Eichstätt
"Schnelle Kämpfe und harte Paarungen"

Boxclub Eichstätt gewinnt internationalen Vergleich gegen polnische Staffel aus Kleofas deutlich mit 16:10 Punkten

01.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:23 Uhr
Einen packenden Kampf lieferten sich der Eichstätter Vedad Raskovic (links) und Mateusz Wodzinski. Am Ende gewann der Pole, was aber nichts daran änderte, dass der BCE mit 16:10 gewann. −Foto: Traub

Eichstätt (EK) Viele enge Kämpfe, aber am Ende einen klaren Sieger gab es bei der diesjährigen Auflage des Volksfestboxens, in dem sich die Staffel des BC Eichstätt (BCE) gegen die Boxakademie 06 Kleofas AZS AWF aus Katowice durchsetzte.

Zeitgleich zu den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges standen sich im Bierzelt Polen und Deutsche im Ring gegenüber - und das abgesehen von einigen hitzigen Momenten in der im Amateurboxen gewohnt sportlich-fairen Art und Weise. So gesehen war das Aufeinandertreffen auch eine Art Beitrag zur Völkerverständigung. Am Ende stand ein letztlich deutlicher 16:10-Erfolg des BC Eichstätt, der am 14. September zum Rückkampf in Polen antreten wird.

"Ladies first" hieß es auch im Boxring im gut besuchten Festzelt: Im ersten Kampf traf die 17-jährige deutsche Nachwuchshoffnung Felicitas Ganglbauer auf die zwei Jahre ältere und kampferfahrenere Lucja Machalica, zweimalige Finalistin bei den Polnischen U19-Meisterschaften. Die amtierende Deutsche Jugendmeisterin, die vor wenigen Wochen beim Brandenburgcup Silber geholt hatte, zeigte sich davon wenig beeindruckt. Sie wusste ihre Reichweitenvorteile zu nutzen, hielt ihre Gegnerin auf Distanz und zeigte klar, wer die Chefin im Ring war.

Einen für die leichteren Gewichtsklassen typisch rasanten Kampf absolvierte Sezer Cenkay für die Staffel des BC Eichstätt, die unter anderem mit Boxern aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen verstärkt worden war - "in diesem Jahr kein leichtes Unterfangen", sagt BC-Cheftrainer Alexander Angermann, der im Oktober ebenso wie Vorstand Gerhard Heubusch sein 25-jähriges Jubiläum beim BC Eichstätt feiert. In diesem Jahr gebe es viele Box-Events, und kurzfristig hatten drei Boxer wegen Krankheit und anderen Gründen abgesagt.

Auch deshalb erreichten die Kämpfe nicht ganz die hohe technische Qualität der letzten beiden Jahre gegen die Staffeln aus London und St. Petersburg. Dennoch sahen die Zuschauer spannende und zum Teil auch hochklassige Kämpfe - und viel kämpferischen Einsatz. Die Polen wollten zeigen, warum sie als eine der Kaderschmieden des dortigen Boxens gelten und einige der besten Boxer ihres Landes in ihren Reihen haben.

Für den zweimaligen Zweiten der polnischen Jugendmeisterschaften, Marian Wesolowski reichte es gegen den amtierenden Frankenmeister Sezer Cenkay im Jugendleichtgewicht dennoch nicht zum Sieg. Cenkay zeigte gegen den forsch angreifenden Polen gute Beinarbeit und überzeugte mit den klareren Treffern die Kampfrichter. Ein intensives Duell auf Augenhöhe lieferten sich der polnische Meister von 2017 und Vize von 2018 Sergiej Kiszka und der zweifache bayerische Meister Husseine Yasir in der Gewichtsklasse bis 64 Kilogramm. Am Ende musste sich der etwas aktivere Pole mit einem Unentschieden zufrieden geben.

