Sechs Millionen Liter Trinkwasser laufen aus

27.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:06 Uhr

Wasser marsch: Vor dem Einbau des neuen Teilstücks wurde die Leitung durchgespült.

Pfaffenhofen (PK) Es gab Lautsprecherdurchsagen der Feuerwehr, die Austräger des Pfaffenhofener Kurier verteilten Handzettel, auch über Radio und Internet wurde gewarnt: Nach einem Wasserrohrbruch fordert die Stadtverwaltung alle Bürger dringend auf, ab sofort das Trinkwasser abzukochen.

Nach dem folgenschwersten Wasserrohrbruch in der Geschichte der Kreisstadt hat die Stadtverwaltung am Mittwoch in Absprache mit dem Pfaffenhofener Gesundheitsamt ein so genanntes "Abkochgebot" herausgegeben (siehe auch gesonderten Artikel). Eine Verunreinigung des Trinkwassersystems mit Keimen sei nicht auszuschließen, hieß es. Betroffen ist laut Wassermeister Andreas Fellermeier das Pfaffenhofener Stadtgebiet, hinzu kommen die Ortsteile Niederscheyern, Sulzbach, Heißmanning, Eberstetten und Weihern.

Das Unglück hatte am späten Dienstagnachmittag seinen Lauf genommen: Im Pfaffenhofener Wasserwerk dachte man zunächst an einen Fehler im elektronischen Steuersystem, doch gegen 18.45 Uhr schrillten bei der Feuerwehr schon die Alarmglocken. In der Münchener Straße auf Höhe der Bahnhofsdrogerie war die Teerdecke eingebrochen, ein "Riesensee" (Kommandant Roland Seemüller) bedeckte die Straße, das Drogeriegrundstück und Teile des Hipp-Werksgeländes, wo auch ein leer stehender Keller überflutet wurde. Das Wasser wurde abgesperrt, alle Gullydeckel geöffnet, Pumpen eingesetzt. Die Lage hatte sich schnell entspannt, gegen 21.30 Uhr rückten die 18 Floriansjünger wieder ab.

Nach dem Aufgraben kam das ganze Schlamassel zu Tage: Ein komplettes, rund sechs Meter langes PVC-Rohrstück war der Länge nach aufgerissen – "so was habe ich noch nicht gesehen", meinte Wassermeister Fellermeier, der mit Teilen seiner Belegschaft die ganze Nacht hindurch im Einsatz war. Warum die zwischen 15 und 20 Jahre alte Leitung aufgeplatzt ist, darüber kann man nur spekulieren: Möglicherweise sei es in dem torfigen Untergrund zu einer Bodensenkung gekommen, die zu Spannungen in dem Rohrstück geführt habe, vermutet Fellermeier.

Fest steht, dass es ausgerechnet die so genannte "äußere 400-er Ringleitung", gleichsam die "Aorta" des Pfaffenhofener Trinkwassersystems erwischt hat. Dieser 40 Zentimeter durchmessender Hauptversorgungsstrang verläuft auf einer Länge von rund fünf Kilometern fast um das ganze Stadtgebiet. Nach dem Rohrbruch waren innerhalb kürzester Zeit das 80 Kilometer langen Leitungssystem zu zwei Drittel und die beiden Hochbehälter am Kuglhof und an der Weiberrast fast völlig leer. Rund 6000 Kubikmeter Wasser liefen aus, das sind sechs Millionen Liter. "Ich bin jetzt seit 25 Jahren dabei", sagte der Wassermeister, "aber das habe ich noch nicht erlebt".

Andreas Fellermeier geht davon aus, dass der Großteil des Stadtgebietes am Dienstag bis 21 Uhr "auf dem Trockenen" saß. Bis dahin hatte man den Schadensbereich aus dem Leitungsnetz "ausgesperrt", die "eiserne Reserve" aus Tegernbach aktiviert und alle Brunnen auf "Wasser marsch" gestellt. Der Wasserrohrbruch selbst wurde noch am Mittwoch repariert, das defekte Leitungsstück ausgetauscht.

Das rund 80 Kilometer lange Leitungsnetz wird nach den Worten von Wassermeister Andreas Fellermeier gespült, anhand von Proben werde festgestellt, ob zusätzliche Chlorungen notwendig sind. Bürgermeister Hans Prechter geht davon aus, dass das Abkochgebot vermutlich einige Tage notwendig sein werde. Über die Aufhebung werde die Bevölkerung umgehend informiert.