Ingolstadt
Schnelle Entscheidung

Die Technische Hochschule wählt morgen ihren Präsidenten – unmittelbar nach der Kandidatenvorstellung

09.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:26 Uhr

Der THI-Präsident im Fokus: Walter Schober tritt am Freitag wohl erneut zur Wahl an. Öffentlich hat er sich dazu allerdings nicht geäußert. Arch - foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Der Hochschulrat der Technischen Hochschule (TH) wählt morgen einen Präsidenten. Diesmal ist das Prozedere anders als früher: Schon kurz nach der Vorstellung der Kandidaten wird abgestimmt. Das habe man so beschlossen, weil es praktischer sei, sagt die Kanzlerin. Im Vorfeld sickerte durch, dass Walter Schober erneut kandidieren will.

Als im Dezember vor vier Jahren die Wahl des Präsidenten nahte, gab es viel Gelegenheit zur Meinungsbildung. Die Mitglieder des Hochschulrats, die über das Leitungsamt abstimmen, konnten gründlich in sich gehen, denn die drei Bewerber, die es in die finale Runde geschafft hatten, stellten sich eine Woche vor der Wahl in der Hochschule öffentlich vor. Damals bewarben sich die Professoren Christoph Seeßelberg, Markus Petry und Walter Schober um die Nachfolge von Gunter Schweiger, der lang vor der Abstimmung erklärt hatte, nach 14 Jahren an der Spitze der ehemaligen Fachhochschule nicht mehr zu kandidieren. Das Rennen machte der damals 50-jährige Betriebswirtschaftler Walter Schober; er ist seit der Gründung 1994 im Haus.

Eine Woche Bedenkzeit zwischen der Kandidatenvorstellung und der Wahl – das gibt es diesmal nicht mehr. Denn der Hochschulrat der TH hat beschlossen, das Prozedere deutlich zu ändern. Am morgigen Freitag wird der Präsident kaum drei Stunden nach den Bewerbungsvorträgen bestimmt. Es ist folgender Ablauf angekündigt: Von 12 bis 14.15 Uhr tagt der Hochschulrat in Raum E 003 öffentlich. In der Zeit stellen sich die Bewerber vor. Um 16.45 Uhr tritt der Rat an derselben Stelle zusammen, um den Präsidenten zu wählen.

Man habe dieses Vorgehen so festgelegt, weil es einfach praktischer sei, sagt Barbara Rehr, die Kanzlerin der TH, auf Anfrage. Da sich der Hochschulrat seit der Wahl 2011 „komplett neu zusammengesetzt hat, ist im Dialog ermittelt worden, dass die Wahl noch am selben Tag nach den Präsentationen der Kandidaten stattfindet“. Das halte man für praktischer, „weil unter den Mitgliedern des Rats viele Externe sind, die extra anreisen, und um diese Jahreszeit Termine nur schwer zu finden sind“. Aus Sicht der Hochschule, sagt Rehr, die Verwaltungschefin, sei der geringe zeitliche Abstand zwischen den Kandidatenreden und der Entscheidung „kein Problem“.

Die Kanzlerin berichtet, dass sich zwölf Hochschullehrer für die Präsidentschaft beworben haben, zwei von ihnen wurden eingeladen. Ob Amtsinhaber Schober morgen zur Wahl antritt, darf Barbara Rehr nicht sagen: „Wegen des Datenschutzes, der Neutralität und der Chancengleichheit.“ Der Präsident selbst will sich auch nicht äußern. Die DK-Anfrage leitete er an die Kanzlerin weiter.

Wie allerdings gestern trotzdem bekannt wurde, wird Schober erneut antreten, und zwar gegen einen Kandidaten, der aus Hamburg stammen soll. Aus den gleichen Kreisen verlautete, dass nicht jeder im Hochschulrat, der sich aus zehn externen und zehn internen Mitgliedern zusammensetzt, mit dem Vorgehen der Kanzlerin einverstanden ist. Demnach hätte Schober sich gerne schon im Vorfeld der Wahl öffentlich geäußert.

Ingolstadts Alt-OB Alfred Lehmann, eines der externen Mitglieder, sagte gestern, Schober hätte sich schon äußern können. „Er bewirbt sich ja um ein öffentliches Amt.“ Er bestätigte, dass es innerhalb des Wahlgremiums Diskussionen um den Termin gegeben habe. Aber dabei sei es um die Frage gegangen: „Schaffen wir es, die Mitglieder des Hochschulrates alle zusammenzubringen“ Lange im Voraus habe jeder diesen Freitag schon für eine Sitzung geblockt gehabt, aber einen weiteren gemeinsamen freien Termin in der Vorweihnachtszeit zu finden, sei schier unmöglich gewesen. Scheu vor der Öffentlichkeit oder taktische Erwägungen hätten bei der Entscheidung, soweit er das beurteilen könne, keine Rolle gespielt. „Ehrenwort“, sagte Lehmann. Und die Möglichkeit, die Kandidaten zu hören, bestehe ja am Tag der Wahl. Er würde auch nicht anders entscheiden, wenn die Wahl erst eine Woche später wäre, sagte Lehmann.

Unüblich ist das Verfahren nicht: In diesem Jahr wählte auch die Universität in Würzburg, ohne die Kandidatennamen vorher zu veröffentlichen – was ihr aber einige Kritik einbrachte. „Geheime Kommandosache“ betitelte die Würzburger „Mainpost“ ihren Artikel über die Wahl. Dort hatte die Universität allerdings offenbar nicht einmal den Wahltag vorher öffentlich machen wollen.