Ingolstadt
Schulbau im Grünring: Kritik des BN

20.11.2020 | Stand 23.11.2020, 3:33 Uhr

Ingolstadt - Der Bund Naturschutz Ingolstadt spricht sich "zum wiederholten Mal" gegen den Schulbau im zweiten Grünring aus und reagiert damit auf die aktuelle Vorentscheidung im Stadtentwicklungsausschuss zu dem Projekt (DK berichtete).

Michael Würflein, Vorsitzender der Kreisgruppe Ingolstadt, schreibt in einer Pressemitteilung: "Der Grünring wurde durch fortgesetzte partielle Bebauung im ganzen Stadtgebiet in den vergangenen Jahren und wird aktuell durch den geplanten Schulbau in seiner ökologischen Funktion massiv beeinträchtigt. " Diese "Salamitaktik" mit stets "alternativlosen" Einzelmaßnahmen entwerte den Grünring in seiner Bedeutung für das Stadtklima, als Frischluftschneise, als Band der Biodiversität und zur Vernetzung von Biotopen für Flora und Fauna nachhaltig, heißt es weiter. Ingolstadt habe neben der Donau nur die beiden Grünringe als großräumige ökologische Zonen im Stadtgebiet, so Würflein. "Einmal bebaute Flächen sind für Generationen verloren. Noch sind die Grünringe im Stadtbild erkennbar, sie müssen durch planerische Vorgaben geschützt werden. "

Der Bund Naturschutz nimmt auch Stellung zu dem Klimagutachten, das der Sitzungsvorlage zum Schulbau beiliegt. Es befasse sich lediglich mit den Temperaturen bei Tag und Nacht, so die Kritik. Eine faunistische Habitatanalyse stehe unter der Prämisse, dass der Standort alternativlos sei. Hier würden die wichtigen Funktionen des Augrabens für die Biotopvernetzung und als Lebensraum für viele Arten festgestellt: "Man hält einen zehn Meter breiten schützenswerten Streifen für ausreichend neben einer Schule für 250 Kinder, die sich dort im Freien auch mal austoben wollen, um den Interessen von Flora und Fauna Genüge zu tun", bemängelt Würflein.
Der Grünring ist für den Bund Naturschutz eine Tabuzone für weitere Bebauung. "Wir erwarten hier einen Paradigmenwechsel von der Stadtverwaltung hin zu mehr Klimabewusstsein und der Berücksichtigung von ökologischen Belangen", meint Michael Würflein. "Ein Schulstandort im Norden muss gefunden werden. Bürgerinnen und Bürger erwarten ebenso wie die junge Generation, die sich für den Klimaschutz engagiert, dass sie nicht vor die Alternative gestellt werden: entweder ein gesundes Stadtklima oder eine gute neue Schule. "

Es sei Aufgabe der Politik, diese beiden Standpunkte in Einklang zu bringen. Die Schule als Holzbau, mit einem Solar- oder Gründach zu planen, reiche hierfür nicht aus. Würflein: "Es ist höchst bedauerlich, dass die neue Stadtregierung mit einem so gravierenden und nicht wieder gutzumachenden ökologischen Sündenfall startet. "

DK