Ein hochklassigen Kampf mit kuriosem Ausgang lieferten sich der dreifache polnische Landesmeister Bartlomiej Przybula gegen den bayerischen Meister der Jahre 2018 und 2019, Alex Szkacz. Szkacz hatte alle Mühe, sich den schlagstarken Polen vom Leib zu halten, setzte ab Runde zwei aber immer mehr eigene Akzente - ein intensiver Kampf, der einen sportlichen Ausgang verdient gehabt hätte, aber unter kuriosen Umständen vorzeitig zuende ging. Nach einer - aus Sicht von Gerhard Heubusch "unnötigen" - Verwarnung für beide Boxer in der ersten Runde wegen Haltens entfernte der Pole zweimal unerlaubt ohne Schlagwirkung seinen Mundschutz. Ein Regelverstoß, der nach den Regeln ebenfalls jeweils mit einer Verwarnung geahndet wird. So kassierte der Pole seine dritte Verwarnung und damit die Disqualifikation.

Einen ebenfalls kuriosen und wilden Kampf lieferten sich Mateusz Wodzinski und Vedad Raskovic im Halbschwergewicht, in dem beide Boxer auch je einmal das Gleichgewicht verloren und durch die Seile fielen. Der kampfeslustige Pole wollte unbedingt den ersten Sieg für seine Staffel holen, was ihm auch gelang. Raskovic aber hielt immer wieder dagegen, und so entwickelte sich ein technisch unsauber geführter Schlagabtausch, der aber für die zahlreichen Zuschauer im Festzelt viel Spannung zu bieten hatte. Nach der Pause waren wieder die Frauen dran: Karolina Tracz und Annemarie Retzer zeigten ein eher taktisch geprägtes Duell, in dem die Polin kaum Mittel fand, Retzer in Verlegenheit zu bringen, die dann auch verdient gewann. In der Klasse bis 69 Kilogramm präsentierte sich der vierfache Baden-Württembergische Meister Kushtrim Mahmuti als der beweglichere und vielseitigere Boxer und gewann verdient gegen Michal Droszcz.

Ein schnelles Ende fand der vorletzte Fight des Tages. Der zweifache polnische Meister Adman Al Nasar verzichtete auf jegliches Abtasten, ging gleich voll auf seinen etwas unerfahreneren Gegner los, der gar nicht mehr dazu kam, zu zeigen, was er eigentlich kann: Al Nasar erwischte ihn bereits in der ersten Runde mit einer unerwarteten Geraden, und so sahen die Zuschauer auch einen KO-Sieg und applaudierten fair für den couragierten Auftritt des Polen. "Ein wenig unerwartet, aber im Boxen kann es einfach manchmal ganz schnell gehen", so Alexander Angermann, der besonders mit der Leistung des Bayerischen Meisters von 2018 und 2019, Muzamiru Kakande, im letzten Kampf zufrieden war. Der variable Techniker, der beide Auslagen boxen kann und bei den Deutschen Meisterschaften nach einem umstrittenen Urteil im Halbfinale "nur" Dritter geworden war, zermürbte seinen Gegner, den polnischen Meister der letzten beiden Jahre, Damian Pichowar und gewann verdient den letzten Kampf des Tages für den BCE. Am Ende stand so ein deutliches 16:10 für die heimische Staffel.

In diesem Jahr habe man leider vor allem aus terminlichen Gründen und aufgrund von verletzungsbedingten Ausfällen keine optimale Staffel aufbieten können, so Angermann. Das lag auch am Fehlen der beiden Eigengewächse und Ausnahmeboxer Raman Sharafa und Jan Richmeier. Denn während sich der 15-jährige Richmeier bei einem Boxevent in Polen zuletzt bereits derart überlegen präsentiert hatte, dass die Gegner aus Katowice keinen in etwa gleichstarken Boxer gegen ihn aufbieten konnten, bereitet sich Routinier Sharafa (36) bereits auf die anstehende Weltmeisterschaft vor, an der er teilnehmen wird.

Aber auch ohne das Nachwuchstalent und den Publikumsliebling der letzten Jahre sahen die Zuschauer im Festzelt gute und spannende Duelle sowie "für die hohen Temperaturen erstaunlich schnelle Kämpfe und harte Paarungen", so Heubusch. "Das Ergebnis geht in der Höhe in Ordnung, aber trotzdem war jeder Kampf hart umkämpft. " Und auch Angermann zeigte sich "zufrieden und glücklich" mit dem gebotenen Boxsport und dem Ergebnis.

Stephan Zengerle