Eichstätt
"Schnelle Kämpfe und harte Paarungen" unterhalten das Publikum

02.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:24 Uhr

Eichstätt (DK) Viele enge Kämpfe, aber am Ende einen klaren Sieger hat es bei der diesjährigen Auflage des Eichstätter Volksfestboxens gegeben.

Die Staffel des BC Eichstätt (BCE) setzte sich mit 16:10 gegen die Boxakademie 06 Kleofas AZS AWF aus dem polnischen Katowice durch. Am 14. September steht der Rückkampf in Polen an.

"Ladies first" hieß es auch im Boxring im gut besuchten Festzelt: Im ersten Kampf traf die 17-jährige deutsche Nachwuchshoffnung Felicitas Ganglbauer auf die zwei Jahre ältere und kampferfahrenere Lucja Machalica, zweimalige Finalistin bei den Polnischen U19-Meisterschaften. Die amtierende Deutsche Jugendmeisterin zeigte sich davon wenig beeindruckt. Sie wusste ihre Reichweitenvorteile zu nutzen, hielt ihre Gegnerin auf Distanz und zeigte klar, wer die Chefin im Ring war.

Die staffel des BC Eichstätt war unter anderem mit Boxern aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen verstärkt worden - "in diesem Jahr kein leichtes Unterfangen", sagt BC-Cheftrainer Alexander Angermann, der im Oktober ebenso wie Vorstand Gerhard Heubusch sein 25-jähriges Jubiläum beim BC Eichstätt feiert. In diesem Jahr gebe es viele Box-Events, und kurzfristig hatten drei Boxer wegen Krankheit und anderen Gründen abgesagt.

Auch deshalb erreichten die Kämpfe nicht ganz die hohe technische Qualität der beiden Vorjahre. Dennoch sahen die Zuschauer spannende und zum Teil auch hochklassige Kämpfe.

Für den zweimaligen Zweiten der polnischen Jugendmeisterschaften, Marian Wesolowski, reichte es gegen den amtierenden Frankenmeister Sezer Cenkay im Jugendleichtgewicht nicht zum Sieg. Cenkay zeigte gute Beinarbeit und überzeugte mit den klareren Treffern die Kampfrichter. Ein intensives Duell auf Augenhöhe lieferten sich der polnische Meister von 2017 und Vize von 2018, Sergiej Kiszka, und der zweifache bayerische Meister Husseine Yasir in der Gewichtsklasse bis 64 Kilogramm. Am Ende musste sich der etwas aktivere Pole mit einem Unentschieden zufrieden geben.

Einen hochklassigen Kampf mit kuriosem Ausgang lieferten sich der dreifache polnische Landesmeister Bartlomiej Przybula und der bayerische Meister der Jahre 2018 und 2019, Alex Szkacz. Letzterer hatte alle Mühe, setzte ab Runde zwei aber immer mehr Akzente. Nach einer aus Sicht von Gerhard Heubusch "unnötigen" Verwarnung für beide Boxer in der ersten Runde wegen Haltens entfernte der Pole zweimal unerlaubt ohne Schlagwirkung seinen Mundschutz. Ein Regelverstoß, der ebenfalls jeweils mit einer Verwarnung geahndet wird. So kassierte der Pole seine dritte Verwarnung und damit die Disqualifikation.

Einen ebenfalls kuriosen und wilden Kampf lieferten sich Mateusz Wodzinski und Vedad Raskovic im Halbschwergewicht, in dem beide Boxer auch je einmal das Gleichgewicht verloren und durch die Seile fielen. Der Pole wollte unbedingt den ersten Sieg für seine Staffel holen, was ihm auch gelang. Raskovic aber hielt immer wieder dagegen, und so entwickelte sich ein technisch unsauber geführter Schlagabtausch, der aber für die zahlreichen Zuschauer viel Spannung zu bieten hatte.

Nach der Pause waren wieder die Frauen dran: Karolina Tracz und Annemarie Retzer zeigten ein eher taktisch geprägtes Duell, in dem die Polin kaum Mittel fand, Retzer in Verlegenheit zu bringen, die dann auch verdient gewann. In der Klasse bis 69 Kilogramm präsentierte sich der vierfache Baden-Württembergische Meister Kushtrim Mahmuti als der beweglichere und vielseitigere Boxer und gewann verdient gegen Michal Droszcz.

Ein schnelles Ende fand der vorletzte Kampf des Tages. Der zweifache polnische Meister Adman Al Nasar verzichtete auf jegliches Abtasten, ging gleich voll auf seinen etwas unerfahreneren Gegner los, der gar nicht mehr dazu kam, zu zeigen, was er eigentlich kann: Al Nasar erwischte ihn bereits in der ersten Runde mit einer unerwarteten Geraden, und so sahen die Zuschauer auch einen KO-Sieg und applaudierten fair für den couragierten Auftritt des Polen. "Ein wenig unerwartet, aber im Boxen kann es manchmal ganz schnell gehen", so Alexander Angermann, der besonders mit der Leistung des Bayerischen Meisters von 2018 und 2019, Muzamiru Kakande, im letzten Kampf zufrieden war. Der variable Techniker, der beide Auslagen boxen kann und bei den Deutschen Meisterschaften nach einem umstrittenen Urteil im Halbfinale Dritter geworden war, zermürbte seinen Gegner, den polnischen Meister der beiden Vorjahre Damian Pichowar, und gewann verdient den letzten Kampf des Tages für den BCE. Am Ende stand so ein deutliches 16:10 für die heimische Staffel.

Stephan Zengerle