Schwermetall und schwere Geschütze

Sabaton aus Schweden blasen zum Angriff in der Münchner Olympiahalle

20.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:08 Uhr
Traditionell in Camouflage-Hosen treten die Metaller von Sabaton in der Münchner Olympiahalle auf. Das Album und auch ihre Show thematisiert den Ersten Weltkrieg. −Foto: Timo Isoaho

München - Der massive Einsatz von Feuer, Rauch und Pyroeffekten verursacht zwar einen Fehlalarm und die Feuerwehr rückt kurzfristig vor der Olympiahalle an.

Doch von alledem bekommt das Publikum nichts mit, sondern erlebt eine spektakuläre Eröffnung der schwedischen Metaller Sabaton, die das genaue Gegenteil eines Fehlstarts ist.

Und so fragwürdig es auch sein mag, mit einem ganzen Album den Ersten Weltkrieg zu thematisieren und das Bühnenbild entsprechend mit Sandsäcken, Stacheldraht, Geschützen und einem Panzer, auf dem das Schlagzeug thront, zu gestalten, kommerziell geht das Konzept der 1999 in Falun gegründeten Power-Metal-Band auf.

Die CD "The Great War" ging letztes Jahr nach Veröffentlichung auf Platz eins in den deutschen Charts und nachdem man in München schon die unterschiedlichsten und auch kleineren Locations wie das Backstage bespielt hat, ist man jetzt in der prall gefüllten Olympiahalle als Headliner angekommen.

Das Konzept des ersten Opening-Acts Amaranthe hingegen funktioniert nur bedingt. Der Sound zwischen Death- und Discometal wirkt unausgegoren und die sich abwechselnden zwei Sänger und die Vokalistin bringen nicht gerade Struktur ins Geschehen. Etwas stimmiger und stimmungsvoller präsentieren sich die Finnen von Apocalyptica mit ihrem atmosphärischen Violoncello-Sound. Wobei nicht die selbst komponierten Kracher, sondern die Coverversionen "Komm in mein Boot" von Rammstein, zu dem die Sängerin von Amaranthe auf die Bühne kommt, und "Seek And Destroy" von Metallica die größte Wirkung erzielen.

Aber so richtig brennt die Hütte dann als Sabaton - wie immer alle Mitglieder in Camouflagehosen - unter gewaltigen Explosionen mit "Ghost Divison" lautstark loslegen. Der militaristische, martialische, marschmusikalisch nach vorne treibende Metal stachelt die Massen an. Vom Zweiten Weltkrieg aus "Ghost Divsion" dann zum Ersten mit "Great War". Es wird gefackelt, was die Leitungen der Olympiahalle hergeben. Zur nächsten Nummer zieht die Band Gasmasken über, um den damaligen Einsatz von Kampfstoffen zu versinnbildlichen.

Man mag von derartiger Plakativität halten, was man will, aber den gewaltigen und melodischen Grooves kann man sich nur schwer entziehen. Die Struktur der einzelnen Songs ist dabei oft ähnlich, aber eben effektiv. 90 Minuten fahren Sabaton eine durchgehende Attacke. Stellenweise auch definitiv eine auf den guten Geschmack. Wenn zu "The Red Baron" ein Akteur als Freiherr Manfred von Richthofen an ein Keyboard, das in eine rote Dreidecker-Attrappe eingebaut ist, tritt ist das definitiv eher albern als abenteuerlich.

Egal, die Metalmassen haben ihren Spaß an der Show zwischen Theater und Manöver. Und ob alles historisch korrekt ist, tut nichts zur Sache, heavy korrekt ist es. Besonders als zu mehreren Songs die Cellisten von Apocalyptica die Sabaton-Mannschaft verstärken und mit ihren Instrumenten zusätzliche Klangebenen addieren.

Zum Schluss bleibt nach Gassenhauern wie "Primo Victoria", "Bismarck" über das legendäre Kriegsschiff im Zweiten Weltkrieg und "Swedish Pagans" kein fader Beigeschmack. Nicht zuletzt dank zahlreicher im Publikum und unter "noch ein Bier"-Zurufen auf der Bühne auf ex genossenen alkoholischen Getränken. Prost (Mahlzeit) kann man da nur sagen.

Martin Buchenberger