit seinem Soloprogramm "Faszination Allgäu" Premiere. Der Hallertauer Kleinkunstpreis reiht sich in seine Sammlung von Preise ein. "Meine Oma hat mir doch aufgetragen, ich soll was mitbringen", reckte Schafroth den Preis in die Höhe und bedankte sich so scherzhaft beim Publikum. Überrascht seien sie schon gewesen, freuten sich Schafroth und Schalk über ihren Sieg. "Die Gitarre kommt nach den Auftritten jetzt immer gleich ins Auto, das bringt Glück", meinte Markus Schalk mit einem Augenzwinkern.