Rohrbach
Schmankerl aus dem Wald

Hans Tilp aus Rohrbach ist Pilzberater - Auf seinen Touren vermittelt er viel Wissenswertes

12.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:41 Uhr
Auf seinen Pilzführungen gibt Hans Tilp Tipps, wann man am besten in die Schwammerl geht. Jüngst war eine Gruppe des Obst- und Gartenbauvereins Rohr-Gambach dabei. −Foto: Ermert

Rohr - Der Rohrbacher Hans Tilp ist geprüfter Pilzberater der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft (BMG) und hat jüngst auf Einladung des Obst- und Gartenbauvereins Rohr-Gambach eine Exkursion zum Schwammerlsuchen und -kennenlernen durchgeführt. Gartlerchef Stefan Maier geht selbst gerne in die Schwammerl und hatte schon ein Platzerl ausgesucht. Ob es der Platz ist, wo er selbst oft fündig wird, verriet er aber nicht. "Hauptsächlich Maronen wachsen hier", erklärte Maier - aber an dem Tag fand die Gruppe nicht eine Marone, vielleicht deshalb, weil Stefan Maier schon am Vormittag unterwegs war.

 

Dieses Gebiet kannte Schwammerlexperte Tilp noch nicht. Er war aber überrascht, was man dort alles finden konnte. Es war eine breite Vielfalt geboten, allerdings gab es nicht allzuviel zum Ernten, denn an dem Tag war es etwas zu kühl für die Schwammerl, laut dem Pilzexperten. "Man braucht gar keinen speziellen Platz kennen: Man muss nur am richtigen Tag unterwegs sein und vorher darf noch keiner an diesem Platz gewesen sein, dann stehen die Steinpilze parat."

Dafür sah man viele Fliegenpilze. Wo es diese gibt, sind angeblich auch die Steinpilze nicht weit - aber auch das stimmte an diesem Tag nicht. "Dazu ist es jetzt schon fast zu spät", erklärte Tilp, sagte aber auch: "Wer viele Schwammerl kennt, kann das ganze Jahr fündig werden."

Jeder Pilz hat laut Tilp einen Verwechslungspartner, beim Steinpilz beispielsweise ist es der bittere Gallenröhrling, auch Bitterling genannt (siehe auch Kasten). Einen Tipp hatte Hans Tilp gleich zu Beginn: "Pilze, die man kennt, immer abschneiden. Aber solche, bei denen man sich nicht sicher ist und die man nachprüfen lassen will, die sollten mit der kompletten Stielbasis aus der Erde genommen werden - also nicht abschneiden, denn sonst ist es sehr schwierig sie zu bestimmen. Ihr dürft gerne bei mir vorbeikommen", forderte Tilp die unsicheren Schwammerlsucher auf. Es gilt also frei nach Aschenputtel: "Ein Körbchen für die Guten ins Töpfchen und ein Tütchen für die Schlechten."

 

Wer auf Schwammerljagd geht und nichts findet, weil er sich einfach einen schlechten Tag ausgesucht hat, soll sich auf keinen Fall mit älteren Schwammerl begnügen. "Die meisten Vergiftungen kommen von alten Schwammerln, die schon verdorben waren", warnt Tilp. "Immer nur die schönen nehmen, die alten stehen lassen", warnt er. "Am besten ist, man nimmt nur die Pilze mit, die man 100-prozentig kennt. Es geht dabei einfach um die eigene Gesundheit."

Leider gibt es keine generellen Regeln, woran man erkennt, ob giftig oder essbar. Wer sich nicht gut auskennt, sollte von Pilzen mit Lamellen besser die Finger lassen. Als Anfänger ist man gut beraten, wenn man nur Röhrenpilze ohne roten Schwamm sammelt, obwohl es auch da Magen-Darm-Gifte gibt. "Aber Röhrenpilze sind nicht tödlich", versichert Tilp. Wenn man zweifelt, sollte man den Pilz lieber stehen lassen, auch ein Blick in ein zu altes Pilzbuch kann fatal sein, lieber neuere Ausgaben bevorzugen.

Auch die Meinung, dass Pilze, die von Schnecken oder Tieren angefressen sind, nicht giftig sind, stimmt nicht. Es ist keine Gewähr auf Ungiftigkeit, so Schwammerlexperte Tilp. Und wovon der Experte auf alle Fälle abrät, ist, sich auf die Fachkenntnisse eines ungeprüften "Schwammerljägers" zu verlassen: "Das könnte tödlich sein."

Interessant war auch zu hören, dass Pilze keine Pflanzen, aber auch keine Tiere sind. Pilze ernähren sich von zersetztem Material oder gehen Symbiosen mit Bäumen ein. Es gibt auch Schmarotzer, wie die Krause Henne oder Fette Glucke, die den Baum kaputtmachen können.

 

Die Schwammerlgruppe schwärmte aus, war sehr wissbegierig und brachte viele Pilze zum Begutachten. Immer wieder wurde eine Pause eingelegt und Tilp prüfte dann die Pilze, die gefunden wurden. Doch viele fanden vor seinem kritischen Blick keine Gnade: Entweder waren sie nicht essbar, giftig oder einfach schon zu alt.

Vom gefundenen Lilacktrichterling war Hans Tilp ganz begeistert: "Die bringen Farbe in eine Pilzpfanne." Er rät aber gleichzeitig dazu, nur einmal in der Woche nicht mehr als 250 Gramm Waldpilze zu essen, denn sie sind schwer verdaulich. Außerdem soll man die Pilze am gleichen Tag verzehren, weil sie sehr schnell verderben. Er weist außerdem darauf hin, dass man Pilze immer ausreichend garen muss: "Mindestens 20 Minuten, denn viele essbare Pilz sind im Rohzustand giftig."

Hans Tilp ist von Kind an mit den Eltern in die Schwammerl gegangen. "Doch so richtig kennenlernen wollte ich dann die Pilze, als ich als ,zugereister Holledauer' weder Plätze noch Pilze kannte und die Funde sehr, sehr spärlich waren." Ab da ging er regelmäßig raus in die Natur und in den Wald, nun seit rund sieben Jahren.

Tilp ist seit einigen Jahren Mitglied bei den Pilzfreunden Landshut, einem Pilzverein, der Mitglied der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft ist. Dort lernte Tilp dann die Pilze so richtig kennen unter Anleitung von anderen Pilzberatern und einem Pilzsachverständigen. "Seit 2019 bin ich jetzt selbst geprüfter Pilzberater und baue seit einigen Jahren erfolgreich Zuchtpilze selbst in meinem Garten an, vorwiegend Austernseitlinge."

Tilp macht Führungen, Vorträge und Pilzkorbkontrollen in Rohrbach, Zur Viehweide 2, und ist telefonisch unter (08442) 955370 oder Mobil unter (0170) 9023708 und per E-Mail an johann.tilp@t-online.de zu erreichen.

PK

Anna Ermert