Schweinerei im Maisfeld

08.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:37 Uhr

Zur Strecke gebracht wurden bei der Drückjagd in Harlanden gerade einmal drei Wildschweine. Doch die Jäger sehen das Positive: Die Maisfelder sind durch die Aktion so stark mit Menschen- und Hundegeruch behaftet, dass sich die Schwarzkittel wohl erst einmal einige Zeit fern halten. Landwirte beklagen hohe Schäden durch Wildsauen, die Maisfelder zertrampeln und die Ernte dezimieren. - Foto: Erl

Harlanden (DK) Bei einer Drückjagd mit Hunden hatten es Waidmänner am Wochenende bei Harlanden auf Wildsauen abgesehen. Die Tiere richten in Maisfeldern tausende von Euro Schaden an, weshalb es ihnen nun an den Kragen ging.

Wildschweine haben sich zum großen Ärgernis vieler Maisbauern in der Region entwickelt. Die Schäden an den Feldfrüchten, die hungrige Sauen Wochen und Monate vor der Ernte in einem Maisfeld verursachen, können tausende Euro betragen.

Zwar bekommen die Landwirte von den Jagdpächtern einen Schadensausgleich in unbegrenzter Höhe; doch das ist oft nur ein begrenzter Trost – denn das Futter für die Tiere fehlt ihnen dennoch. Doch auch die Jagdpächter sind nicht glücklich: "Die Schäden steigen von Jahr zu Jahr", sagt Reinhold Höppner. Er ist der leidgeprüfte Jagdpächter des Reviers Eggersberg-Süd. Und er weiß: "Wenn die Sauen erst einmal in den Maisäckern sind, gehen sie nicht mehr raus."

Am frühen Sonntagmorgen stehen Höppner und gut 60 weitere Jägerinnen und Jäger bei unfreundlichem Nieselwetter an einem Waldrand bei Harlanden. Bis zum Horizont breiten sich vor ihnen Maisfelder aus. Jeder Stängel trägt pralle Maiskolben. Doch hier geht es nicht um Romantik: Gemeinsam wollen die Jäger den Schwarzkitteln in einer Revier übergreifenden Drück-jagd an die Schwarte.

Mit Höppner nutzen Günther Hudelmayer als Jagdpächter von Thann und Horst Faulstich, zuständig für das Revier Riedenburg, die groß angelegte Aktion. Gut 150 Hektar Mais haben sie in diesen drei Revieren zu beschützen.

Die Einzelansitze in den Abend- und Morgenstunden oder in hellen Mondnächten konnten die Zahl der Wildschweine bislang nicht wesentlich reduzieren. Jetzt soll es ihnen per Drückjagd an den Kragen gehen. "Sonst haben wir keine Chance mehr, an die Wildschweine heranzukommen", sagt Hudelmayer. "Die Sauen haben dazu gelernt und stellen sich auf die Jäger ein."

Über Monate finden die klugen Borstentiere in den ausgedehnten Fluren ideale Lebensbedingungen. "Zuerst sind sie im Raps, dann gehen sie im Weizen zu Schaden und anschließend bleiben sie so lange wie möglich im Mais", berichtet Höppner. Der Mais sei "ein wahres Paradies für die Sauen", denn dort finden sie Nahrung und Deckung im Überfluss und haben ihre Ruhe.

Wenn die Schwarzkittel dabei nur die nahrhaften Maiskolben verputzen würden, wäre der Schaden wohl nicht so gewaltig. Nachdem die Maiskörner aber deutlich über Rüsselhöhe am Stängel stehen, machen die Wildsauen die Maisreihen oft auf hunderte Quadratmeter einfach platt, treten das Grünzeug in den Matsch und fressen die Delikatessen dann vom Boden.

Die Jäger wissen, dass ihnen die Vierbeiner im Maisdschungel hoffnungslos überlegen sind; darum begnügen sie sich bei der Jagd damit, die Äcker zu umstellen. Die schweißtreibende Arbeit, die Sauen aufzustöbern, übernehmen am Sonntagmorgen die Hunde.

Sobald die Jäger auf ihren Posten sind, geben Jagdhornbläser das Startsignal. Etwa 30 erfahrene Terrier, Weimaraner und Drahthaar sowie ihre Besitzer stürzen sich mit bewundernswerter Passion ins Halmenmeer, um schon nach wenigen Metern bis auf die Knochen nass zu sein.

Johanna Muthmann aus Straubing und die 22-jährige Susanne Zollner aus Pfeffenhausen sind zwei dieser spezialisierten Hundeführer. "Die Arbeit mit den Hunden macht Spaß und der Matsch macht mir nichts aus", sagt Zollner mit klatschnassen Haaren im Gesicht. "Es ist die Jagdleidenschaft und die Hunde wollen Arbeit haben", ergänzt Muthmann. Neben ihrer Trillerpfeife hat sie im dichten Gestrüpp ein langes Messer bei sich.

Immer wieder durchkämmen sie die Maisreihen. Höppner weiß von einer Bache mit Frischlingen und ein paar Überläufern – also einjährigen Wildschweinen –, die drin stecken sollen. Den Jägern am Feldrand aber zeigt sich keine einzige Borste. Erfolglos umstellen die Jäger auch den nächsten Maisacker. Erst im dritten Anlauf in einem anderen Revierteil kommen drei Sauen zur Strecke.

Weitere Schwarzkittel sind – auch wegen der erschöpften Hunde – an diesem Tag einfach nicht mehr aus dem Mais herauszubekommen. Die Waidmänner sehen den Jagdtag trotzdem recht positiv. "Nun sind die Maisäcker so intensiv mit Menschen- und Hundegeruch verwittert, dass die Sauen wohl für ein paar Tage verschreckt sind."